Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet VERONIQUE
(getauft am 27.08.2018)
Mitte der dritten Augustdekade 2018
begann sich ein Tiefdruckgebiet unter stetiger Verstärkung von der Labradorsee
westlich von Grönland über den Nordatlantik in Richtung Osten zu verlagern.
Unterstützt wurde das Tiefdruckgebiet durch einen ausgeprägten Höhenwirbel in
der mittleren Troposphäre, welcher Teil eines nordatlantischen Troges, d.h.
eines Kaltluftvorstoßes nach Süden, war. Am 27.08. befand sich das Bodentief
schließlich südlich der Dänemarkstraße zwischen Grönland und Island, wobei sich
der korrespondierende Höhenwirbel nahezu zentral über diesem ausdehnte. Da
dieses Tief auch Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa nehmen sollte,
wurde es in der Prognose für den Folgetag auf den Namen VERONIQUE getauft.
Um 01 Uhr MEZ am 28.08. konnte die
Zyklone VERONIQUE etwa 400 km südwestlich von Island mit einem Kerndruck von
ca. 990 hPa analysiert werden. Teile des zugehörigen Frontensystems waren
bereits okkludiert, d.h. die Kaltfront hatte die Warmfront zum Teil eingeholt
und die warme Luft angehoben. Am sogenannten Okklusionspunkt, wo Kalt- und
Warmfront aufeinandertreffen, entstand dadurch ein neuer Frontentyp, welcher
Okklusion genannt wird und Eigenschaften beider Frontenarten besitzt. Die
Okklusion verlief bogenförmig nach Osten und spaltete sich etwa auf halber
Wegstrecke zwischen den Britischen Inseln und Island in eine bis nach Irland
reichende Warm- und eine nach Südwesten weisende Kaltfront auf.
Mit der Annäherung des Tiefs VERONIQUE
setzte in Island bereits am Vortag kräftiger Regen ein, welcher sich innerhalb
von 15 Stunden bis 10 Uhr MEZ auf jeweils 15 l/m² in Dalatangi und am Flughafen
in Keflavik sowie 38 l/m² in Akurnes
summierte. Mit dem Übergreifen des Frontensystems auf Irland und Großbritannien
konnte auch dort ab den Nachmittagsstunden zum Teil mäßiger und mit Schauern
durchsetzter Regen beobachtet werden. Bis 19 Uhr MEZ wurden dabei 9 l/m² auf
der Hebrideninsel Tiree und 5 l/m² im irischen Claremorris gemessen.
In der Folge stagnierte die
Ostverlagerung des Tiefs VERONIQUE. In der Höhe hatte sich vom Mittelmeer über
Zentral- bis nach Nordeuropa ein Keil ausgedehnt, welcher warme Luftmassen nach
Norden transportierte. Der Keil blockierte somit die Verlagerung des Höhenwirbels
und zwang ihn auf eine Zugbahn in Richtung Nordosten. Zusätzlich teilte sich
der Höhenwirbel bei der Überquerung Islands in zwei Zentren auf, was auch mit
einer Aufspaltung des Tiefdruckkerns der Bodenzyklone VERONIQUE einherging.
Dadurch befanden sich um 01 Uhr MEZ am 29.08. einerseits das Tief VERONIQUE I
ohne zugehöriges Frontensystem südöstlich von Island und andererseits das Tief
VERONIQUE II nordöstlich von Island, wobei beide Wirbel einen Zentrumsdruck von
rund 995 hPa aufwiesen. Vom Tief VERONIQUE II erstreckte sich eine Okklusion
bogenförmig nach Osten und spaltete sich über der Norwegischen See in Warm- und
Kaltfront auf. Die Warmfront reichte nur kurz nach Südosten bis vor die Küste
nahe Trondheim. Die Kaltfront verlief hingegen nach Südwesten über Schottland,
den Osten Irlands und die westliche Biskaya bis nordöstlich der Azoren. Etwa
100 km von der Nordwestspitze Spaniens entfernt spaltete sich außerdem eine
weitere kurze Warmfront ab, die ca. 400 km westlich der portugiesischen Küste
endete. Bis zum Morgen konzentrierten sich die dem Tiefdrucksystem VERONIQUE
zuzuschreibenden Niederschläge auf die Britischen Inseln. In den vorangegangen
12 Stunden kamen dabei bis 07 Uhr MEZ dieses Tages 5 l/m² im schottischen Machrihanish und 6 l/m² in Port Ellen auf der Hebrideninsel
Islay zusammen. Abseits davon sorgte auch die Nähe
des Tiefdruckkerns der Zyklone VERONIQUE II für einsetzenden Regen auf der
Nordmeerinsel Jan Mayen, wodurch dort insgesamt 8 l/m² verzeichnet wurden.
Bis zum Abend löste sich zwar das
Tief VERONIQUE I wieder auf, jedoch begannen die Tiefausläufer auch auf den
Süden Norwegens überzugreifen. Durch das dort vorhandene gebirgige Terrain und
der damit verbundenen orographischen Hebung von Luftmassen verstärkte sich die
Niederschlagsintensität an der Kaltfront deutlich. Die höchsten Regenmengen
konnten dabei in Bergen mit 21 l/m², an der Station Sirdal-Haugen
mit 37 l/m² und am Leuchtturm Lista Fyr mit 42 l/m² registriert werden.
Das Tiefdruckzentrum des Systems
VERONIQUE hatte sich derweil weiter nach Norden verlagert und wurde um 01 Uhr
MEZ am 30.08. mit einem Druck von etwa 995 hPa knapp nördlich von Jan Mayen
analysiert. Durch das mitteleuropäische Tief WANDA konzentrierte sich die
Niederschlagsaktivität des Wirbels VERONIQUE weiterhin auf Norwegen und
breitete sich im Tagesverlauf auch über Schweden aus. Während bis 07 Uhr MEZ
innerhalb von 12 Stunden 14 l/m² am Hornsund auf
Spitzbergen, 16 l/m² in Kotsoy, nochmals 25 l/m² an
der Station Sirdal-Haugen und 29 l/m² in Drammen bei Oslo gemessen wurden, registrierte man bis 19
Uhr MEZ in Ny-Alesund auf Spitzbergen 24 l/m², in Alvdalen in Mittelschweden 21 l/m² und in Malexander im Süden Schwedens 32 l/m² Regen. Gleichzeitig
transportierte die Kaltfront arktische Luftmassen nach Osten, welche in
Mittelnorwegen zu sinkenden Temperaturen führten. An einigen Stationen wurden
über 5 Grad weniger als am Vortag verzeichnet, wie beispielsweise an der
Station Vega-Vallsjo, wo sich das Tagesmaximum von
19,9°C am 29.08. auf nun 13,9°C verringerte.
Der nach Norden weisenden Höhenströmung
folgend verlagerte sich das Tief VERONIQUE im weiteren Verlauf über Spitzbergen
in Richtung Nordpolarmeer. Dabei verließ es am 31.08.2018 den
Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte und konnte somit nicht weiter auf
jener namentlich verzeichnet werden.