Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet UZ

(getauft am 08.07.2013)

 

Anfang Juli 2013 verlagerte sich ein Tiefdruckgebiet vom Nordwestatlantik weiter in nordwestliche Richtung und befand sich am 08.07.2013 um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, einige hundert Kilometer vor der Südwestküste Islands. Da zu erkennen war, dass dieser Tiefdruckwirbel einen Einfluss auf das europäische Wettergeschehen nehmen sollte, wurde er noch am selben Tag auf den Namen UZ getauft.

An seinem Tauftag besaß das Tief UZ einen Kerndruck von 1010 hPa. Von diesem Kern ging eine kurze Okklusionsfront aus und erstreckte sich in nordwestliche Richtung. Eine Okklusion entsteht, wenn im Laufe der Lebensdauer eines Tiefdruckgebietes die schneller ziehende Kaltfront die vor ihr langsamer ziehende Warmfront einholt. Dadurch entsteht ein Frontentyp, welcher Warm- sowie Kaltfronteigenschaften besitzt und als Okklusionsfront bezeichnet wird. Der Okklusionspunkt, welcher sich einige hundert Kilometer vor der Südwestküste Islands befand, stellt den Ort dar, an dem sich die  Okklusion in Warm- und Kaltfront aufspaltet. Die Warmfront verlief einen Bogen beschreibend vom Okklusionspunkt aus über die Südküste Islands bis nach Nordschottland. Die Kaltfront zog sich ebenfalls vom Kern aus zunächst in südöstliche Richtung, bevor auch sie einen Bogen beschrieb und nach Südwesten wies. Nach einigen hundert Kilometern ging die Kaltfront dann über dem zentralen Nordatlantik in eine Warmfront eines sich über der Nordostküste Nordamerikas befindlichen Tiefdruckgebiets über. Mit Durchzug der Warmfront stieg im Einflussgebiet die Temperatur an. So beispielsweise in Stornoway auf der schottischen Insel Lewis and Harris, wo noch am Vortag 15°C als Höchsttemperatur gemessen wurde. An diesem Tag befand sich die Stadt nach dem Warmfrontdurchgang bereits im Warmsektor des Tiefs, welcher den Bereich zwischen Warm- und Kaltfront darstellt, wodurch Temperaturen von 19°C erreicht wurden.

Bis zum 09.07. verlagerte sich das Tiefdruckgebiet UZ weiter in Richtung Nordosten und befand sich mit seinem Zentrum um 00 Uhr UTC einige hundert Kilometer vor der Westküste Skandinaviens über der Norwegischen See. Der Kerndruck veränderte sich im Gegensatz zum Vortag nicht und betrug somit weiterhin 1010 hPa. Vom Kern gingen einerseits eine kurze Okklusionsfront in südwestliche Richtung und andererseits Warm- sowie Kaltfront in südliche Richtungen aus. Der Okklusionspunkt befand sich hierbei nahe dem Tiefzentrum. Von diesem spaltete sich die einige hundert Kilometer lange Warmfront ab und verlief über das östliche Europäische Nordmeer entlang der Westküste Norwegens. Die Kaltfront erstreckte sich in südwestliche Richtung über die Färöer bis sie schließlich südlich von Island in eine Warmfront eines weiteren Tiefdruckgebietes über der Westküste Grönlands überging. Bereits in der Nacht zuvor kam es aufgrund des Kaltfrontdurchzuges über dem europäischen Nordmeer zu Niederschlägen. So fiel bis 06 Uhr UTC an diesem Tag in Thorshavn auf den Färöer 16 l/m².

