Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet UWE

(getauft am 12.12.2019)

 

In der zweiten Dezemberwoche 2019 entwickelte sich über Norditalien ein neuer, eigenständiger Tiefdruckwirbel, der anhand der Prognosekarte vom 12.12. für 12 Uhr UTC bzw. 13 Uhr MEZ des 13.12. auf den Namen UWE getauft wurde. Dieser Wirbel hatte sich bereits in der Nacht zum 12.12. südlich der Alpen über dem Golf von Genua ausprägen können und befand sich gegen 00 Uhr UTC des 13.12. mit seinem Zentrum und einem Druck von unter 990 hPa unweit von Nizza. Von seinem Kern erstreckte sich zu jenem Zeitpunkt bereits eine kleinskalige Okklusionsfront bis zu ihrem Okklusionspunkt in südlicher Richtung auf das Mittelmeer hinaus. Als Okklusionsfront wird dabei eine Mischfront verstanden, die aus dem Zusammenschluss von Warm- und Kaltfront hervorgeht und oft durch anhaltende, ergiebige Niederschläge gekennzeichnet ist. Vom Okklusionspunkt, der Stelle, an der Warm- und Kaltfront ineinander übergehen, erstreckte sich eine Warmfront bis nach Algier und die ihr nacheilende Kaltfront in westlicher Richtung bis nach Barcelona, wo sie sich mit dem Frontensystem des über Großbritannien liegenden Tiefdrucksystem TONI verband.

Nachdem der Tiefdruckwirbel UWE in den vergangenen 24 Stunden annähern stationär über dem Großraum Genua verbleiben war gewann er im Tagesverlauf rasch an Stärke und verlagerte sich zunehmend nach Osten. Durch Hebungsprozesse sowohl im Kernbereich des Wirbels als auch entlang dessen Fronten wurde die bodennahen feucht-warm Luft des Mittelmeerraums in deutlich kältere Luftschichten geführt, wodurch sich ein markantes Niederschlagsfeld ausprägen konnte. Dieses brachte zunächst weiten Regionen Italiens teils sehr ergiebigen Regen, der örtlich auch von Gewittern begleitet war und in höheren Lagen sowie auch im Norden des Landes auch als Schnee fiel. So fielen binnen 24 Stunden in Mailand 14,0 mm, am Flughafen von Venedig 22,0 mm und in Pisa sowie Rom jeweils 31,0 mm Niederschlag. Neben Rom und Venetien lag ein weiterer Schwerpunkt der Niederschläge entlang der Südflanke der Richtung Adria ziehenden Zyklone. Während in Neapel innerhalb von 24 Stunden 29 mm gemessen wurden fielen im selben Zeitraum auf dem Monte Scuro 45,0 mm und in Lamezia Terme bis zu 82,0 mm. Lediglich die nunmehr relativ hohe Zuggeschwindigkeit des Wirbels stand noch höheren Regenmengen entgegen. Nachdem das regenreiche Tief UWE Italien überquert hatte gewann es über der Adria weiter an Kraft. Beim Auftreffen auf die dortigen Gebirgsketten und dem dadurch erzwungenen Aufsteigen sowie durch Stauprozesse erfuhren dessen Niederschläge noch zusätzliche Intensivierung. Von Slowenien bis Griechenland wurden so besonders in den küstennahen Regionen Regenmengen von 30 mm in 24 Stunden vielerorts überschritten: Im slowenischen Portorož waren 32,9 mm, auf der griechischen Insel Korfu 38,0 mm und im montenegrinischen Tivat 55,0 mm gefallen. Im kroatischen Makarska konnten bis zu 77,8 mm registriert werden. Doch auch im Hinterland fielen die Niederschläge mit Regenmengen zwischen 18,7 mm in Ljubljana und 27,7 mm bosnischen Mostar ergiebig aus.

