Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet VALENTA
(getauft am 24.02.2012)
Am 24. Februar 2012 bildete sich vor der kanadischen
Insel Neufundland ein Tiefdruckgebiet, das auf den Namen VALENTA getauft wurde.
Es entstand als kurzwellige Störung am Rande einer sowohl am Boden als auch in
der Höhe ausgeprägten Zyklone, die über der Davisstraße zwischen Kanada und
Grönland lag.
Der Kerndruck des Wirbels VALENTA betrug am Tag der
Taufe etwas unter 1005 hPa. Vom Kern gingen drei Luftmassengrenzen aus. Zum
einen verlief eine Mischfront mit Warm- und Kaltlufteigenschaften, die
sogenannte Okklusionsfront, einige Hundert Kilometer nach Westen, um dort in
eine verwellte Luftmassengrenze überzugehen, die bis ins kanadische Labrador zu
verfolgen war. Zum anderen ging vom Kern des Tiefs VALENTA eine knapp 1000
Kilometer nach Osten verlaufende Warmfront aus. Außerdem zog sich vom Kern des
Wirbels VALENTA eine Kaltfront halbkreisförmig zuerst in südliche Richtungen
und dann nach Westen, um etwa auf der geographischen Länge des Tiefdruckkerns
in die Warmfront eines weiteren, über der kanadischen Insel Neuschottland
liegenden Tiefs überzugehen. Zwischen dem Höhentief über Grönland und einem
zwischen den Azoren und der Biskaya liegenden Höhenhoch herrschte über dem
Nordatlantik eine kräftige westliche Höhenströmung, mit der auch die im
Bodenniveau entwickelten Tiefdruckgebiete schnell nach Osten zogen, so auch das
Tief VALENTA.
Dementsprechend befand sich der Kern des Wirbels
VALENTA am Folgetag morgens bereits knapp südlich von Island. Der Druck im
Tiefdruckzentrum betrug etwas unter 1000 hPa. Von dort ausgehend war eine
Okklusionsfront zu erkennen, die einen Bogen bis zum Okklusionspunkt auf halber
Strecke zwischen Island und Irland beschrieb, an dem eine mehrere Hundert
Kilometer weiter nach Südwesten verlaufende Warmfront sowie eine dahinter
folgende Front folgten. Die letztgenannte Luftmassengrenze war nur für eine
kurze Distanz vom Okklusionspunkt ausgehend als Kaltfront ausgeprägt, und ging
bald dahinter in die Warmfront des nachfolgenden, mittlerweile östlich von
Neufundland befindlichen Tiefs über. Die kurze, schneller ziehende Kaltfront
holte die langsamere Warmfront des Tiefs VALENTA rasch ein, sodass sich die
Fronten wie in einem Reißverschluss zu einer gemeinsamen Okklusionsfront
vereinigten. Die Wetteraktivität in der Nähe des Tiefdruckzentrums und am
Okklusionspunkt war größer als am Südrand des Wirbels VALENTA. So gab es in der
isländischen Hauptstadt Reykjavik Schneeregen, während es weiter südöstlich und
weiter vom Tiefdruckkern entfernt auf den Faröer-Inseln leicht bewölkt war.
Auch war es in Reykjavik mit 3°C Höchsttemperatur deutlich kühler als auf den
Faröer-Inseln mit maximal 8°C, was nicht nur durch die Bewölkung und den
Niederschlag und damit die fehlende Sonneneinstrahlung zu erklären ist, sondern
auch durch die über Island stärker ausgeprägte Zufuhr kälterer Luftmassen aus
Norden im Vergleich zu milderer Luft im Bereich der Faröer-Inseln.
Am folgenden Tag, dem 26. Februar befand sich das
Tief mit seinem Zentrum nordöstlich von Island und damit am Rande des
nachfolgenden, auf den Namen WALLY getauften Tiefs, welches westlich von Island
lag. Vom Zentrum des Tiefs VALENTA ausgehend zog sich in südöstlicher bis
südlicher Richtung eine Okklusionsfront, die über die vor Schottland liegenden
Shetland-Inseln verlief. Dort machte sie sich durch starke Bewölkung bemerkbar
und ging über Nordengland in das Frontensystem des Tiefs WALLY über. In dieses
wurde das Tiefdruckgebiet VALENTA am nächsten Tag schließlich vollständig
integriert. Somit konnte die Zyklone VALENTA am 26. Februar zum letzten Mal als
eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am 20.4.2012 von Heiko Wiese
Berliner Wetterkarte: 25.2.2012
Pate: Tim Rohrer