Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet UWE

(getauft am 04.07.2017)

 

Am 04.07.2017 verlagerte sich ein Tiefdruckgebiet zwischen Hoch GISELA über dem zentralen Nordatlantik und den Azoren im Süden in Richtung Golf von Biskaya. Dieses Tief wurde in der Prognose für den Folgetag auf den Namen UWE getauft.

Auf der Berliner Wetterkarte für den 05.07.17 um 02 Uhr MESZ wurde das Zentrum des Tiefs UWE rund 200 km nordwestlich von Galicien registriert und wies dort einen Druck von knapp über 1013 hPa auf. Anschließend an eine Wellenstörung über den Benelux-Staaten und den Britischen Inseln verlief die zum Tief UWE zugehörige Warmfront von der südlichen Irischen See 700 km nach Südwesten, wo sie unmittelbar in die Kaltfront überging, was ein Merkmal für ein noch junges Tiefdruckgebiet ist. Die Kaltfront erstreckte sich in einem großen, etwa 1750 km langen Bogen zwischen der Iberischen Halbinsel und den Azoren. An der Warmfront fiel nur gelegentlich geringer Regen. Die höchste 12-stündige Regenmenge bis 08 Uhr MESZ wurde auf Valentia Island im Südwesten Irlands mit 1 l/m² gemessen. Beim Durchzug von Regenschauern an der Kaltfront regnete es im selben Zeitraum lokal deutlich mehr, so in Lugo mit 5 l/m² oder in Mondonedo mit 6,8 l/m². Beide Stationen liegen in der Region Galicien. Im Warmsektor, also dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, stieg in der einfließenden kontinentalen Tropikluft die Temperatur bis auf 30,9°C in Sevilla, 33,6°C in Albacete oder 38,6°C in Granada.

Bis zum Folgetag verlagerte sich die Zyklone UWE nach Nordosten und lag nun bei fast unverändertem Kerndruck mit dem Zentrum rund 100 km südlich der Bretagne. Die sehr kurze Okklusion erstreckte sich einmal von West nach Ost quer über die Bretagne. Eine Okklusion stellt dabei eine Mischfront dar, die durch den Zusammenschluss aus Warm- und Kaltfront am sogenannten Okklusionspunkt entsteht. Vom Okklusionspunkt nahe Rennes verlief die Warmfront nach Osten über eine Länge von 1300 km, bis sich über dem Süden Tschechiens der Kaltfront einer kleinen Wellenstörung anschloss. Die bogenförmige Kaltfront führte über dem westlichen Frankreich von der Normandie bis zum Pyrenäenvorland. Im weiteren Verlauf des Frontensystems hatte sich aus einer Welle ein neues, kleines Tief über der Iberischen Halbinsel entwickelt. Da das Tief UWE mit seinem relativ hohen Kerndruck wenig wetterwirksam war, regnete es im Bereich der verschiedenen Fronten nur sehr wenig. In Orléans oder in Bobeck bei Jena wurden beispielsweise bis 08 Uhr MESZ in 12 Stunden nur 0,8 bzw. 0,5 l/m² an Niederschlag registriert. Nördlich der Warmfront betrug die Höchsttemperatur in Lübben oder in Alfhausen bei Osnabrück 25,9°C. Mit dem Zustrom von Subtropikluft im Warmsektor wurde verbreitet die 30-Grad-Marke überschritten. Die höchsten Temperaturen wurden dabei in Ihringen im Breisgau mit 36,3°C oder in Chateauroux in Zentralfrankreich mit 36,1°C gemessen. Hinter der schwachen Kaltfront stiegen die Temperaturen auf immerhin noch sehr warme 26,6°C in Nantes, 29°C in Limoges oder 29,7°C in Bordeaux.

Innerhalb der anschließenden 24 Stunden zog der Wirbel UWE mit seinem Zentrum weiter nach Nordosten bis zur südlichen Nordsee zwischen England und den Niederlanden. Mit etwas unter 1014 hPa blieb der minimale Druck im Kern praktisch stabil. Die sehr kurze Okklusion erstreckte sich vom Zentrum der Zyklone nordwestwärts bis zum Raum Den Haag. An der niederländischen Nordseeküste befand sich demzufolge auch der Okklusionspunkt. Die Warmfront verlief größtenteils zwischen den Hochdruckgebieten GISELA und FRANCOISE von den Niederlanden bis über den Süden Serbiens über circa 1600 km. Dort schloss sich eine kurze Kaltfront an. Die Kaltfront des Tiefs UWE reichte bogenförmig über Belgien und den Norden Frankreichs und anschließend nach Südwesten bis zur nördlichen Biskaya. Infolge der Hebungsprozesse an der Warmfront kam es zu teils länger anhaltenden sowie schauerartig verstärkten und gewittrig durchsetzten Regen. Innerhalb von 12 Stunden bis 08 Uhr MESZ regnete es zum Beispiel in Bad Homburg 13,4 l/m², 22 l/m² in Idar-Oberstein oder bis zu 27,1 l/m² in Amorbach-Neudorf zwischen Würzburg und Heidelberg. An der Kaltfront regnete es dabei weniger. In Charleville oder in Saint-Quentin wurden nur 4 l/m² Niederschlag im selben Zeitraum registriert. Auch der Temperaturabfall fiel nur sehr gering aus. Im Bereich der Warmfront sah das ganz anders aus. Während nördlich der Warmfront die Höchsttemperaturen 24,1°C in Schwerin oder 24,8°C in Hamburg-Fuhlsbüttel betrugen, wurden im Warmsektor 30,3°C in Bonn oder sogar bis zu 35,5°C in Ihringen erreicht.