Zum 14.12. hatte sich die Mittelmeerzyklone UWE über Italien hinweg zur Adria verlagert und befand sich um 00 Uhr UTC mit einem auf unter 985 hPa gefallenen Kerndruck westlich von Split (Kroatien). Seine vom Zentrum nach Süden verlaufende Okklusionsfront hatte ihren Okklusionspunkt nahe Lecce im Süden Italiens. Von dort erstreckte sich eine Warmfront bis an die Küste Ostlibyens und eine Kaltfront in einem Bogen über Sizilien bis südlich von Sardinien, wo sie in das Frontensystem des südlich des steuernden Tiefdrucksystem TONI vom Nordatlantik zum Ärmelkanal gezogenen Wirbels VEIKO überging. Von der Adria verlagerte sich das Tief UWE mit seinem zunächst noch sehr ausgeprägten Niederschlagsfeld über Griechenland nach Kreta und anschließend, über dem östlichen Mittelmeer zunehmend an Intensität verlierend, weiter in Richtiung Ägypten. Der Schwerpunkt der Niederschläge konzentrierte sich dabei entlang dessen Zentrum auf Griechenland sowie auf den Westen der Türkei. Innerhalb von 24 Stunden brachten Schauer und lokale Gewitter auf Samos 20,0 mm, an der Station Tatoi nördlich von Athen 24,3 mm, und auf Rhodos 31,7 mm. Auf türkischer Seite wurden im selben Zeitraum in Çeşme 11,3 mm, bei Bodrum 31,8 mm und in Marmaris bis zu 57,4 mm registriert. Mit Annäherung an Zypern weitete sich das zunehmend an Intensität einbüßende Niederschlagsfeld bis in den Norden Ägyptens aus, erreichte diesen jedoch nur noch in stark abgeschwächter Form. Wurden auf Zypern vielerorts noch Regenmengen um oder über 10 mm gemessen – von der Station Larnaca wurden noch bis zu 48,2 mm in unter 12 Stunden gemeldet – brachten die aufziehenden Ausläufer des Tiefs UWE in Port Said, am nördlichen Ende des Suez-Kanals gelegen, noch 0,5 mm mit sich, während es in Alexandria und Kairo zunächst noch gänzlich trocken blieb oder nur vereinzelte Tropfen fielen.

Gegen 00 Uhr UTC des 15.12. hatte das Mittelmeertief UWE mit einem inzwischen auf etwa 1005 hPa angestiegenen Kerndruck das Seegebiet zwischen Kreta und Zypern erreicht. Dessen Warmfront war in den vergangenen 24 Stunden vollständig von der ihr nacheilenden Kaltfront eingeholt worden. Die daraus resultierende Okklusionsfront erstreckte sich vom Zentrum des Wirbels in einem Spiralbogen von Zypern über Rhodos und Alexandria bis nach Tripolis und nahm über dem Norden Ägypten und Libyens den Charakter einer Kaltfront an. Der Wirbel schwächte sich in den darauf folgenden Stunden zunehmend ab und verließ zugleich auf seiner südöstlichen bis östlichen Zugbahn den von der Berliner Wetterkarte erfassten Analysebereich, wodurch Tief UWE nachfolgend nicht mehr auf jener als eigenständiger Wirbel namentlich verzeichnet werden konnte. Letzte ihm zuzuordnende Niederschläge konzentrierten sich im Wesentlichen auf Teile Zyperns und die Mittelmeerküste Ägyptens und brachten bis 18 Uhr UTC bei Yeni Erenköy 4,6 mm, in Alexandria 8,0 mm und in İskele 10,2 mm. Mit Ausnahme von Tobruk, hier waren noch 9 mm gefallen, blieb es in Libyen wie auch im Inland Ägyptens und Israels weitestgehend trocken. Lediglich entlang der Golfs von Suez und Akaba, den nördlichen Ausbuchtungen des Roten Meeres, wurde ehe sich das Tief UWE in der Nacht zum 16.12. gänzlich auflöste noch vereinzelte, leichte Niederschläge von zumeist unter einem Millimeter in 24 Stunden registriert.