Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet VIOLETTA

(getauft am 15.02.2014)

 

Mitte Februar 2014 befand sich in einer Höhe von 5,5 km ein Trog, d.h. ein Kaltluftvorstoß in Richtung Süden, über dem Nordosten Nordamerikas mit einem dazugehörigen Höhenwirbel nördlich von Nova Scotia. Diesem wurde über Neufundland ein Tief im Bodenniveau zugeordnet, welches aufgrund seines prognostizierten Einflusses auf Mitteleuropa am 15.02.2014 um 01 Uhr MEZ auf den Namen VIOLETTA getauft wurde.

Die Zyklone VIOLETTA besaß zu diesem Zeitpunkt einen Kerndruck von ca. 975 hPa. Vom Zentrum des Tiefs ging eine mehrere Tausend Kilometer lange Okklusion, welche Warm- sowie Kaltfronteigenschaften in sich vereint, nach Südwesten aus und überquerte dabei große Gebiete Nordostamerikas bis zu den Großen Seen. Außerdem wies vom Kern aus eine kurze Höhenokklusion nach Nordosten, bevor sie sich am sogenannten Okklusionspunkt über dem Nordosten Neufundlands in eine Warm- und eine Kaltfont aufspaltete. Die Eigenschaften einer Höhenfront können hierbei nur in der Höhe und nicht im Bodenniveau analysiert werden. Die Warmfront verlief nach Osten und die Kaltfront reichte über mehrere Tausend Kilometer nach Südwesten. Knapp südöstlich des Okklusionspunkt spaltete sich von der Kaltfront eine weitere Warmfront ab, die sich in einem Bogen nach Südwesten erstreckte.

In den folgenden Tagen verlagerte sich der Trog weiter nach Osten in Richtung Westeuropa, wobei dieser Bewegung auch das Tief VIOLETTA folgte. Auf seinem Weg über den Nordatlantik okkludierte der Wirbel weiter und besaß am 17.02. um 01 Uhr MEZ eine um das Zentrum, das sich rund 500 km nordwestlich von Irland befand, herumführende Okklusion, die in einem Bogen zunächst nach Südosten und später südwestlich von Irland nach Südwesten wies. Auf der Breite von Madrid über dem östlichen Nordatlantik nahm die Okklusion Kaltfrontcharakter an und verband sich nach westlichen Verlauf ungefähr 200 km südlich der Azoren mit der Warmfront eines nachfolgenden Tiefs über Neufundland. Der Kerndruck schwächte sich leicht ab und betrug nur noch etwa 985 hPa. Bis zum Morgen erreichte das zum Tief VIOLETTA zugehörige Niederschlagsgebiet die Britischen Inseln. Bis 07 Uhr MEZ dieses Tages fielen innerhalb von
24 Stunden im irischen Valentia 14 l/m² Regen. In der Stadt Shannon in Zentralirland kamen im selben Zeitraum 7 l/m² zusammen. In Glasgow wurde derweil eine Niederschlagsmenge von 5 l/m² registriert.

Bis zum 18.02. verlagerte sich der Höhentrog unter Verstärkung nach Osten und reichte nun in seiner Ausdehnung über die Britischen Inseln, die Iberische Halbinsel bis über Nordwestafrika. Auch die Zyklone VIOLETTA zog etwas nach Osten und lag mit ihrem Zentrum, welches einen Druck von rund 1000 hPa aufwies, um 01 Uhr MEZ über Nordirland. Vom Kern ausgehend erstreckte sich eine Höhenokklusion nach Westen, um im weiteren Verlauf in einem Bogen nördlich um den Kern zu führen und schließlich nach Süden zu weisen. Über dem Englischen Kanal nahm sie dann Kaltfrontcharakter an und reichte in südwestlicher Richtung über die Bretagne und die Biskaya bis über die Nordwestküste Spaniens. Beim Durchzug des Frontensystems wurden in Glasgow 9 l/m² und in Plymouth 8 l/m² Regen innerhalb von 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ dieses Tages gemessen. Im schottischen Stornoway und im französischen Brest wurden derweil Mengen von jeweils 7 l/m² registriert.