Am 08.07.17 um 02 Uhr MESZ befand sich das Tiefdruckgebiet UWE mit dem Zentrum bereits über der deutschen Ostseeküste. Mit 1014 hPa blieb der Druck im Kern weiterhin stabil. Die Okklusion erstreckte sich vom Kern nach Nordwesten bis über das südliche Dänemark. Ganz in der Nähe des Zentrums der Zyklone UWE befand sich auch der Okklusionspunkt, von wo aus die etwa 400 km lange Warmfront über den Nordosten Deutschlands und Westpolen führte. Im weiteren Verlauf der Front schloss sich eine schwache Wellenstörung an. Die Kaltfront verlief in einem Bogen vom westlichen Mecklenburg über das Vogtland und Bayern. Danach wie sie westwärts über den Breisgau und Frankreich bis zur Biskayaküste. Im Einflussbereich der Warmfront und dem nördlichen Teil der Kaltfront fielen 5,6 l/m² in Lübben oder 4,9 l/m² in Garsebach bei Meißen. Bei lokal kräftigen Schauern kamen beispielsweise in Cottbus zwischen 03 und 04 Uhr MESZ 5,2 l/m² zusammen. Am Nordrand der Alpen regnete es aufgrund der zusätzlichen orographischen Hebung erheblich mehr. Die 12-stündigen Regenmengen bis 08 Uhr MESZ betrugen zum Beispiel in Kufstein 18 l/m² oder in Lenggries 32,1 l/m². Mit dem Durchzug der Kaltfront sank die Temperatur spürbar. Vor der Kaltfront wurde noch oft ein Heißer Tag von mindestens 30°C als Höchsttemperatur erreicht, wie in Nancy mit 31,9°C oder in Karlsruhe mit 34,6°C. Hinter der Front wurden nur noch 22,8°C am Bremer Flughafen oder 24°C in Waren gemessen.

Bis zum 09.07. verlagerte sich der Wirbel UWE unter Verstärkung weiter nach Nordosten. Der Druck im Kern, welcher über Stockholm registriert wurde, betrug etwa 1008 hPa. Die kurze Mischfront zog sich über den Norden Gotlands, wo sich auch der Okklusionspunkt befand. Die Warmfront verlief von dort nach Südosten bis nach Moldawien über 1350 km. Die Kaltfront erstreckte sich derweil in einem recht weiten Bogen über die Ostsee, Polen und Mitteldeutschland bis über die Niederlande. Im Anschluss an diese Front folgte die Warmfront des jungen Tiefs WOLF. Die höchste 12-stündige Regenmenge an der Warmfront bis 08 Uhr MESZ fiel in Terespol im polnisch-weißrussischen Grenzgebiet mit 7 l/m². Bei Durchzug von Schauern kamen sogar 11 l/m² in Grodno im Westen Weißrusslands zusammen. An der nur schwach ausgeprägten Kaltfront regnete es im Bereich des nördlichen Harzvorlandes am meisten. So betrug die Niederschlagsmenge im selben Zeitraum an der Station Liebenburg-Othfresen 6 l/m². Ansonsten fielen die Regenmengen geringer aus, so beispielsweise in Magdeburg mit 2,5 l/m² oder in Delbrück mit 1,7 l/m². Vor der Warmfront und hinter der Kaltfront stiegen die Temperaturen nur auf Werte von 21,8°C in Smolensk oder 22,9°C in Soltau. Im Warmsektor zwischen Warm- und Kaltfront wurde an vielen Orten die 30-Grad-Marke überschritten. So in der Wiener Innenstadt mit 31°C oder 30°C in Bamberg.

Mit der Verlagerung der Tiefs VINCENT und WOLF nach Osten und der Intensivierung von letzterem, löste sich die Zyklone UWE bis zum folgenden Tag auf und konnte nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 08.09.2017 von Matthias Janke

Berliner Wetterkarte: 07.07.2017

Pate: Uwe Schier