Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet UWE

(getauft am 07.02.2019)

 

Im Laufe des 07.02.2019 entwickelte sich zentral über dem Nordatlantik ein Tiefdruckgebiet in einer schwachen Wellenstörung der Polarfront. Die Polarfront bezeichnet die Grenze zwischen den kalten polaren Luftmassen im Norden und den milden subtropischen Luftmassen weiter südlich. Da dieses Tiefdruckgebiet im weiteren Verlauf Einfluss auf das europäische Wetter nehmen sollte, wurde es in der Prognose für den 08.02. auf den Namen UWE getauft.

Tief UWE hatte an diesem Tag um 01 Uhr MEZ einen Kerndruck von knapp 1015 hPa. Damit war der Druck für ein Tiefdruckgebiet vergleichsweise hoch, zumal der durchschnittliche Luftdruck in Bodennähe ca. 1013 hPa beträgt. Durch die schwache Wellenstörung hatte sich ein typisches Frontensystem mit Kalt- und Warmfront ausgebildet. Warm- und Kaltfront bezeichnen hier die Grenze zwischen zwei unterschiedlich temperierten Luftmassen. Die Warmfront verlief nach Nordosten und mündete in die Kaltfront von Tief THOMAS mit Kern westlich von Irland. Die Kaltfront war nach Südwesten gerichtet.

Zum nächsten Tag verlagerte sich der Wirbel UWE nach Osten und lag um 01 Uhr MEZ über dem Nordostatlantik. Dort intensivierte er sich aufgrund von starken Temperaturgegensätzen. Im Westen befand sich in einigen Kilometern Höhe eine kalte Luftströmung und im Osten herrschte eine warme, subtropische Luftmasse vor. Durch diesen Einfluss sank der Kerndruck auf unter 1005 hPa ab. Die Warmfront verlief in östliche Richtung und mündete etwa über A Coruña wie tags zuvor in die Kaltfront des Tiefs THOMAS. Die Kaltfront erstreckte sich weiterhin nach Südwesten weit über den Atlantik. Die Warmfront traf am Nachmittag und Abend auf das Festland der Iberischen Halbinsel und bewegte sich nordostwärts bis nach Frankreich vor. In der Nacht zum 10.02. regnete es vor allem in der Küstenregion rund um die spanische Stadt Vigo. Durch die orographisch bedingten Hebungsvorgänge an der Küste lagen die Niederschlagsintensitäten zum Teil bei 10 l/m² innerhalb eines einstündigen Intervalls. In Casas Do Porto fielen zwischen 04 und 06 Uhr MEZ 27 l/m² Regen. In der gesamten Nacht wurden an der Station Vimianzo-Castrelo knapp 30 l/m² registriert. Außerdem frischte der Westwind auf und wehte in Böen vereinzelt orkanartig. In der Nähe von Viveiro an der Küste wurden Windgeschwindigkeiten bis 107 km/h um 23 Uhr MEZ gemessen, was Stärke 11 auf der Beaufort-Skala entspricht.

