Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet VITALI
(getauft am 29.09.2013)
Am 28.09.2013 um 00 Uhr UTC, was 02 MESZ entspricht, lag ein gut ausgeprägter
Tiefdruckwirbel in der 500-hPa-Fläche, d.h. in etwa 5500 m Höhe, westlich der
Iberischen Halbinsel. Dieser zog unter Abschwächung bis zum 29.09.2013 um 00
UTC zur Biskaya. Das zugehörige Bodentief lag zu dieser Zeit über der
Loire-Mündung und wurde am 29.09.2013 auf den Namen VITALI getauft.
Bereits am
28.09.2013, sowie in der Nacht zum Tauftag brachte das Tief VITALI in
Frankreich Gewitter mit zum Teil sehr ergiebigen Niederschlagsmengen, die auf
engem Raum teilweise recht unterschiedlich waren. Während in Cap Ferret kein messbarer Niederschlag fiel, wurden nur wenig
weiter nordöstlich in Bordeaux am 28.09.2013 innerhalb von 12 Stunden 23
mm gemessen. Bis zum frühen Morgen gab es dort insgesamt eine 24-stündige
Niederschlagshöhe von 38 mm. Diese Menge fiel allein in der Nacht in Aurillac. Noch erheblich mehr Regen gab es in Montelimar mit 61 mm und auf dem Mont Aigoual
mit 71 mm innerhalb von 12 Stunden, wo allein am Abend zwischen 20 und 23
Uhr 65 mm Regen fiel. Die Temperatur stieg an diesem Tag in der Südhälfte
Frankreichs nochmals verbreitet über 25°C. Am wärmsten war es in Socoa am Nordrand der Pyrenäen mit 29,3°C. Auch im
Südwesten Deutschlands stieg die Temperatur gebietsweise nochmals über 20°C, in
Mannheim wurden 21,5°C und in Oberstdorf sogar 21,7°C als Maximum erreicht. Am
Folgetag wurde die warme subtropische Luft weiter nach Südwesten abgedrängt,
sodass mittags am Rhein nur noch bis 18°C gemessen wurden. Am Mittag des Tauftages
blieb dort die Temperatur unter der 25°C-Grenze und es entstanden örtlich
erneut Schauer oder Gewitter. Die Niederschlagstätigkeit über Frankreich dehnte
sich in der Nacht zum Tauftag und am frühen Morgen auch bis in den Südwesten
und Süden Deutschlands aus. Die von Osten heranströmende sehr kühle Luft
subpolaren Ursprungs sorgte jedoch für eine allmähliche Auflösung der
Regengebiete, sodass die Niederschlagsmengen meist unter 1 mm blieben.
Das Höhentief löste
durch vorderseitige Hebung über Norditalien heftige Gewitter aus. Aus Pisa
wurden 12-stündig 57 mm und aus Arezzo 61 mm gemeldet. Auch an der Adriaküste
gab es extreme Gewitter. Aus Rijeka wurden am
30.09.2013 um 06 UTC 24-stündig 24,9 mm und
etwas weiter südlich aus Senj 46 mm Regen gemeldet. In
Slowenien fielen verbreitet 30 bis 50 mm. In der Nacht verlagerte sich der
Schwerpunkt etwas nach Süden, so dass hauptsächlich Bosnien und Montenegro
betroffen waren. Dort meldeten Mostar 101 mm und Podgorica
104 mm.
In der Nacht zum
30.09.2013 griffen Niederschlagsfelder der mit ihrem Zentrum über Norditalien
gelegenen Zyklone VITALI auf den Alpennordrand über und brachten zum Beispiel
auf der Zugspitze 17 mm und in Oberstdorf 13 mm. Diese Mengen waren
vergleichsweise niedrig zu den unwetterartigen Regenfällen südlich der Alpen. Tagsüber
entluden sich weitere Gewitter vor allem über Montenegro. Bis zum Abend fielen
in Niksic 45 mm und in Podgorica
83 mm. An der letztgenannten Station kamen somit in einem 24-stündigen Zeitraum
184 mm zusammen. Auch in den Alpen regnete es noch längere Zeit, davon waren in
Österreich vor allem die Steiermark und das Burgenland betroffen. Auf der deutschen
Alpenseite regnete es dagegen nur noch vereinzelt etwas. Ganz im Süden
Deutschlands dominierten dichte Wolkenfelder, sodass die Temperatur im
Alpenvorland zum Teil 10°C nicht überstieg. Dafür blieb es dort in der Nacht
recht mild, während im Norden örtlich leichter Frost auftrat.
Das sehr
wetteraktive Tiefdruckgebiet VITALI zog bis zum frühen Morgen des 01.10.2013 zum
Balkan und brachte auch dort ergiebigen Regen. In der Nacht weitete sich das
Regengebiet nach Rumänien und Bulgarien aus, wobei in der Region der
Donaumündung rund 50 mm fielen. Am Morgen meldeten die Stationen Constanta und
Bukarest jeweils 51 mm. Der Tiefdruckwirbel VITALI war als Folge des mit ihm
verbundenen Kurzwellentroges, einem Vorstoß kalter Höhenluft nach Süden, aber weiterhin
wetterwirksam. Am Tage als auch in der Nacht zum Folgetag fielen in der
westlichen Türkei bei heftigen Gewittern teilweise 40 mm Niederschlag und
mehr.
Das in der Nacht
zum 02.10.2013 über dem Schwarzen Meer gelegene Tief VITALI blieb weiter wetteraktiv
und brachte an der Nordküste der Türkei starke Regenfälle. In Zonguldak fielen 12-stündig 45 mm Regen. Auch in der Region
Krasnodar wurden örtlich über 40 mm gemessen, wie z.B. in Krasnaja
Poljana mit 51 mm. Im weitern Verlauf verlor der
Wirbel VITALI durch seine Nordostverlagerung zunehmend an Einfluss auf den
Südosten Europas und lag am frühen Morgen des 03.10.2013 über der russischen
Schwarzmeerküste.
In den folgenden 24
Stunden blieb die Zyklone VITALI nahezu stationär. Am Rande des kräftigen und
ausgedehnten, mit Zentrum über Polen gelegenen Hochdruckgebietes KARIN verlor
das Tiefdruckgebiet VITALI rasch an Intensität.
Am 05.10.2013 lag
das sich weiter in Auflösung befindende Tief VITALI
unverändert über der russischen Schwarzmeerküste, bevor es unter weiterer
Abschwächung am 06.10.2013 aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte verschwand.
Geschrieben am 20.10.2013
von Jasmin Holzapfel
Berliner Wetterkarte: 29.09.2013
Pate: Vitali Holstein