Durch die Höhenströmung in rund 5,5 km Höhe angetrieben, verlagerte sich das Tief UZ bis zum 10.07. weiter in Richtung Westen. Dabei spaltete sich  das Tiefdrucksystem UZ auf und besaß um 00 Uhr UTC zwei Tiefdruckkerne. Das Tief UZ I besaß einen Kerndruck von etwa 1005 hPa und befand sich mit seinem Zentrum nördlich der Halbinsel Kola. Von diesem ging einerseits eine Warmfront in südliche Richtung aus, welche über Kola und dem Weißen Meer verlief. Andererseits erstreckte sich eine Höhenokklusionsfront, welche eine Luftmassengrenze ist, die man nur in der Höhe und nicht am Boden als solche identifizieren kann, in südwestliche Richtung, bevor sie danach über Zentralfinnland in eine Kaltfront am Boden überging. An diese Kaltfront schloss sich nördlich von Stockholm die Warmfront des Tiefs UZ II an. Diese hatte nur eine geringe Reichweite und ging nordöstlich vom Zentrum der Zyklone UZ II aus, welches sich über Südschweden befand. Des Weiteren konnte dem Wirbel UZ II eine Kaltfront zugeordnet werden, welche zunächst in südöstliche Richtung wies und dann in einem Bogen über dem Süden Dänemarks und Schottland führte bis sie über der Insel Lewis und Harris in eine Warmfront eines anderen Tiefdruckgebietes überging. Der Kerndruck des Tiefs UZ II betrug etwa 1012 hPa. Beim Durchzug der Kaltfront von diesem Tief kam es in einigen Regionen durch das Heranführen maritimer subpolarer Luftmassen zu deutlichen Temperatursenkungen. So fiel die Tageshöchsttemperatur in Edinburgh von 29°C am Vortag auf 20°C ab. In anderen Städten fiel die Temperatur nicht so stark. In Kopenhagen sank die Höchsttemperatur nur um 4 Grad auf nun 21°C. Ähnlich geschah dies in Manchester. Auch hier fiel das Tagesmaximum um 4 Grad nach dem Kaltfrontdurchzug auf 22°C. Das Tief UZ I brachte ebenfalls Temperaturänderungen mit sich. Im 850-hPa-Niveau, welches sich in einer Höhe von rund 1,5 Kilometer befindet, flossen feuchte arktische Luftmassen in das Einflussgebiet der Zyklone UZ I, welche sich bis zum Boden durchsetzten. Im russischen Murmansk fiel dadurch die Tageshöchsttemperatur von 18°C am Vortag auf 13°C ab.

Große Niederschlagsmengen wurden durch den Einfluss von Tief UZ II vor allem im Bereich von Süd- und Zentralschweden registriert. Bis 06 Uhr UTC an diesem Tag fielen innerhalb von 24 Stunden in Edsbyn 23 l/m² aus vorwiegend schauerartigem Niederschlag. In anderen Gebieten fielen durch den Einfluss der beiden Teiltiefdruckgebiete im selben Zeitraum in Uppsala 3 l/m², in Murmansk 2 l/m² und in Kopenhagen 0,2 l/m² Niederschlag.

Am 11.07. befand sich das Tief UZ I um 00 Uhr UTC mit einem im Gegensatz zum Vortag verstärktem Kerndruck von 1000 hPa über der westlichen Karasee. Von seinem Zentrum aus verlief eine Höhenokklusion über mehrere hundert Kilometer in südwestliche Richtung und ging dann östlich der Stadt Archangelsk in eine Kaltfront über, welche sich weiter nach Südwesten erstreckte. Vor der Küste Lettlands über der Ostsee ging diese dann in die Warmfront des Tiefs UZ II über. Dieses lag mit seinem Zentrum nördlich von Gdansk über der Ostsee und besaß einen Kerndruck von 1010 hPa. Von diesem Zentrum ging eine kurze Okklusionsfront aus, welche sich am Okklusionspunkt über der Ostsee auf Breite von Riga in die bereits erwähnte Warmfront, welche nach Nordosten wies, sowie in eine Kaltfront aufspaltete. Diese verlief in einem Bogen über Litauen, Ostpolen, Österreich und den Südosten Bayerns bis über die nördliche Schweiz. Beim Durchzug der Kaltfront des Tiefs UZ II sanken auch in Deutschland die Tageshöchsttemperaturen durch die herangeführten maritimen subpolaren Luftmassen deutlich ab. In Görlitz fiel sie von 25,2°C am Vortag auf nun 16,4°C. In Dresden sank die Tageshöchsttemperatur im Gegensatz zum Vortag um 6,4 Grad, in Cottbus um 7,5 Grad und in Carlsfeld um 7,7 Grad. Auch in der Nacht zuvor blieben die beiden Zyklonen UZ I und UZ II wetterwirksam. So fielen beim Durchzug der Kaltfront von Tief UZ II bis 06 Uhr UTC innerhalb von 24 Stunden in Linz 4 l/m², in Amstetten 12 l/m², in Gmunden 16 l/m² und in Poysdorf im Nordosten Österreichs 17 l/m² überwiegend aus Schauern. Auch in Warschau und dem in der Nähe des Zentrums der Zyklone UZ II befindlichen Kaliningrad fielen mit 5 bzw. 7 l/m² nennenswerte Niederschlagsmengen. 

