Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet VINCENC

(getauft am 29.11.2013)

 

Das Tiefdruckgebiet VINCENC wurde am 29.11.2013 in der Prognose für dem Folgetag mittig zwischen den Städten Nuuk auf Grönland und Goose Bay in Kanada mit einem Kerndruck von unter 970 hPa getauft, nachdem es zuvor zwischen der grönländischen und kanadischen Küste den Analysebereich der Berliner Wetterkarte erreichte und weiter ostwärts zog.

Mit der stark ausgeprägten Höhenströmung in ca. 5,5 km Höhe verlagerte sich die Zyklone bis zum nächsten Tag zügig in östliche Richtung. Am 30.11.2013 hatte das Tief VINCENC schließlich das Seegebiet zwischen Island und Grönland nordwestlich vom isländischen Ort Ísafjörður erreicht. Der Druck im Zentrum hatte sich in den vergangenen 24 Stunden auf etwas unter 995 hPa abgeschwächt, wobei das Tief bereits teilweise okkludiert war, d.h. dass sich eine Okklusionsfront ausgebildet hatte. Hierbei handelt es sich um eine Mischform der Warm- und Kaltfront, welche die Charakteristika beider Fronten in sich vereint und im Okklusionspunkt durch die Vereinigung dieser entsteht. Vom beim Zentrum gelegenen Okklusionspunkt verlief in südwestlicher Richtung entlang der grönländischen Ostküste die Okklusionsfront, welche kurz hinter Angmagssalik endete. Während die Warmfront vom Kern zunächst in östlicher Richtung verlief, einen Bogen über die Ostküste Islands beschrieb und von dort in südliche Richtung bis zum Breitengrad der Nordspitze Schottlands reichte, führte die Kaltfront in einem engen Bogen über die Westküste Islands wieder zurück auf den nördlichen Zentralatlantik hinaus, wo sie in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs überging. Die Überquerung Islands durch die Fronten brachte die meisten Regenmengen mit sich. So fielen in Reykjavik bis 06 Uhr UTC, d.h. 07 Uhr MEZ dieses Tages in den vorangegangenen 24 Stunden 5,3 l/m² und in den darauffolgenden 24 Stunden nochmals 1,1 l/m². Der Einfluss der Warmfront auf die Temperatur war hingegen sehr viel ausgeprägter. Die Tageshöchsttemperatur in Dalatangi betrug an diesem Tag 12,5°C, wobei sie nur zwei Tage zuvor noch bei 4°C lag. Bis zum 01.12.2013 hatte sich der Wirbel VINCENC bis nahe Norwegen verlagert. Der Kern befand sich mit einem Druck von etwas unter 980 hPa knapp 200 km südlich der Lofoten vor der Küste Norwegens. Von dort verlief wellenförmig eine Okklusion entlang der schwedisch-norwegischen Grenze bis Oslo. Vom dortigen Okklusionspunkt ausgehend reichte in südöstlicher Richtung die Warmfront bis Mariestad, wo sie auf südwestliche Richtung wechselte, südlich an Aalborg und nördlich von Viborg in Dänemark vorbei verlief und anschließend die Nordsee sowie England überquerte und schließlich an der Küste von Wales wenig südlich von dem Ort Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch endete. Die Überquerung der Nordsee ermöglichte es dem Tief VINCENC sich erneut mit Feuchtigkeit anzureichern, sodass gerade im Stau der norwegischen Gebirge nochmals deutliche Niederschlagswerte gemessen werden konnten. In Trondheim im Einflussbereich der Okklusion fielen so in 30 Stunden bis 06 Uhr UTC des nächsten Tages 16,8 l/m². Im englischen Nottingham stieg die Temperatur im Zuge des Warmfrontdurchganges von 8,0°C am Vortag auf 9,8°C.

Am 02.12.2013 hatte der Kern des Tiefs VINCENT Russland erreicht und befand sich nordöstlich von Moskau auf dem Breitengrad von St. Petersburg, sein Druck hatte sich auf nun nur noch etwas unter 990 hPa abgeschwächt. Vom Kern aus führte das vollständig okkludierte Frontensystem in einem Bogen zwischen Moskau und Nowgorod zunächst ostwärts um dann in westlicher Richtung zurück Richtung Mitteleuropa zu reichen. Dabei passierte sie die Ukraine nördlich von Kiew, verlief über Warschau und endete schließlich kurz vor der Oder auf dem Breitengrad Berlins. Im Zuge des Frontendurchganges des Tiefs VINCENC stieg in St. Petersburg die Tageshöchsttemperatur deutlich von -4°C am Vortag auf 1,2°C an diesem Tag. Gleichzeitig gab es auch noch leichte Niederschläge in Form von Schnee, die insgesamt etwa 3cm Neuschnee brachten. Im polnischen Warschau gab es trotz zum Teil durchgehender Bewölkung keine nennenswerten Niederschläge und die nun aus Norden kommende Strömung sorgte für spürbar niedrigere Temperaturwerte, so sank die nächtlich Tiefsttemperatur von 0,4°C am Vortag auf -3,8°C.

Mit der Höhenströmung verlagerte sich die Zyklone VINCENC schließlich rasant nach Norden und befand sich am 03.12.2013 bereits über der Karasee zwischen Nowaja Semlja und Sewernaja Semlja. Der Kerndruck hatte sich wieder leicht verstärkt und betrug nun 985 hPa. In Zugrichtung des Tiefs verlief eine Höhenokklusion in nördlicher Richtung. Der Front folgend verließ das Tief VINCENC schon kurz darauf den Analysebereich der Berliner Wetterkarte.

 

 

Geschrieben am 28.01.14 von Patrick Ilmer

Wetterkarte: 01.12.2013

Pate: Vincenc Magasch