Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet VANECHKA
(getauft
am 08.12.2015)
Anfang
Dezember 2015 stellte sich über Europa eine starke zyklonale Westlage ein.
Immer wieder zogen vom Atlantik her stark ausgeprägte Tiefdruckgebiete über
große Teile Mittel- und Nordeuropas hinweg und brachten dabei stürmisches und
vor allem sehr mildes Wetter mit sich.
Am 08.
Dezember entstand an der Polarfront, wo warme Luftmassen aus dem Süden und
kalte Luftmassen aus dem Norden aufeinandertreffen, ein Tiefdruckgebiet. Dieses
sollte das Wettergeschehen in Mitteleuropa beeinflussen und wurde daher auf den
Namen VANECHKA getauft. Das Tief VANECHKA befand sich ca. 500 km östlich von
Neufundland und erreichte im Kern einen Druck von etwas unter 1000 hPa. Die
Warm- und Kaltfront waren mit einer Länge von ca. 500 km relativ kurz
ausgeprägt.
Bis
zum 09. Dezember konnte sich das Tief VANECHKA in der starken Höhenströmung,
also etwa in einer Höhe von 5,5 km, rasch nach Osten verlagern und verstärken.
Der Kern befand sich mit einem Druck von 993 hPa ca. 600 km südlich von Island
und 700 km westlich von Schottland und zog bis zum Abend weiter nach Nordosten,
so dass die Warmfront und die Kaltfront auf Großbritannien übergriffen. Um 13
Uhr MEZ hatte die Warmfront den nördlichen Teil Großbritanniens überquert.
Dabei fielen 12-stündig nördlich einer Linie Dublin - Manchester 1 bis 18 mm.
Die höchsten Regenmengen fielen in Schottland mit gebietsweise 10 bis 18 mm.
Aber auch in Irland und im nördlichen England fielen stellenweise hohe Mengen,
wie beispielsweise in Claremorris mit 17 mm und in Shap mit 18 mm. Sonst blieb es meist bei geringeren Mengen
von 1 bis 5 mm. Mit Durchgang der Warmfront drehte der Wind auf Südwest, so dass
maritime Luftmassen subpolaren Ursprungs herangeführt wurden. Die Temperaturen stiegen
verbreitet auf 9 bis 13°C an. Im Süden von England konnten bei 6 bis 7 Stunden
Sonnenschein Werte von 11 bis 13°C erreicht werden. Spitzenreiter war London
mit 13,0°C. Nördlich der Linie Dublin-Manchester blieb es dagegen ganztägig
bedeckt. Hinter der Warmfront stellte sich ein starker Gradient zwischen den
Isobaren, also Linien gleichen Luftdruckes, ein. Damit gab es auch außerhalb
der Fronten starke Windböen. Gebietsweise wurden Sturmböen von 70 bis 100 km/h
gemessen. Besonders mit Durchgang der Warmfront, bzw. der Kaltfront im Verkauf
des Abends, konnten stellenweise über 100 km/h gemessen werden. In Shap wurden 107 km/h, in Dublin 98 km/h und im walisischen Aberdaron 109 km/h registriert. Vereinzelt reichte es für
Orkanböen bis ins Flachland. Das irische Belmullet
verzeichnete 122 km/h und das walisische Capel Curig 128 km/h. Die höchsten Windgeschwindigkeiten wurden
allerdings in Schottland erreicht. Im Tiefland wurden 80 bis 119 km/h gemessen,
in den Bergen erreichten die Böen auf dem Aonach Mòr und den Cairngorms Mountains
181 km/h. Weniger stark ausgeprägt waren die Böen im Süden Großbritanniens,
dort wurden 50 bis 80 km/h verzeichnet, in London beispielsweise 54 km/h.
Am 10.
Dezember um 01 Uhr MEZ befand sich der Kern von Tief VANECHKA knapp nördlich
der Färöer-Inseln. Der Druck konnte sich nochmals vertiefen und erreichte Werte
von ca. 973 hPa. Westlich des Kerns hatte sich eine kurze Okklusion gebildet.