Bereits am 18.02. bildete sich über dem Nordwesten Spaniens ein weiterer Tiefdruckkern aus, welcher dem Tiefdruckgebiet VIOLETTA zugeordnet und auf den Namen VIOLETTA II getauft wurde. Dieses lag in der Nacht zum 19.02. um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von rund 1010 hPa über dem westlichen Mittelmeer zwischen den Balearen und Sardinien. Vom Zentrum der Zyklone verlief eine kurze Okklusion nach Osten, die südwestlich von Korsika ihren Okklusionspunkt besaß. Von diesem erstreckte sich einerseits eine bogenförmige Kaltfront nach Süden über Sardinien, Tunesien bis über Ostalgerien und andererseits eine über Ungarn verwellte Warmfront nach Nordosten, welche dabei Norditalien, Slowenien, Budapest und Rumänien überquerte, bevor sie sich über dem Schwarzen Meer mit der Kaltfront eines anderen Tiefdruckgebiets verband. Auch der Wirbel VIOLETTA I, welcher das ursprüngliche Tiefdruckgebiet darstellte, verlagerte sich nach Osten und befand sich südwestlich von Norwegen über der Nordsee. Es konnte zu diesem Zeitpunkt einen weiter abgeschwächten Kerndruck von nun ca. 1004 hPa aufweisen. Westlich des Zentrums ging eine  Okklusion nach Osten aus, die sich weiter nach Süden über die Benelux-Staaten bis nach Südfrankreich erstreckte. Von dieser spaltete sich südlich von Norwegen eine Warmfront ab, die bogenförmig und nach Osten weisend über Schweden, die Ostsee und Litauen bis nach Weißrussland verlief. Durch den Einfluss der beiden Tiefdruckzentren griff in Mitteleuropa zwar verbreitet ein Niederschlagsgebiet über, welches aber überwiegend nur geringe Regen- oder Schneemengen verursachte. Im Norden Deutschlands lagen die größten Werte dabei auf Helgoland mit 4,7 l/m² und am Hamburger Flughafen mit 5,4 l/m² in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ. Durch den Einfluss des Wirbels VIOLETTA II kam es indes an der Alpensüdseite zu erheblichen Stauniederschlägen, welche ab einer Höhe von 1200 m als Schnee fielen. Bis zum Mittag erhöhte sich auf dem in den Dolomiten gelegenen Passo di Rolle die Schneedecke in 2000 m über NN durch mehr als 40 l/m² gefallenen Niederschlag von 474 cm auf nun 519 cm. Bis zum darauffolgenden Morgen kamen hier nochmals 61 cm hinzu.

Am 20.02. befand sich das Tief VIOLETTA I um 01 Uhr MEZ über Südschweden und wies einen Kerndruck von ca. 1007 hPa auf. Die Zyklone war zu diesem Zeitpunkt vollkommen okkludiert, wobei vom Zentrum ausgehend eine Okklusion nach Osten über die Ostsee, Lettland und Weißrussland bis über die westliche Ukraine führte und eine Okklusion nach Westen, die über Dänemark bis nordöstlich von Schottland über die Nordsee reichte. Der Wirbel VIOLETTA II mit Lage nordwestlich von Korsika schwächte sich währenddessen ab und besaß nun einen Kerndruck von rund 1013 hPa. Vom Zentrum des Tiefs erstreckte sich die teils verwellte Warmfront nach Nordosten über Norditalien und Ungarn bis zu den Karpaten. Außerdem ging vom Kern der Zyklone VIOLETTA II eine kurze Kaltfront nach Südosten aus, die östlich von Sardinien über dem Mittelmeer in die Warmfront eines anderen Frontensystems überging. Im Bereich des Tiefs VIOLETTA II kam es teils zu ergiebigen Niederschlägen aufgrund von Schauern und Gewittern. Am Cap Corse auf Korsika fielen dabei 27 l/m² Regen innerhalb von 24 Stunden. An der kroatischen Adriaküste wurden bis zum Morgen mit beispielsweise 45 l/m² in Senj beachtliche Niederschlagsmengen registriert. Örtlich wurden hier sogar über 50 l/m² gemessen. In Dellach in Kärnten fielen 24-stündig nennenswerte 77 l/m² Niederschlag, welcher  teilweise als Regen fiel.

