Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet VILHELM

(getauft am 16.11.2011)

 

Auf der Vorhersagekarte vom 16.11.2011 für den Folgetag um 13 Uhr MEZ zeigte sich über dem mittleren Nordatlantik ein neu entstandenes Tiefdruckgebiet, welches für Europa wetterwirksam werden sollte und somit auf den Namen VILHELM getauft wurde.

In der Nacht zum 17.11. war das Tief, mit einem Kerndruck von ca. 985 hPa, bereits auf der Bodenwetterkarte zu sehen. Es lag über dem Atlantischen Ozean mittig zwischen Neufundland und den Britischen Inseln. Die Zyklone VILHELM besaß zwei Okklusionsfronten, also Fronten, die sowohl Kalt- als auch Warmfrontcharakter aufwiesen. Im Norden des Tiefs erstreckte sich eine rücklaufende Okklusion, die bis in das Frontensystem eines anderen Tiefs, das sich über der Baffininsel befand, überging. Die Okklusionsfront südlich des Tiefs erstreckt sich etwa 500 km nach Südosten, wo sie sich in eine Warm- und Kaltfront aufteilte. Die Warmfront reichte in einem südöstlichen Bogen bis mittig zwischen den Azoren und der Nordspitze Portugals. Die Kaltfront hingegen reichte in einem weiten südwestlichen Bogen bis über den westlichen Nordatlantik, wo sie in ein vorangegangenes Frontensystem überging. Zwischen der Warmfront und der Kaltfront befand sich der sogenannte Warmluftsektor. Hier war die Lufttemperatur höher als vor der Warmfront bzw. hinter der Kaltfront. Die Temperatur im Warmluftsektor betrug in dieser Nacht 15°C bis 17°C, vor der Warmfront betrug sie 7°C bis 13°C.

Im Tagesverlauf zog das Tief VILHELM weiter nach Osten und lag in der Nacht zum 18.11. ca. 400 km vor den Britischen Inseln. Die Okklusionsfronten verliefen jeweils ca. 500 km nordöstlich und südwestlich des Kerns. Die nordöstliche Okklusion spaltete sich in eine Warmfront, die bogenförmig um die Britischen Inseln verlief und in eine kurze Kaltfront, die auf der Breite von Nordirland in die Warmfront eines weiteren Wirbels überging. An diesem Tag sorgte das Tief VILHELM in Großbritannien und Irland für ungewöhnlich milde Temperaturen für diese Jahreszeit. So meldeten London und Dublin eine Maximaltemperatur von 15°C.

Bis zur nächsten Nacht zog die Zyklone VILHELM weiter nach Norden und lag in der Nacht zum 19.11. nahe der isländischen Küste. Dabei schwächte sich das Tief deutlich ab und besaß nun einen Kerndruck von etwa 1000 hPa. Vom Tief ging nur noch östlich eine Okklusionsfront aus, die sich bis nördlich von Schottland zog. Im weiteren Tagesverlauf verlagerte sich Tief VILHELM nach Nordosten und lag in der Nacht zum 20.11. zentral über dem Europäischen Nordmeer. Die Okklusion reichte von der Südostspitze Grönlands bis etwas südöstlich des Kerns, wo sie sich in Warm- und Kaltfront teilte. Die Warmfront verlief weiter bis Stockholm. Die Kaltfront hingegen zog sich nach Südwesten bis kurz vor die Nordostküste Schottlands. Das Tief VILHELM, welches sich deutlich abgeschwächt hatte, sorgte im Bereich der Warmfront dennoch für Niederschläge. So fielen in Trondheim im Stau der Berge 6 mm innerhalb von 24 Stunden.

Im Tagesverlauf löste sich die Zyklone VILHELM auf, sodass sie in der Nacht zum 21.11. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysierbar war.

 


Geschrieben von Maria Frädrich

Berliner Wetterkarte: 18.11.2011

Pate: Dr. Wilhelm Gorton