Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet VIKTORIA

(getauft am 05.08.2012)

 

An der Südostflanke des zum Bodentief URSULA gehörenden Troges im 500 hPa-Niveau, einer Höhe von etwa 5,5 km, bildete sich im Bodenniveau ein weiteres Tief, welches am 05.08.2012 auf den Namen VIKTORIA getauft wurde. Zum Zeitpunkt der Taufe wies das Tief einen Kerndruck von knapp unter 1010 hPa auf und befand sich in etwa über der nordwestlichen französisch-schweizerischen Grenze. Das Tief VIKTORIA besaß eine Warmfront die nördlich der Alpen entlang verlief um sie schließlich in Richtung Graz zu überqueren und weiter in Richtung Budapest zu verlaufen, um schließlich über den Karpaten in die Kaltfront eines Tiefs über Skandinavien überzugehen. Die Kaltfront des Tiefs VIKTORIA verlief vom Kern in südwestlicher Richtung über Lyon um nahezu mittig zwischen Marseille und Bordeaux in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs überzugehen. In den Alpen kam es in seinem Einflussbereich zu Gewittern, wie z.B. in Locarno wo innerhalb von 24 Stunden bis 6 Uhr UTC, dies entspricht 08 Uhr MESZ, 33 l/m² Regen fielen.

Bis zum 06.08.2012 hatte sich die Zyklone VIKTORIA in nordöstliche Richtung verlagert und einen zweiten Kern ausgebildet. Das westliche Zentrum befand sich über Luxemburg und wies einen leicht abgeschwächten Kerndruck von knapp über 1015 hPa auf. Ihre Kaltfront verlief in einem geschwungenen Bogen zunächst über Marseille an den Balearen vorbei über die Straße von Gibraltar bis weit hinaus über den Atlantik. Die vom Kern ausgehende Warmfront verlief in östlicher Richtung über das Saarland um schließlich in die Kaltfront des östlichen Kerns überzugehen. Diese reichte bis zum nahe Berlin liegenden zweiten Kern, der einen Druck von ca.     1010 hPa aufwies. Das mit Gewittern durchsetzte Niederschlagsgebiet verlagerte sich mit dem Tiefdruckgebiet und so kamen z.B. am Köln-Bonner Flughafen bis 06 Uhr UTC 25 l/m² Niederschlag in 24 Stunden zusammen.

Während sich beide Kerne in nordöstlicher Richtung verlagerten vereinten sie sich wieder und am 07.08.2012 lag das Tiefdrucksystem VIKTORIA nördlich von Visby auf der Insel Gotland über der Ostsee. Der Kerndruck lag nun bei knapp unter 1000 hPa. Ein Teil der Warm- und Kaltfront hatte sich vereint und so eine Mischform der beiden, eine sogenannte Okklusion ausgebildet, die den Kern spiralförmig umschloss. Am Okklusionspunkt südöstlich von Helsinki spaltete sich die Okklusionsfront wieder in eine Warmfront, die an St. Petersburg vorbei bis fast nach Moskau reichte, und eine Kaltfront auf. Diese Kaltfront führte in südlicher Richtung vorbei an Vilnius bis Budapest, wo ihr Verlauf in westliche Richtung umschwenkte bis sie schließlich über Slowenien in einer Warmfront eines folgenden Tiefs überging. Auch wenn die Niederschlagsmengen nicht mehr derart hohe Werte wie an den Vortagen erreichten, so gab es auch weiterhin wiederholt auftretende Gewitter, unter anderem in Vilnius, wo Niederschläge in Höhe von 20 l/m² in 24 Stunden gemessen wurden.

Sich weiter in nordöstlicher Richtung verlagernd, lag der Wirbel VIKTORIA mit seinem Kern am 08.08.2012 südwestlich von Archangelsk. Von dort reichte die rücklaufende Okklusionsfront zunächst über Helsinki und Stockholm bis zur südwestlichen Küste Norwegens. Die Warmfront verlief vom Kern ausgehend in nordöstliche Richtung und ging auf halber Strecke nach Workuta in eine Okklusionsfront eines vorlaufenden Tiefs über. Die Kaltfront des Tiefs VIKTORIA verlief vom Kern in südlicher Richtung vorbei an Moskau, Kiew und Bukarest, um in westliche Richtung umzuschwenken. Daraufhin folgte sie der Adriaküste in nördlicher Richtung ehe sie auf der Breite Venedigs wieder auf Westen schwenkte und einen Warmfrontcharakter annahm. Archangelsk lag im direkten Einflussbereich des Kerns und dem nahen Aufeinandertreffen der Fronten, wodurch innerhalb von 24 Stunden 46 l/m² Niederschlag fiel.

Im Laufe  des Tages bildete sich abermals ein zweiter Kern aus, sodass das Tiefdruckgebiet VIKTORIA am 09.08.2012 einen Kern nördlich von Workuta und einen südlich davon aufwies. Das Frontensystem bestand aus einem verästelten System von Okklusionsfronten. Auch wenn die starke Bewölkung des Vortages im Einflussbereich erhalten blieb, gingen die Regenfälle deutlich zurück. Beispielsweise meldete Archangelsk bei einem fast ganztätig stark bewölkten Himmel nur noch 9 l/m² Niederschlag innerhalb von 24 Stunden.

Die Zyklone verließ im Laufe des Tages schließlich den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte und konnte daher nicht weiter analysiert werden.

 

 

Geschrieben 18.08.2012 von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte : 08.08.2012

Pate: Viktoria Affenzeller (www.parfumi.de)