Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet UWE

(getauft am 02.12.2017)

 

Auf der Analysekarte vom 01.12.2017 um 01 Uhr MEZ befand sich ein noch unbenanntes Tiefdruckgebiet über Südgrönland mit einem Kerndruck von unter 1000 hPa. Die Zyklone hatte sich in Folge einer Wellenstörung gebildet. Der Begriff Wellenstörung bezeichnet den Beginn einer Zyklogenese, also einer Tiefdruckgebietsentwicklung, bei welcher es zu einer Abweichung im Grundzustand der atmosphärischen Strömung kommt.

Da die Modelle eine Verlagerung dieses Tiefs in Richtung Osten prognostizierten und damit dessen Bedeutung für Mitteleuropa in den nächsten Tagen zunehmen sollte, wurde diese Zyklone am 02.12.2017 von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen UWE getauft. An diesem Tag lag das Tief nördlich von Island und wies bereits eine Okklusionsfront auf. Bei einer Okklusion handelt es sich um eine Mischfront, welche durch den Zusammenschluss von Warm- und Kaltfront entsteht und die Eigenschaften beider Typen in sich vereint.

Die Okklusion verlief von West nach Ost durch den Kern des Tiefs UWE.  Der Okklusionspunkt, also der Punkt, wo sich Kalt- und Warmfront vereinen, befand sich etwa 300 km nordöstlich von Island über dem Atlantik. Die Kaltfront zog sich von dort aus südlich um Island herum und ging südwestlich in eine Warmfront eines unbenannten Tiefs über dem Atlantischen Ozean über. Die Warmfront verlief bis nahe Trondheim, wo sie in die kurze Kaltfront eines sich über Spitzbergen befindenden Tiefs überging. Das Tief UWE sorgte für signifikantes Wetter in Island mit einigem Niederschlag und starken Windböen. In Eyjabakkar wurden zum Beispiel für diesen Tag 9 l/m² gemessen. Außerdem gab es verbreitet in ganz Island Sturmböen, an exponierten Stellen auch Orkanböen, welche für ungemütliches Wetter sorgten. Am Vormittag wurden an vielen Stellen Windböen der Stärke 12 Bft gemessen, wie zum Beispiel in Saudanesviti und Eyjabakkar mit Windgeschwindigkeiten um 130 km/h. Den höchsten gemessenen Wert des Tages gab es in Gagnheidi mit beachtlichen 152 km/h.

Am nächsten Tag lag die Tiefdruckzone UWE über der norwegischen Küste, nordöstlich von Trondheim. Der Kerndruck war deutlich gesunken auf nun unter 985 hPa. Die Okklusion erstreckte sich etwa 400 km südwestlich vom Kern durch diesen hindurch und weiter in einem Bogen über Helsinki, Tallinn und Kopenhagen bis zur Nordseeküste, westlich von Hamburg. Von dort aus verlief eine kleine Warmfront bis westlich der französischen Küste. Die Kaltfront erstreckte sich über die Nordsee und Liverpool und ging, wie am Vortag, in der Nähe von Dublin in die Warmfront eines unbenannten Tiefs über. In Norwegen trat vermehrt mäßiger Regen mit über 20 l/m² auf. In Fiskabygd fielen insgesamt 23 l/m² Niederschlag in flüssiger Form. In der gleichen Region gab es auch kleinere Temperaturabnahmen von einigen Grad im Vergleich zum Vortag. Zum Beispiel sank in Trondheim die Temperatur von 8 °C am 02.12. auf 4°C am 03.12.

Am 04.12.2017 hatte sich das Tief UWE weiter nach Nordosten verlagert und befand sich nun nördlich der Halbinsel Kola, welche zu Russland gehört. Die Okklusion zog sich in einem Bogen vom Kern ausgehend in Richtung Südwesten, vorbei an Archangelsk, Tallin und Berlin bis südlich von Köln. Von dort aus erstreckte sich die Warmfront bis nach Westfrankreich. Die nur noch sehr kurze Kaltfront verlief vom Okklusionspunkt aus bis zum Ärmelkanal. Der Kerndruck stieg leicht auf unter 990 hPa. Das Passieren der Okklusionsfront war vor allem in den Mittelgebirgen spürbar. Auf dem Brocken wurden 76 km/h Wind in Böen gemessen, zusammen mit einem Gesamttagesniederschlag von 26 l/m². Im Berliner Raum gab es auch Niederschlag, wobei dieser mit 2 l/m² nur gering ausfiel.

Das Tiefdruckgebiet UWE hatte sich am darauffolgenden Tag kaum weiterbewegt und befand sich immer noch nördlich der Halbinsel Kola. Die Zyklone UWE verfügte nun nur noch über eine Okklusionsfront, welche in südwestlicher Richtung über Archangelsk und östlich vorbei an Minsk bis nordöstlich von Budapest verlief. Der Kerndruck hatte sich auch nur geringfügig verändert. Die Front brachte vor allem in Russland Schnee. So beispielsweise in Zimnegorskij Majak, wo es bei maximalen -1,8°C zu 4 cm Neuschnee kam und sich die Schneedecke dadurch auf 17 cm erhöhte.

Zum 06.12.2017 hat sich an der Lage des Tief UWE erneut kaum etwas verändert. Der Kerndruck war leicht angestiegen auf unter 995 hPa und die Okklusion hatte weiter an Stärke verloren. Die Mischfront verlief in einem Bogen über die Barentssee bis nach Zentralfinnland.

Bis zum 01 Uhr-Termin des 07.12.2017 hatte die Zyklone UWE sein Frontensystem verloren und somit keinen Einfluss mehr auf das Wettergeschehen. Bei zunehmendem Anstieg des Kerndrucks löste sich das Tief UWE im Laufe des Tages auf und konnte nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden.


 

Geschrieben am von Leon Bührle

Berliner Wetterkarte: 02.12.2017

Pate: Uwe Clausen