Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet VERUCA

(getauft am 25.12.2018)

 

Im Verlauf des 25. Dezembers 2018 bildete sich über dem Nordatlantik am Rande eines Tiefdruckkomplexes mit Schwerpunkt über der Labradorsee ein neues Tiefdruckgebiet aus, das in der Prognose für den Folgetag auf den Namen VERUCA getauft wurde.

Am 26. Dezember wurde das Tief VERUCA etwa über Island analysiert und lag dabei mit knapp 1000 hPa am Rande eines unbenannten Tiefdruckgebietes zwischen der Südspitze Grönlands und Island. Dieses war mit dem Tief VERUCA durch eine Okklusionsfront – eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften – verbunden. Das Zentrum der Zyklone VERUCA lag im Endbereich dieser Okklusionsfront und damit in etwa am Okklusionspunkt. An diesem schieben sich die kühleren Luftmassen der Kaltfront unter die vorlaufenden, wärmeren Luftmassen, die durch die Warmfront gekennzeichnet werden. Die Warmfront des Tiefdruckgebietes VERUCA verlief vom Okklusionspunkt nach Südosten und Süden über das Europäische Nordmeer und endete vor der norwegischen Südwestküste etwa vor Stavanger. Die nachfolgende Kaltfront zog sich vom Okklusionspunkt in einem Bogen nach Süden und Südwesten über die Färöer-Inseln, die Nordküste Schottlands und Nordirland bis über den Nordostatlantik, wo sie in die Warmfront eines unbenannten Tiefs überging. Der Durchzug der Warmfront des Tiefs VERUCA war besonders in Großbritannien zu spüren gewesen: Während in der Nacht zum 25. Dezember nämlich die Tiefsttemperatur im Norden und Osten Großbritanniens vielerorts im leichten bis mäßigen Frostbereich lagen, wie z.B. mit -8°C im schottischen Aboyne oder mit -6°C an der ebenfalls in Schottland gelegenen Wetterstation Lossiemouth, herrschte in der Nacht zum 26. Dezember in milderer Luft dank des Warmluftsektors von Tief VERUCA weitgehend frostfreies Wetter mit einer Tiefsttemperatur von 1°C in Aboyne und 3°C in Lossiemouth. In Kinlochewe im Westen der schottischen Highlands sank die Temperatur bis zum Morgen des 26. Dezembers nicht unter 12°C. Auf Island machten sich die Fronten des Wirbels VERUCA dagegen durch gelegentlichen Regen bemerkbar, wobei die 24-stündigen Niederschlagsmengen bis zum Morgen des 27. Dezembers meist im einstelligen Bereich lagen und wegen eines nachfolgenden, unbenannten Tiefdruckgebietes nicht eindeutig dem Tief VERUCA zuzuordnen waren. Gleiches gilt für Schottland, wo besonders im Norden und Westen teils schauerartige Regenfälle registriert wurden. Deutlich der Zyklone VERUCA zuzuordnen waren dafür die 24-stündigen Niederschlagssummen im Südwesten Norwegens. Dort fiel zeitweilig Regen, teils schauerartig, teils als Sprühregen. Bis zum Morgen des 27. Dezembers verzeichnete die Wetterstation Bergen/Florida somit 18,8 l/m² und die Wetterstation Fossmark östlich von Bergen kam auf 22,9 l/m².

Mittlerweile hatte sich das Tiefdruckgebiet VERUCA weiter nach Osten bewegt und lag am 27. Dezember um 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von ca. 995 hPa zwischen Jan Mayen und der Nordwestküste Norwegens. Vom Kern des Wirbels verlief eine Okklusionsfront zunächst in südöstliche Richtung über Norwegen und Nordschweden, um nachfolgend Richtung Süden über die Ostsee zu verlaufen und etwa bei Stockholm in eine Warmfront überzugehen. Diese verlief weiter nach Süden bis etwa über Wien und gehörte bereits zu einem sich neu ausprägenden Tiefdruckgebiet namens WITTA, das ab dem Folgetag namentlich auf der Berliner Wetterkarte erschien. Während sich die Zyklone VERUCA in der Mitte und im Süden Skandinaviens durch gelegentlichen Regen, in Norddeutschland und Polen teils auch Sprühregen bemerkbar machte, fiel auf der verhältnismäßig kalten Vorderseite der nach Nordosten ziehenden Okklusions- bzw. Warmfront vor allem im Norden Skandinaviens zeitweise Schnee. Dabei schwächte sich der Frost mitunter deutlich ab. Im finnischen Tornio lag die Höchsttemperatur beispielsweise bei -5°C im Vergleich zu -13°C am Vortag. Im nordostpolnischen Ostrołęka kamen zwölfstündig bis zum Abend des 27. Dezembers maximal 8 l/m² Niederschlag zusammen und auch an den Küsten Norwegens konnten durch Staueffekte verbreitet 5 bis 10 l/m² verzeichnet werden. In den weiteren Gebieten Nordosteuropas brachten die Niederschlagsfelder des Tiefs VERUCA lediglich 1 bis 3 l/m².

Die Zyklone VERUCA hatte sich mit ihrem Zentrum und knapp 1000 hPa nur wenig nach Nordosten verlagert und lag in der Nacht zum 28. Dezember zwischen Jan Mayen und der Bäreninsel. Von dort verlief eine Okklusionsfront nach Südosten über Schweden, Finnland und das Baltikum, wo sie etwa über Vilnius ihren Okklusionspunkt und damit auch das Zentrum der Zyklone WITTA erreichte. Im Norden Skandinaviens sowie in Nordwestrussland kam es zu einigen Schneefällen, die jedoch nicht nur dem Tief VERUCA, sondern auch dem nachfolgenden Wirbel XYNTHIA zugeordnet werden können.

Am 29. Dezember wurde das Tiefdruckgebiet VERUCA mit knapp 990 hPa über der Barentssee zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte analysiert.