Diese entsteht, wenn die Kaltfront mit einer höheren Zuggeschwindigkeit die
Warmfront einholt, diese anhebt und sich im sogenannten Okklusionspunkt eine
Mischfront – die Okklusion – ausbildet. Die ca. 600 km lange Warmfront
erstreckte sich von der Südwestküste Norwegens bis Südschweden. Die Kaltfront
erreichte eine Länge von ca. 2500 km und reichte von Südwestnorwegen über die
Nordsee, Manchester, Dublin bis über den Atlantik. Dort ging die Kaltfront in
die Warmfront des nachfolgenden Tiefs WERNER über. Bis zum Abend verlagerte
sich der Kern nur noch langsam nach Nordosten. Mit Durchgang der Kaltfront kam
es besonders im nordwestlichen England und Wales zu intensiven Regenfällen. In
diesen Regionen fielen in nur 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ 20 bis 40 mm.
Spitzenreiter waren das englische Shap mit 45 mm und
das walisische Capel Curig,
wo sogar 69 mm fielen. 24- stündig fielen in
Schottland, Irland und im Nordwesten Englands 10 bis 40 mm. Shap
konnte 67 mm und Capel Curig
75 mm vermelden. Bis 07 Uhr MEZ blieb es südöstlich einer Linie Cardiff - Nottingham,
bis auf vereinzelt geringe Mengen bis 0,2 mm, meist trocken. Dies änderte sich
mit weiterer Südostverlagerung der Kaltfront. Bis 07 Uhr MEZ des Folgetages
fielen im südlichen England und Wales 24-stündig 5 bis 25 mm, in London fielen
6 mm. Auch hinter der Kaltfront kam es zu Niederschlägen. In der eingeflossenen
Polarluft bildeten sich verbreitet Schauer. So konnten im übrigen
Großbritannien 3 bis 13 mm gemessen werden. Die Temperaturen erreichten in
Südengland vor der Kaltfront milde 10 bis 13°C, in Mittelengland 8 bis 10°C
sowie in Irland und Schottland 4 bis 8°C. Im Einflussgebiet der Kaltfront blieb
es bedeckt, in Irland schien für 2 bis 4, im östlichen Schottland bis zu 5
Stunden die Sonne. Im Vergleich zum Vortag fielen die erreichten Windspitzen
etwas schwächer aus. Meist wurden 50 bis 80 km/h gemessen. Nur an den Küsten
von Wales und in Schottland wurden vereinzelt über 100 km/h registriert. Aberdaron vermeldete 100 km/h, Capel
Curig 106 km/h und die schottische Insel South Uist 101 km/h. In den schottischen Bergen wurden maximal
152 km/h erreicht. Im Tagesverlauf des 10. Dezember überquerten Warm- und
Kaltfront Südnorwegen, Mittel- und Südschweden, sowie Mittel- und Südfinnland.
In diesen Regionen erreichten die Temperaturen milde 7 bis 10°C. Bis 07 Uhr MEZ
des Folgetages fielen dort 3 bis 15 mm. Geringer blieben die Mengen in
Mittelschweden, wo nur knapp 1 bis 3 mm fiel. Intensiver waren die Regenfälle
an der Südwestküste Norwegens, dort wurden 15 bis 35 mm gemessen, Spitzenreiter
war Fossmark mit 43 mm. Auch in Mittelfinnland fielen
10 bis 15 mm. Die maximalen Windböen erreichten meist 50 bis 80 km/h. An der
Südwestküste Norwegens wurden mit Durchgang der Kaltfront 80 bis 108 km/h
verzeichnet. Örtlich wurden deutlich stärkere Böen gemeldet, wie in Ona Li mit 130 km/h, in Sula mit 148
km/h und in Krakenes mit 166 km/h.
Am 11.
Dezember um 01 Uhr MEZ befand sich der Kern von Tief VANECHKA über der
Norwegischen See ca. 250 km nordwestlich von Trondheim. Der Druck blieb mit ca.