Im weiteren Verlauf zog die Zyklone VIOLETTA I rasch nach Osten und befand sich am 21.02. um 01 Uhr MEZ mit ihrem Zentrum nun unter leichter Verstärkung auf etwa 1000 hPa über dem äußersten Westen Kasachstans. Dabei blieb es wenig wetterwirksam und verlagerte sich im Tagesverlauf weiter ostwärts bis es schließlich den Analysebereich verließ. Der Wirbel VIOLETTA II konnte dagegen mit Zentrum über dem Tyrrhenischen Meer analysiert werden. Der Kerndruck betrug ca. 1012 hPa. Das Frontensystem bestand weiterhin aus der verwellten Warmfront, die vom Kern aus in östlicher Richtung bis über den Norden Georgiens reichte und der kurzen Kaltfront nach Südosten, welche nordöstlich von Neapel endete. Das Tiefdruckgebiet VIOLETTA II löste dabei einzelne Schauer und Gewitter aus, die in Italien zu lokal sehr unterschiedlichen Niederschlagsmengen führten. Während in Rom und Venedig bis
07 Uhr MEZ dieses Tages in 24 Stunden nur 1 bzw. 2 l/m² Regen registriert wurden, kamen in Florenz 14 l/m² und in Neapel sogar 41 l/m² zusammen. Innerhalb von 12 Stunden fielen außerdem in Lecce 33 l/m² und in Santa Maria di Leuca 27 l/m². Des Weiteren wurden durch die Zirkulation des Tiefs gegen den Uhrzeigersinn subtropische Luftmassen aus dem Süden nach Italien und Südosteuropa geführt, wodurch zum Beispiel die Tageshöchsttemperatur in Venedig von 11°C am Vortag auf 14°C anstieg. In Catania erhöhte sie sich von 16°C auf nun 19°C. Im griechischen Heraklion wurde am 21.02. sowie auch schon am Tag zuvor frühsommerlich warme 21°C gemessen.

Da das Tief VIOLETTA I aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte verschwand, wurde am Folgetag der über dem Ligurischen Meer befindliche, ursprüngliche Wirbel VIOLETTA II als Tief VIOLETTA bezeichnet. Das zugehörige Niederschlagsgebiet verlor allmählich an Kraft, wodurch in Ajaccio in der Nähe des Tiefzentrums mit einem Kerndruck von rund 1010 hPa lediglich 0,8 l/m² Regen innerhalb von 24 Stunden fiel.

Durch den Vorstoß des Hochs FRIEDHELM in Richtung Mitteleuropa zog das Tief VIOLETTA nun rasch nach Osten ab und befand sich am 23.02. um 01 Uhr MEZ über dem Norden Serbiens. Der Kerndruck schwächte sich weiter ab und lag nun bei ca. 1017 hPa. Vom Zentrum verlief eine Höhenokklusion nach Nordosten, bis sie sich nahe Minsk mit der Kaltfront des Tiefs WALTRAUD verband. Außerdem erstreckte sich vom Kern der Zyklone eine bogenförmige Kaltfront nach Südwesten über den Süden Apuliens, Malta bis nach Tunesien. Bis 07 Uhr MEZ wurden durch den Frontendurchzug 24-stündig 11 l/m² im kroatischen Rijeka, 14 l/m² in Ljubljana und 16 l/m² in Zagrab registriert.

Das Tief VIOLETTA schwächte sich im Verlauf des 23.02. soweit ab, dass es am darauffolgenden Tag nicht mehr als eigenständiges Druckgebiet auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.      

 

 


Geschrieben von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 19.02.2014

Pate: Violetta Tabirta