Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet VIOLA

(getauft am 02.08.2010)

Am Morgen des 01. August lag ein ausgedehnter Trog über dem Europäischen Nordmeer, der bis nach Mittel- und Westeuropa reichte. Auf dessen Rückseite entwickelte sich in einer Wellenstörung über dem Nordatlantik ein Tief, dessen Zentrum auf Höhe des 56. Breitengrades lag und bereits ein voll ausgebildetes Frontensystem aufwies. Da dieses Tief für Europa wetterwirksam zu werden schien wurde es am folgenden Tag auf den Namen VIOLA getauft.

Durch ein ausgedehntes Hoch auf dem Atlantik wurde das Tiefdruckgebiet zunächst nach Norden gedrängt, sodass es sich am 02. August (00 Uhr UTC) südwestlich von Island befand. Das Zentrum lag mit einem Kerndruck von ca. 1005 hPa  vor der isländischen Westküste. Nördlich verlief eine rücklaufende Okklusion (Mischfront mit Warm- und Kaltfrontcharakter) bis nach Angmagssalik im Osten Grönlands. Südöstlich des Kerns lag eine voranlaufende Okklusion, die sich nach etwa 100 km in eine Warm- und eine Kaltfront aufspaltete. Die Kaltfront erstreckte sich nach Südwesten und schloss an die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs an. Östlich dieser verlief die Warmfront nach Süden bis auf Höhe des 50. Breitengrades.

Im Tagesverlauf wanderte die Zyklone langsam nach Osten, sodass sie am 03. August mit ihrem Kern über der isländischen Hauptstadt Reykjavik lag. Südöstlich erstreckte sich die Okklusionsfront bis nach Irland. Dabei kam es vom Süden Islands über Schottland bis nach Irland zu leichtem bis mäßigem Regen. Auf der Rückseite wehte der Wind, bedingt durch die starke Drängung der Isobaren, mit Geschwindigkeiten von bis zu 65 km/h. Westlich von Dublin spaltete sich die Okklusion in die südwestlich liegende Warmfront und die in einem Bogen nach Nordwesten verlaufende Kaltfront auf. Diese schloss weiterhin an ein nachfolgendes Tief an.

Am 04. August verlagerte sich der Kern des Wirbels VIOLA nach Südosten bis vor die Faröer Inseln. Dabei sank der Druck auf ca. 1000 hPa. Vom Zentrum verlief eine Okklusion in einem Bogen zunächst nach Norden bis vor die isländische Küste, dann östlich bis vor die Südnorwegische Küste und dann südlich über die Nordsee bis in den südlichen Ärmelkanal. Diese war allerdings nur in der Höhenkarte (850 hPa Niveau) zu sehen. In Island regnete es dabei noch verbreitet. Vor der französischen Nordküste spaltete sich diese Front in Warm- und Kaltfront auf. Die Warmfront reichte südlich über die Bretagne bis nach Nordspanien, sorgte dort jedoch nur für einige dichtere Wolken. Die Kaltfront zog sich in einem engen Bogen über die Kanalinseln nach Nordwesten, wechselte dort ihren Charakter in den einer Warmfront und verlief bis nach Irland. Dort machte sie erneut einen engen Bogen und wechselte den Charakter wieder in den einer Kaltfront und verlief nun westlich, bis sie über dem Atlantik an ein nachfolgendes Tief anschloss. Entlang dieses Frontensystems kam es häufig zu Regen oder Sprühregen.

Am Folgetag (00 Uhr UTC) hatte das Tiefdruckgebiet zwei Kerne ausgebildet. Wie am Vortag lag der nördliche Kern VIOLA I über den Faröer Inseln. Von diesen verlief die Okklusion (nur in 850 hPa sichtbar) in einem Bogen zunächst nach Nordosten, später Osten und vor Südnorwegen dann nach Süden bis auf die Nordsee. Dort hatte sich der südliche Kern VIOLA II gebildet. Von diesem verlief die Okklusion in einem weiteren Bogen über den Süden Dänemarks auf die Ostsee und dann südlich über den Osten und Süden Deutschlands. Über dem Schwarzwald wechselte sie ihren Charakter in den einer Kaltfront, die nun auch wieder in der Bodenkarte sichtbar war. Diese verlief weiter südwestlich über Südfrankreich und Nordspanien und schloss über dem Atlantik an eine nachfolgende Zyklone an. In ihrem Einflussbereich kam es zu einigen kurzen Schauern. Vor der portugiesischen Küste kam es allerdings zu stürmischen Böen mit Geschwindigkeiten über 80 km/h.