973 hPa konstant. Östlich des Kerns erstreckte sich bis zu einem Tief über
Mittelfinnland die Okklusion, östlich davon eine kurze
Warmfront. Die Kaltfront verlief von Mittelfinnland über die Ostsee,
Südschweden und Süddänemark bis über dem Ärmelkanal. Die Regenmengen blieben
entlang der Okklusion und der Warmfront meist unter 2 mm. Nur an der
norwegischen Westküste gab es in der maritimen Polarluft höhere
Niederschlagssummen. Diese lagen meist bei 2 bis 10 mm, stellenweise wurden in
24 Stunden 15 bis 20 mm gemessen. In Norwegen nahe dem Tiefdruckzentrum wurden Windböen
von 70 bis 90 km/h, direkt an der Küste auch über 100 km/h gemessen, wie in Buholmrasa oder in Nordoyan Fyr mit je 115 km/h. Auf der Ölplattform Heidrun Oil Field nahe dem Tiefdruckkern konnte mit 120 km/h eine
Orkanböe registriert werden. Die Kaltfront verlagerte sich im Tagesverlauf
langsam südostwärts und reichte am Abend von Nordwestrussland über Polen bis
Luxemburg. An ihr wurden verbreitet Windböen von 50 bis 70 km/h gemessen, an
der deutschen Nordseeküste auf Norderney beispielsweise 72 km/h oder in St. Peter
Ording 90 km/h. Auf dem Leuchtturm Alte Weser wurden
101 km/h gemessen. Bis 07 Uhr MEZ des Folgetages fielen an der Kaltfront
zwischen 1 und 10 mm Niederschlag. Der Temperaturrückgang an der Kaltfront war
nur geringfügig. Am Vortag wurden Höchstwerte von 6 bis 8°C erreicht, am 11.
Dezember lagen diese von Nordwestrussland bis Polen bei 1 bis 5°C, in
Deutschland blieb es mit 5 bis 8°C ähnlich mild wie am Vortag. In
Großbritannien blieb weiter ein starker Gradient
aufrechterhalten, so dass es dort erneut Windböen von 50 bis 80 km/h, an der
Irischen und Schottischen See auch bis knapp 100 km/h gab. Bei gebietsweise 1
bis 5 Sonnenstunden stellte sich wechselhaftes Schauerwetter ein. Dabei fielen
1 bis 6 mm, in Schottland örtlich 10 bis 14 mm. Besonders in Mittelengland und
im Osten Irlands wurde kein Niederschlag beobachtet.
Am
Folgetag um 01 Uhr MEZ befand sich der Tiefdruckkern mit einem Druck von ca.
987 hPa ungefähr 150 km nordöstlich von Trondheim an der norwegischen Küste.
Vom Kern erstreckte sich in östliche Richtung bis zum Uralgebirge die
Okklusion. Die Niederschlagsmengen betrugen südlich der Okklusion nur 0,1 bis 2
mm, vor der Front in Nordschweden und Nordfinnland fielen bei 0 bis -5°C zwischen
2 bis maximal 15 mm in Form von Schnee, in Norwegen meist als Regen. Stärkere
Windböen wurden an der norwegischen Westküste gemessen, wie beispielsweise in Nord-Solvaer mit 104 km/h.
Bis
zum 13. Dezember verlagerte sich das Tief VANECKA bis knapp nördlich von
Helsinki mit einem Druck von 1003 hPa. Dabei konnten keine Fronten mehr analysiert
werden. Der Wettereinfluss blieb gering, es bildeten sich allerdings schwache
Schneeschauer mit Niederschlagsmengen von 0,1 bis maximal 2 mm. Bis zum 14.
Dezember schwächte sich das Tief VANECHKA soweit ab, dass der Wirbel nicht
weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 07.02.2016
von Dennis Schneider
Berliner Wetterkarte:
10.12.2015
Pate: Stefan Kösters