Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet UWE

(getauft am 28.11.2013)

 

Über Südgrönland bildete sich in der Nacht zum 28.11. unterhalb eines kleinräumigen Troges, d.h. eines Vorstoßes kalter Luft im nach Süden in einer Höhe von 5,5 Kilometern, am Boden ein zugehöriges Tiefdruckgebiet aus, das anhand der Analyse für 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ auf den Namen UWE getauft wurde.

Mit einem Kerndruck von knapp unter 1015 hPa befand sich das Zentrum des Tiefs UWE etwa 200 Kilometer südlich von Tasiilaq über der Irmingersee. Ein zugehöriges Frontensystem konnte zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht analysiert werden. Im Laufe des Tages verlagerte der sich rasch verstärkende Wirbel UWE nach Osten und überquerte im Laufe der Mittags- und frühen Nachmittagsstunden Island, wodurch entlang der Küsten leichter bis mäßiger und zum Teil schauerartig verstärkter Regen einsetzte, der abseits der Küsten im Inland in Schnee überging. Bis 18 Uhr UTC fielen beispielsweise innerhalb von 9 Stunden in Reykjavik 6 Liter, in Eyrarbakki 10 Liter und in Akranes bis zu 15 Liter Niederschlag pro Quadratmeter.

Zum 29.11. war der Druck im Kern des Tiefdruckgebietes UWE auf unter 995 hPa gefallen, sein Zentrum befand sich gegen 00 Uhr UTC etwa
150 Kilometer östlich von Island. Vom Kern ging sowohl eine Warm- als auch eine Kaltfront aus. Die Warmfront verlief in südlicher Richtung über die Nordsee und London hinweg und endete über dem Ärmelkanal. Die Kaltfront zog sich an den schottischen Inseln entlang nach Südwesten und endete über dem zentralen Atlantik. Das Regengebiet verlagerte sich im Laufe der Nacht mit dem Tief weiter in östlicher Richtung und hatte bis 12 Uhr UTC die Färöer überquert und Norwegen und Dänemark erreicht. In Thorshavn auf den Färöern fielen innerhalb von 12 Stunden bis 06 Uhr UTC durch mäßige bis starke Regenschauer 13 Liter pro Quadratmeter. Auf dem dänischen Festland und entlang der norwegischen Westküste setzten am späten Vormittag Niederschläge ein. Im süddänischen Skrydstrup Sogn wurde z.B. bis 06 Uhr UTC des nächsten Morgens eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 18 Liter pro Quadratmeter erfasst. Eine Messstation im norwegischen Obrestad meldete im gleichen Zeitraum bis zu 27 Liter pro Quadratmeter. Im Laufe des Nachmittags erreichte das Niederschlagsgebiet auch Deutschland. Dieses brachte besonders in den Küsten- und Mittelgebirgsregionen nennenswerte Niederschläge. So wurden in Bremerhaven und Hamburg innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr des Folgetages Regenmengen von 15 bzw. 16 Liter pro Quadratmeter gemessen, in Braunlage waren es bis zu 19 Liter pro Quadratmeter. Auf dem Brocken wandelte sich der Regen bei Temperaturen um -2°C in leichten bis mäßigen Schneefall, der bis 06 Uhr UTC eine Niederschlagsumme von 17 Liter pro Quadratmeter in den vergangenen 24 Stunden ergab und so zu einer Schneedecke von insgesamt 29 Zentimetern führte.

Am 30.11. hatte das Tief UWE mit seinem Zentrum den Nordosten Deutschlands erreicht und lag gegen 00 Uhr UTC mit seinem Kern und einen auf 1005 hPa gestiegenen Druck unweit von Rostock. In östlicher und westlicher Richtung gingen vom Kern zwei Okklusionsfronten aus. Als Okklusionsfront wird dabei eine Mischfront bezeichnet, die sowohl Warm- als auch Kaltfronteigenschaften aufweist. Die Stelle, an der sich Warm- und Kaltfront zur Okklusion vereinen wird Okklusionspunkt genannt. Die erste Okklusionsfront verlief in einem engen Bogen von Rostock über Zentralpolen nach München und weiter bis zu ihrem Okklusionspunkt über dem französischen Zentralmassiv, wo sie sich in eine Warm- und eine Kaltfront aufspaltete. Während die Kaltfront in westlicher Richtung bis weit über den Atlantik reichte, endete die Warmfront über Nordwestspanien nahe Oviedo. Die zweite Okklusionsfront zog sich vom Kern aus zunächst nach Westen, beschrieb die Ostküste Englands erreichend einen Bogen nach Nordosten und verband sich über der nördlichen Nordsee mit dem Frontensystems eines anderen Wirbels. Das Niederschlagsband hatte in der Nacht auch Frankreich und Süddeutschland erreicht. Im Süden Deutschlands fielen die Niederschläge zumeist als Schnee. Oberstdorf, Stötten und die Messstation auf der Zugspitze meldeten bis 06 Uhr UTC eine 12-stündige Niederschlagsmenge von je 7 Liter pro Quadratmeter. Auf dem Feldberg wurden im gleichen Zeitraum 13 Liter und auf dem Großen Arber im Bayrischen Wald bis zu 16 Liter pro Quadratmeter registriert. In Bordeaux und Clermont-Ferrand waren es je 4 Liter und bei Besançon 7 Liter pro Quadratmeter. Im Laufe des Nachmittags schwächte sich das Tiefdrucksystem UWE zunehmend ab. Das Schneefallgebiet zog dabei unter Auflösung Richtung Alpen und brachte bei Oberstdorf bis 18 Uhr UTC noch einmal 0,3 Liter und auf der Zugspitze zusätzliche 5 Liter pro Quadratmeter. In Stötten und auf dem Großen Arber konnte dagegen nur leichter Niederschlag erfasst werden.

Bis zum 01.12. hatte sich das Tief UWE schließlich soweit abgeschwächt, dass es gegen 00 Uhr UTC nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 

 

Geschrieben am 14.12.13 von Christian Ulmer

Berliner Wetterkarte: 29.11.2013

Pate: Uwe Brzezek