Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet VITUS
(getauft am 28.11.2005)
Ein über dem
Atlantik südöstlich von Grönland entstandenes Tiefdruckgebiet wurde am 28.11.05
auf den Namen VITUS getauft.
Am Morgen des
29.11.05 lag VITUS bereits über dem Süden Grönlands, wo er sich bis zum
Folgetag auf einen Kerndruck von 985 Hektopascal verstärkte. Von da aus änderte
VITUS seine Zugrichtung von Ost auf Süd und erreichte am 02.12.05 den Westen
Irlands. Dabei hatte er sich weiter verstärkt, so dass er nun einen Kerndruck von
970 Hektopascal besaß. Südlich dieses Kerns bildete sich ein Sturmfeld, das am
Morgen und am Vormittag die Bretagne erfasste. Von dort wurden Böen der Stärke
10 bis 11 gemeldet. Gleichzeitig fiel dort kräftiger Regen (Brest 48mm in 24
Stunden). Auch in Portugal und Galizien kam es zu starken Regenfällen. Zum Teil
fielen innerhalb von 24 Stunden an die 100mm Regen (Penhas
Dourados 98mm). Mit einem Kerndruck von 965
Hektopascal erreichte das Orkantief VITUS am Mittag über dem Westausgang des
Ärmelkanals den Höhepunkt seiner Entwicklung. Dabei traten vor allem in der
Bretagne Orkanböen auf: Brest meldete maximale Böen von 66 Knoten (122 km/h),
eine vorgelagerte Insel sogar 78 Knoten (145 km/h).
In der einfließenden, weit um das Tiefzentrum herum geholten und daher erwärmten subpolaren
Meeresluft kam es in Frankreich zu kurzen Gewittern.
Am 03.12.05 lag
VITUS mit seinem Zentrum über England und begann sich nun leicht abzuschwächen.
Die zu VITUS gehörende Okklusion lag nun quer über
Deutschland und trennte den Nordosten vom restlichen Deutschland. Dem zu Folge
gelangte erwärmte subpolare Meeresluft nun auch in den Westen Deutschlands,
wobei hier im Vergleich zu den Vortagen eine deutliche Milderung eintrat. So
stieg die Temperatur in der Westhälfte Deutschlands auf 5°C° bis 9°C.
Südlich von VITUS bildete
sich am 04.12.05 das Randtief VITUS II und zog innerhalb von 24 Stunden von der
Bretagne nach Nordfriesland. Dabei griff das im Tagesverlauf okkludierende Frontensystem in der zweiten Tageshälfte mit
einem kompakten Niederschlagsgebiet auf Westdeutschland über, wobei es teils zu
ergiebigen Regenfällen kam. Bis 19Uhr MEZ waren im Saarland schon über 10mm
Regen gefallen (Saarbrücken 13mm). In der Nacht zum 05.12.05 regnete es vor
allem im mittleren Deutschland anhaltend weiter. In einem Streifen vom Saarland
und Rheinland Pfalz hinüber nach Nordbayern, Hessen und Thüringen fielen 24-stündig
bis zum Morgen des 05.12.05 7Uhr MEZ verbreitet 10mm bis 20mm Regen, zum Teil
lagen die Mengen noch darüber (Neuhaus am Rennweg 30mm). Lediglich in den
Kammlagen der Mittelgebirge oberhalb von 800m bis 900m fiel der Niederschlag
als Schnee. Mit der westlichen bis südwestlichen Strömung gelangte am 05.12.05
recht milde Luft nach Deutschland, am Rhein stieg die Temperatur auf 10°C bis
11°C.
Bis zum 06.12.05
hatte sich VITUS I, welcher bis dahin quasi-stationär über Schottland lag, aufgelöst. VITUS II lag nun mit seinem Zentrum
über der Nordsee und bestimmte weiterhin das Wetter in Mitteleuropa. Dabei kam
es in weiten Teilen Deutschlands immer wieder zu geringem Niederschlag, der
meist als Sprühregen, örtlich auch als Regen fiel. VITUS, der tags zuvor noch
ein ausgeprägter kleiner Wirbel über der südlichen Nordsee gewesen war, löste
sich bis zum 08.12.05 völlig auf.
Geschrieben am 06.01.2006 von M. Müller
Wetterkarte: 05.12.2005
Pate: Günther Winz