Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
UWE
(getauft
am 15.12. 2009)
Tief UWE bildete sich bereits am 14.12.
infolge eines vom Nordmeer auf Skandinavien treffenden verwellenden
Frontensystems und wurde am 15.12., dem Tag der Taufe, über dem mittleren
Skandinavien zum Zentrum des besagten Frontensystems. Der östliche Ausläufer
des anfangs noch schwach ausgebildeten Tiefs entsprach der Vorderseite einer extrem
kalten Luftmasse arktischen Ursprungs, die sich als Bodenhoch ELLEN auf
Mitteleuropa zubewegte. Mit der südwestwärts gerichteten Drift der
Luftmassengrenze wurde der kleine Wirbel UWE quasi antizyklonal ausgebremst, so
dass sich dieser lediglich von Südschweden bis zur Ostsee vorarbeiten konnte.
Über der noch relativ warmen Ostsee, welche auf die darüber liegenden kälteren
Luftschichten labil einwirkte, verstärkte sich UWE ein wenig (von 1019 auf 1010
hPa) und driftete schließlich am 16.12. über die südliche Nordsee nach Westeuropa.
Am 17.12. lag das Tiefzentrum mit 1005 hPa über Frankreich. Damit war der Weg
frei für das Vordringen der Kaltluft, welche bereits den Osten Deutschlands
erreicht hatte. Bis hinunter nach Frankreich gab es kräftigen Schneefall, der
dort am Morgen des 18.12. Höhen von 2 bis 12 cm erreichte (in Paris 5 cm). Auch
an den deutschen Küstengebieten gab es Dauerschneefall, wobei die größten
Schneehöhen in Friesland ermittelt wurden: rund um Groningen 15-30 cm,
Norderney und Emden 17 cm, St. Peter-Ording 14 cm. Noch höhere Schneeflächen
fanden sich zu diesem Zeitpunkt nur auf den Gipfeln der Mittelgebirge. Derweil
fiel die Temperatur südlich einer Linie Usedom-Oberrhein in der Nacht zum
18.12. verbreitet auf unter -10 °C. Die tiefste Temperatur meldete mit -15,2 °C
Lechfeld westlich von München. In Berlin blieb es dann vom 18. bis 20.12. auch
tagsüber kälter als -10 °C, während nachts bis zu -16 °C gemessen wurden. Ein
Maximum von unter -10 °C gab es in Berlin-Dahlem zuletzt am 23.01.2006. Im
Monat Dezember kann hier im Mittel mit zwei Fällen pro Jahrzehnt gerechnet
werden, an denen die Temperatur nicht über -10 °C steigt. Am kältesten wurde es
während dieser kurzen Kältephase in der Nacht zum 19.12. mit -21,6 °C auf dem
Brocken. Unmittelbar über dem Erdboden fiel die Temperatur in Klettwitz in der
Niederlausitz sogar auf -23 °C. Doch zurück zum eigentlichen Geschehen um UWE,
welcher sich am 18.12. bereits über dem nördlichen Mittelmeer befand. Auf
dessen Rückseite (Westflanke) wurde die Kaltluft weiter bis zur Iberischen
Halbinsel und Süditalien gelenkt, so dass es in der Nacht zum 19.12. auch in
zentralen Teilen Frankreichs strengen Frost von unter -10 °C gab (Chatauroux
bis -13 °C) und in Oberitalien selbst tagsüber Frostwetter herrschte (nachts in
Mailand-Malpensa bis -14 °C). Am 19.12. hatte die Kaltluft von Mitteleuropa
ausgehend schließlich den gesamten westlichen Mittelmeerraum geflutet. Im
nordspanischen Burgos (894 m) wurden bei 10 cm Schnee -17,1 °C gemessen, in
Madrid -8,8 °C. Leichten Frost gab es mit -2,9 °C auch in Palma de Mallorca.
Auf der Vorderseite des inzwischen über Süditalien liegenden Tiefzentrums (995
hPa) gelangte derweil warme Luft subtropischen Ursprungs in den südöstlichen
Mittelmeerraum, wo es Temperaturen bis über +20 °C gab. Auch nachts kühlte es
dort kaum unter +10 °C ab, in der feuchten Luft über Griechenland blieben die
nächtlichen Minima sogar bei +17 °C stehen (Athen, Heraklion). Im frontalen
Bereich zwischen der kalten und warmen Luftmasse gab es stellenweise heftige
Niederschläge (innerhalb 12 Stunden in Palermo 40 mm und in Titograd 49 mm). In
den Folgetagen verlagerte sich UWE über ein zweites Zentrum vom Karpatenraum
über die Ukraine und Weißrussland zurück in den Ostseeraum (993 hPa) und von
dort über Skandinavien zum Nordmeer zwischen Norwegen und der Insel Jan Mayen,
wo sich der Tiefdruckwirbel noch einmal kräftig verstärkte (auf 985 hPa), bevor
er am 24.12. von dem nachfolgenden Tiefdruckkomplex ZEPHYRINUS-YANN einverleibt
wurde.
Geschrieben am 28.01. 2010 von
R. Löwenherz
Wetterkarte: 16.12. 2009
Pate: Uwe Siem