Die Zyklone UWE geriet im Tagesverlauf in eine starke Westströmung, wodurch sie sich mit beachtlicher Geschwindigkeit nach Osten verlagern konnte. So lag das Tiefdruckgebiet zu Beginn des 10.02. mit knapp 1000 hPa etwa über der französischen Gemeinde Saint-Brieuc. Zudem hatte Tief UWE zu okkludieren begonnen. Bei einer Okklusion handelt es sich um die Bildung einer Mischfront, welche durch den Zusammenschluss von Warm- und Kaltfront entsteht und die Eigenschaften beider Typen in sich vereint. Die Okklusionsfront verlief von der Keltischen See nach Südosten bis zum Kernbereich der Zyklone und spaltete sich dort im Okklusionspunkt in die Warm- und Kaltfront auf. Erstere erstreckte sich von dort aus in einem konvexen Bogen bis über die Westalpen. Die Kaltfront war nach Südwesten ausgerichtet und mündete in einem nachfolgenden Tiefdruckgebiet. Die größten Niederschlagsmengen wurden in Westdeutschland und in der Schweiz erfasst. Auf dem Säntis in der Schweiz in 2.500 Metern Höhe fielen 65 l/m² Niederschlag in Form von Schnee. In Deutschland regnete es verbreitet, wobei die größte Niederschlagsmenge im Harz auf dem Brocken mit 70 l/m² zusammenkam. Im Mittelgebirge befand sich die Schneefallgrenze knapp über 1.000 Meter, sodass es am Gipfel des Brockens schneite. Bereits knapp unterhalb des Gipfels ging der Schnee allerdings in Schneeregen und schließlich in Regen über. In Berlin-Dahlem regnete es ebenfalls anhaltend mit insgesamt 11 l/m². Die stärksten Windböen traten im Schwarzwald auf dem Feldberg auf. Um 15 Uhr MEZ wehte der Wind dort mit fast 150 km/h. Aber auch in den Alpen und am Brocken wurde wiederholt Orkanstärke erreicht. Durch den Warmfrontdurchzug stiegen die Temperaturen zudem um bis zu 6 Kelvin an.

Am 11.02. um 01 Uhr MEZ lag der Wirbel UWE mit seinem Kern über der polnischen Ostseeküste. Die Okklusion hatte sich weiter ausgeprägt und zog sich vom Kern aus nach Südwesten bis über die deutschen Mittelgebirge. Die Warmfront verlief Richtung Osten bis über die polnisch-weißrussische Grenze, die Kaltfront verlief südwärts über Warschau und Budapest und mündete dann über Italien in die Warmfront eines unbenannten Tiefs. Besonders die Okklusionsfront sorgte für Niederschlag in Bayern und Österreich, wobei sich der Schwerpunkt im Alpenvorland und den Alpen befand. Die Schneefallgrenze fiel auf knapp 1.000 Meter, sodass auch einige Alpentäler Schneefall verzeichneten. Am Feuerkogel schneite es 28 l/m², was je nach Dichte des Schnees ungefähr 45 cm Neuschnee entspricht. Aber auch in den deutschen Alpen fielen 20 cm Neuschnee in Oberstdorf und 26 cm an der Station Ramsau-Schwarzeck. Die Temperatur war deutlich um bis zu 10 Kelvin gesunken. Am Nachmittag sank sie auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, von -7°C des Vortages auf -16°C. Die stärksten Windböen wurden im Riesengebirge auf der Schneekoppe mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h registriert.

Am folgenden Tag befand sich der Wirbel UWE mit einem Kerndruck von knapp 995 hPa über Estland und Lettland. Die kurze Okklusion hatte sich fast aufgelöst und nach Westen über die Ostseeküste.  Die Warmfront war nach Nordosten gerichtet und ging südlich der Halbinsel Kola in die Kaltfront des Tiefs THOMAS über. Die Kaltfront der Zyklone UWE hingegen erstreckte sich nach Süden über Minsk und endete in einer Warmfront nordwestlich des Schwarzen Meers. In Narva, Jõhvi und Jõgeva fielen 8 bis 10 l/m² Niederschlag. In den umliegenden russischen Stationen wurden ebenfalls einige Liter Regen registriert. Beim Durchzug der Kaltfront über dem südwestlichen Teil Russlands kam es häufig zu konvektiven Niederschlägen. In Kursk wurden mit 18 l/m² die höchsten Niederschlagsmengen verzeichnet. Trotzdem war eine deutliche Abschwächung des Wirbels UWE ersichtlich. Grund dafür war das blockierende Hochdruckgebiet CHLOE über Russland. Außerdem näherte sich von Westen eine weitere Antizyklone mit dem Namen DORIT, wodurch sich der Wirbel UWE schließlich auflöste und ab dem 13.02.2019 nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte erschien.