Der Kern VIOLA I wanderte bis zum 06. August langsam nach Süden bis zu den Shetland Inseln. Eine von diesem ausgehende Okklusion verband ihn mit dem Kern VIOLA II, der im Süden Norwegens lag. Ausgehend von diesem verlief eine Okklusion in einem Bogen nördlich in das Landesinnere, wechselte dort in einen Kaltfrontcharakter und verlief südlich über den Kattegat und die Ostsee bis in das Deutsch-Polnische Grenzgebiet. Im Süden Norwegens kam es dabei zu vereinzelten Schauern. In Westpolen wechselte sie dann in einen Warmfrontcharakter und verlief weiter südlich über Tschechien und Ostösterreich bis nach Slowenien. Bedingt durch die Alpen reichte die Front nun westlich bis in die Nordadria, wo der Kern VIOLA III mit einem Druck von ca. 1005 hPa lag. Von diesem erstreckte sich eine Kaltfront entlang der Apenninen nach Süden und nahe Rom dann südwestlich auf das Tyrrhenische Meer bis vor die nordafrikanische Küste. Während es in Polen und Tschechien nur leicht bis mäßig regnete, fielen im nördlichen und östlichen Alpenraum an vielen Orten über 20 Liter Regen pro Quadratmeter. Die kroatische Hauptstadt Zagreb vermeldete die höchste Regenmenge mit 35 l/m² binnen 24 Stunden. Des Weiteren gewitterte es in den östlichen Alpen häufiger. Aber auch im Gebiet des Bodensees regnete es ergiebig, sodass vielerorts die Flüsse über die Ufer traten.

Auf der Vorderseite des über Europa liegenden Troges wanderte der Wirbel VIOLA II nach Norden und schloss VIOLA I mit ein. So hatte das Tiefdrucksystem am Morgen des 07. August (00 Uhr UTC) zwei Kerne, mit voneinander getrennten Frontensystemen. Der südliche Kern VIOLA III lag über Genua. Eine Warmfront verlief nach Osten durch das Po-Tal bis in die nördliche Adria. Die Kaltfront dagegen verlief nach Süden über Korsika nach Sardinien. Dabei blieb es heiter bis wolkig und trocken. Das nördliche Zentrum VIOLA II lag vor der norwegischen Küste auf Höhe des Polarkreises. Nach Südwesten hatte sich eine rückläufige Okklusion ausgebildet, die bis zu den Faröer Inseln reichte. Nordöstlich verlief eine voranlaufende Okklusion bis zu den Lofoten und spaltete sich dort auf. Eine Warmfront verlief in einem Bogen nach Nordosten um das Nordkap und dann Südöstlich bis zur Halbinsel Kola. Die Okklusion dagegen verlief nördlich um die Skanden und dann östlich entlang des Gebirges nach Süden nach Schweden, wo sie den Charakter einer Warmfront annahm. Weiter südlich verlaufend erstreckte sie sich über den Dänischen Inseln und den Osten Deutschlands, sowie Tschechien und Österreich bis nach Ungarn und den Balkan. Während der Wirbel in Nordeuropa für einigen schwachen Schauern und Nebel sorgte, kam es vor allem in Ungarn und dem Balkan zu ergiebigen Schauern und Gewittern mit teilweise bis zu 32 l/m² in 24 Stunden.

Am 08. August wanderte die Zyklone erneut nach Süden. VIOLAS Kern lag mit einem Druck von etwa 1012 hPa über der polnischen Ostseeküste. Nördlich verlief eine Okklusion bis vor die estnischen Inseln und spaltete sich dort in Warm- und Kaltfront auf. Die Warmfront verlief in einem Bogen über Finnland nach Russland südlich des Weißen Meeres, wo sie an die Kaltfront eines vorlaufenden Tiefs anschloss. Die Kaltfront verlief dagegen südlich über Lettland, Litauen und Weißrussland, sowie der westlichen Ukraine bis nach Rumänien und von dort in einem Bogen über Bulgarien und Griechenland auf das Mittelmeer bis vor Sizilien. Entlang der Karpaten kam es dabei zu vereinzelten Gewittern.

VIOLA blieb am Morgen des 09. August (00 Uhr UTC) fast ortsfest, bildete jedoch zwei Kerne aus. Das südliche Zentrum lag vor Gotland, das nördliche dagegen westlich von Helsinki im Westen Finnlands. Beide verband eine vom südlichen Kern ausgehende Okklusion, die sich am nördlichen Kern aufspaltete. Die Warmfront verlief über Finnland und dem Weißen Meer bis zum Ural. Die Kaltfront erstreckte sich genau wie am Vortag bis in den Norden Griechenlands, nahm allerdings in Höhe von Kiew Warmfrontcharakter an. Dabei kam es in Lettland und Estland nochmals zu Gewittern.

Auch am 10. August verblieb das Tiefdruckgebiet nahezu ortsfest. Das ganze System lag nur knapp 100 km weiter nördlich. Das Zentrum lag am 11. August (00 Uhr UTC) südlich der russischen Inselgruppe Nowaya Semlya. Die Warmfront verlief östlich des Urals nach Süden, die Kaltfront dagegen westlich über das Weiße Meer bis nach Nordfinnland. Dabei kam es gebietsweise zu einigen Nebelfeldern und einigen Schauern. Es war zugleich der letzte Tag an dem VIOLA auf der Berliner Wetterkarte registriert wurde.

 

 


Geschrieben am 22.08.2010 von Benjamin Siebert

Wetterkarte: 06.08.2010

Wetterpate:  Viola Kirchner