Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet VIKTOR

(getauft am 23.05.2011)

 

Östlich von Boston bildete sich an der Vorderseite eines Troges im 500 hPa-Niveau, was einer Höhe von ca. 5 km entspricht, ein zugehöriges Bodentief, welches am 23.05. auf den Namen VIKTOR getauft wurde.

Am Tag der Taufe lag der Kern des Wirbels südlich von Neufundland über dem Atlantik, mit einem Kerndruck von etwa 1010 hPa. Weiterhin besaß das Tief eine rücklaufenden Okklusion, einer Front, die Warm- und Kaltfronteigenschaften vereint, die einige hundert Kilometer südöstlich von Boston bis zum Kern reichte. Vom Kern ausgehend verlief die Kaltfront nach Südwesten Richtung Bermuda, die Warmfront hingegen reichte ostwärts hinaus über den mittleren Nordatlantik um dort in die Kaltfront des voranlaufenden Tiefs UDO überzugehen.

Bis zum nächsten Tag zog der Wirbel VIKTOR unter Verstärkung auf 1005 hPa über den mittleren Nordatlantik, wobei sich die Okklusionsfront mittlerweile aufgelöst hatte. Der Verlauf der Kaltfront blieb beim Zug unverändert, hatte sich aber nach Südosten verlagert. Die Warmfront verlief vom Kern südostwärts, Richtung Portugal, ging aber noch über dem Atlantik in die lang gezogene Kaltfront des Tiefs UDO über. An der Warmfront der Zyklone VIKTOR traten im 850 hPa-Niveau, was einer Höhe von etwa 1,5 km entspricht, starke Temperaturgegensätze auf. Vor der Front waren mit 16°C maritime subpolare Luftmassen vorherrschend, im Warmluftsektor direkt hinter der Front wurde mit 40°C warme maritime Subtropikluft transportiert.

Durch das Hochdruckgebiet ARIANE über Westfrankreich wurde der Wirbel VIKTOR in seinem Zug nach Südosten behindert und verlagerte sich, unter Verstärkung nun auch in der Höhe, Richtung Nordwesten und lag am 25.05. mit seinem Zentrum westlich von Irland. Der Kerndruck sank dabei auf knapp unter 1000 hPa. Mittlerweile hatte sich auch eine Okklusion gebildet, die sich vom Kern nach Norden zog und sich nördlich des Zentrums in Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief vom Okklusionspunkt ausgehend entlang der irischen Westküste. Die Kaltfront beschrieb zunächst einen Bogen nach Süden und dann nach Westen auf den Atlantik hinaus, wo sie ihren Charakter in den einer Warmfront wechselte. Hinter der Kaltfront traten verbreitet starke Winde von 40 Knoten auf, das entspricht einer Windstärke von 8 Bft.

Am 26.05. lag der Kern des Tiefs VIKTOR mit einem Druck von etwa  1005 hPa über Irland. Vom Kern ausgehend zog sich die Okklusion in einem Bogen von Nordirland bis nordöstlich vom britischen Birmingham und teilte sich dort in Warm- und Kaltfront auf. Die Kaltfront beschrieb einen lang gezogenen Bogen über London, die Westküste Frankreichs und Spaniens, hinaus auf den Atlantik um dort in die Warmfront eines nachfolgenden Frontensystems überzugehen. Die Warmfront des Wirbels VIKTOR reichte vom Okklusionspunkt südostwärts bis Belgrad und ging dort in die Kaltfront eines vorangegangenen Frontensystems über. Zusätzlich spaltete sich über der britischen Südostküste bei Norwich eine weitere Kaltfront ab, die sich über Paris und Bordeaux zog, um bei den Pyrenäen in die Warmfront eines unbenannten Frontensystems überzugehen. Im Warmsektor des Tiefs VIKTOR wurden dabei weiterhin Luftmassen subtropischen Ursprungs transportiert, die in Deutschland verbreitet Temperaturen über 25°C brachten. Am wärmsten wurde es in Freiburg, mit 29,6°C um 13 Uhr MESZ. Mittlerweile hatte sich auch in der Höhe ein deutlicher Trog ausgebildet, an dessen Seiten starke Winde von bis zu 75 Knoten, das entspricht Orkan-Stärke, auftraten, die sich auch am Boden bemerkbar machten. So lag die Temperatur beispielsweise in Ahaus um    13 Uhr MESZ bei 22,1°C, eine Stunde später lag sie, nach Frontendurchgang und Drehung des Windes, bei 17,3°C.

Bis zum nächsten Tag war die Zyklone VIKTOR vor die norwegische Küste nahe Stavanger gezogen, der Kerndruck lag mittlerweile wieder unter      1000 hPa. Die Okklusion verlief vom Kern in einem Bogen bis Bornholm und spaltete sich dort in Warm- und Kaltfront. Die Kaltfront beschrieb den Bogen der Okklusion weiter bis München um dort in die Warmfront eines unbenannten Tiefs überzugehen. Die Warmfront zog sich vom Okklusionspunkt über Warschau bis nördlich von Bukarest und ging dort in die Kaltfront eines voranlaufenden Tiefdrucksystems über.

Am 28.05. lag der Kern des Wirbels VIKTOR über der schwedischen Stadt Gävle mit einem Kerndruck von knapp unter 1000 hPa. Vom Kern ausgehend verlief die Okklusion zunächst nach Norden, beschrieb dann bei Lulea über der Nordküste des Bottnischen Meerbusens einen scharfen Bogen und reichte über Helsinki und Tallinn bis nach Riga, wo sie sich in Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Kaltfront verlief in einem Bogen bis Budapest, wo sie in die Warmfront eines unbenannten Tiefs überging, die Warmfront von Tief VIKTOR zog sich in einem Bogen bis Kiew.

Bis zum nächsten Tag zog das Tiefzentrum unter gleich bleibendem Druck vor die norwegische Küste, westlich von Tromsö. Die Okklusion zog sich vom Kern über die Halbinsel Kola und Archangelsk, bis sie sich bei der russischen Stadt Jaroslavl nordwestlich von Moskau in Warm- und Kaltfront teilte. Die Kaltfront verlief vom Okklusionspunkt südwestwärts, wo sie östlich von Minsk in die Warmfront eines unbenannten Tiefs überging. Die Warmfront zog sich vom Okklusionspunkt bis südöstlich von Moskau. Im weiteren Tagesverlauf füllte sich der Wirbel VIKTOR stetig auf, sodass er bereits am nächsten Tag nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte zu sehen war.

 


Geschrieben am 31.05.11 von Julia Sieland

Berliner Wetterkarte: 26.05.11

Pate: Autoteilestore.com