Bis zum 12.07. verlagerte sich das Tiefdruckgebiet UZ I mit seinem Zentrum bis über den Nordwesten Russlands und das Tief UZ II zog mit einem Kerndruck von etwa 1012 hPa in südöstliche Richtung weiter und lag um 00 Uhr UTC über dem Dreiländereck Polen-Weißrussland-Ukraine. Von diesem Zentrum ging eine kurze Höhenokklusion aus, die sich am Okklusionspunkt über dem Süden Weißrusslands einerseits in eine Kaltfront, welche bogenförmig bis Bologna reichte und andererseits in eine kurze Warmfront aufspaltete. Die Warmfront wies in nordöstliche Richtung und ging südwestlich von Moskau in die langgestreckte Kaltfront des Tiefs UZ I über, die über mehrere tausend Kilometer hinweg bis zum Fluss Petschora verlief. Es kam vor allem durch den Einfluss von Tief UZ II zu Unwettern und vermehrten Niederschlägen. So wurden im Laufe des Tages über Ost- und Südostpolen Schauer und Gewitter gemeldet. Dabei fielen bei teils länger anhaltenden Regenfällen bis 06 Uhr UTC 24-stündige Niederschlagsmengen von beispielsweise 38 l/m² in Bialystok. Im kroatischen Rijeka brachte der Kaltfrontdurchzug in demselben Zeitraum sogar eine Niederschlagsmenge von 52 l/m². Schon in der Nacht zuvor kam es in Venedig zu Schauern und Gewittern, wobei eine Niederschlagsmenge von 5 l/m² gemessen wurde. Die konvektive Bewölkung, welche mit dem Tiefdruckwirbel UZ II einherging, reichte in ihrer Ausdehnung auch bis Deutschland, wodurch auch hier schauerartige Niederschläge registriert wurden, die aber nur geringe Regenmengen hervorriefen. Dabei wurden 24-stündig 5 l/m² in Cottbus, 6 l/m² in Manschow und 8 l/m² in Görlitz gemessen.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Tiefdrucksystem bestehend aus den Zentren UZ I und UZ II nur wenig nach Nordosten. Auch an diesem Tag kam es im Bereich von Tief UZ II zu kräftigen schauerartigen Regenfällen. Bis 06 Uhr UTC fielen dabei in Torun 24-stündig 36 l/m² und in Elbing sogar 45 l/m² Niederschlag. In Kaliningrad und im bulgarischen Varna fielen immerhin noch 21 bzw. 12 l/m² Regen. In Deutschland wurde an diesem Tag hingegen nur noch der äußerste Osten vom Wirbel UZ II beeinflusst. Dabei wurde eine maximale 24-stündige Niederschlagsmenge von 7 l/m² in Görlitz registriert.

Am 14.07. besaß das Bodentief UZ nur noch einen Kern und lag mit seinem Zentrum westlich unter dem dazugehörigen Höhentief über dem Grenzgebiet zwischen Polen und Weißrussland. Der Kerndruck betrug an diesem Tag etwa 1012 hPa. Vom Zentrum ging eine Okklusion in nordöstliche Richtung aus, welche einen Bogen über Litauen, Lettland und den Norden Weißrusslands beschrieb und südwestlich von Moskau in den Charakter einer Kaltfront wechselte. Diese zog sich anschließend über die westliche Ukraine bis zu der im Schwarzen Meer gelegenen Halbinsel Krim. Durch den Einfluss von Tief UZ wurden abermals hohe Niederschlagsmengen gemeldet. So kam es vor allem in Ostpolen, Weißrussland und Litauen zu lang anhaltenden Regenfällen. Innerhalb von 24 Stunden wurden bis 06 Uhr UTC in Minsk 59 l/m² und in Wilna immerhin noch 34 l/m² gemessen. Im weißrussischen Polotsk fielen sogar 65 l/m² Niederschlag.

Im Laufe des Tages löste sich das nach Osten weiterziehende Tief UZ jedoch langsam auf, sodass es am 15.07. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte als eigenständiges Tiefdruckgebiet analysiert werden konnte.   

 

 

 


Geschrieben von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 11.07.2013

Pate: Horst Uzar