Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet VLADIMIR 

(getauft am 12.07.2015) 

 

Am 10. Juli flossen auf der Rückseite eines Tiefs knapp östlich von Neufundland kältere Luftmassen in Richtung Süden. Gleichzeitig befand sich ein Hochdruckgebiet ca. 1000 km südlich dieses Wirbels. Durch die Drehung im Uhrzeigersinn eines Hochdruckgebietes wurden wärmere Luftmassen nach Norden geführt. Der Bereich, in dem beide Luftmassen aufeinander treffen, ist die sogenannte Polarfront. Am 11. Juli bildete sich an der Polarfront ein noch namenloses Tief aus. Dieses war mit einem Druck von knapp unter 1010 hPa schwach ausgeprägt. Mit weiterer Ostverlagerung wurde am 12. Juli dieses Druckgebiet auf den Namen VLADIMIR getauft. Um 01 Uhr MEZ befand sich der Kern ca. 1500 km südlich von Grönland auf der Breite von Neufundland. Der Druck im Kern blieb bei knapp unter 1010 hPa. Nur ca. 500 km westlich entstand ein neuer Kern, der sich in Folge sich vertiefen sollte und auf den Namen WALDEMAR getauft wurde. Südwestlich des Kerns ging die sehr kurze Kaltfront bereits in die Warmfront von dem Tief WALDEMAR über. In südöstliche Richtung erstreckte sich die Warmfront, die in die bereits okkludierte Front des Wirbels ULBRICH überging, der sich nordwestlich der Britischen Inseln befand. Die Kaltfront zieht im Allgemeinen schneller als die Warmfront. Wird die Warmfront eingeholt, schiebt sich die Kaltfront unter diese und es entsteht eine Mischfront, dies ist die sogenannte Okklusion.

Bis zum 13. Juli fand eine rasche Ostverlagerung statt. Der Kern von der Zyklone befand sich um 01 Uhr MEZ ca. 300 km westlich von Irland. Die Kaltfront südwestlich des Kerns ging wieder in die Warmfront von Tief WALDEMAR über. Die Warmfront von Tief VLADIMIR erstreckte sich vom Kern des Tiefs über der Südspitze Irlands bis zur Bretagne. Dort ging sie in die Okklusion von Tief URLICH über. Damit nahm das Tief VLADIMIR Einfluss auf Westeuropa. Der Kern des Tiefs VLADIMIR zog im Tagesverlauf über Großbritannien und befand sich am 14. Juli um  Uhr über der Nordsee vor der niederländischen Küste. Damit überquerten zunächst die Warmfront und später die Kaltfront den Süden Großbritanniens. Dabei wurden in Irland im Zeitraum vom 13. Juli bis 14. Juli bis um 01 Uhr MEZ 24-stündig 2 bis 9 mm Niederschlag gemessen. In Nordirland fielen aufgrund der Nähe zum Kern etwas höhere Mengen. Dort wurden 4 bis 13 mm gemessen wie beispielsweise 12,6 mm in Portglenone. In Großbritannien fielen 1 bis maximal 11 mm Niederschlag, mit den höheren Werten im zentralen Teil. Im Süden und Osten wurden mit 0,1 bis 1 mm etwas geringere Niederschlagsmengen gemessen. Auch im Norden Frankreichs wurden ähnliche Werte registriert. In Schottland blieb es nördlich des Zentrums sogar komplett trocken. Hinter der Kaltfront wurden in Nordirland sowie nördlich einer Linie Manchester-Liverpool 2 bis 7 Sonnenstunden verzeichnet. Die höchsten Werte erreichten dabei die Küstenstadt Valley in Wales und Glasgow mit 10 Stunden Sonne. Mit Frontendurchgang wurden im Süden Großbritanniens Windböen von 50 bis 65 km/h registriert. Spitzenreiter war Aberdaron mit einer Sturmböe von 85 km/h. Auch an der Nordküste von Frankreich gab es Windböen von 50 bis 67 km/h. Die Höchstwerte erreichten in Nordirland sowie nördlich Manchester-Liverpool 14 bis 18°C. Den Bereich zwischen Warm- und Kaltfront nennt man Warmluftsektor. Dort können mit südwestlichen Winden wärmere Luftmassen nach Norden geführt werden. Der Warmluftsektor von Tief VLADIMIR war relativ klein und damit die Warmluftzufuhr nicht stark ausgeprägt. Im Süden Großbritanniens sowie in Irland wurden 19 bis 22°C gemessen. Das höchste Temperaturmaximum wurde aus Hawarden mit 22,4°C gemeldet.

Am 14. Juli um 01 Uhr MEZ erstreckte sich die Kaltfront von der südlichen Nordsee bis über Wales, die Warmfront von den Niederlanden über Mitteldeutschland bis zu den Alpen. Im Tagesverlauf zog das Tief VLADIMIR von der Nordsee über die Niederlande und Norddeutschland bis Polen. Damit überquerten Warm- und Kaltfront Deutschland, wobei im nördlichen Teil diese bereits okkludierten. Der Druck im Kern lag mit ca. 1010 hPa für ein Tiefdruckgebiet relativ hoch. Somit präsentierte sich das Wetter in Deutschland mit dem Durchgang des Tiefs VLADIMIR sehr wechselhaft. Verbreitet fielen 24-stünig 2 bis 8 mm Niederschlag, entlang des Kerns kam es zu stärkeren Intensitäten. Über Niedersachsen, den Norden Sachsen-Anhalts, Berlin und Brandenburg bis Sachsen wurden gebietsweise 10 bis 15 mm gemessen. Auf dem Brocken sowie im Erzgebirge konnten Mengen von 23 bis 28 mm registriert werden. Spitzenreiter war die Station Baruth in Brandenburg mit 35 mm Regen. Der Küstenbereich sowie im Süden Baden-Württembergs und Bayerns wurden 9 bis 14 Stunden Sonne gemeldet. Der Küstenbereich befand sich nördlich von Tief VLADIMIR, der Süden wurde vom Hoch DIETLINDE, welches über Südfrankreich lag, beeinflusst. Dort blieb es komplett trocken. Sonst gab es 1 bis 3 Stunden Sonne, im Bereich des Kerns blieb es ganztägig bedeckt. Die Höchstwerte erreichten 20 bis 25°C, im Süden mit Sonnenschein höhere Werte von 26 bis 29°C. Am wärmsten war es in Konstanz am Bodensee mit 29,6°C.

Insgesamt traten keine außergewöhnlichen Windgeschwindigkeiten auf, nur vereinzelt wurden 50 km/h überschritten.

In der Folge schwächte sich der Kern ab, bis er sich am Abend über Polen auflöste. Somit war der 14. Juli der letzte Tag, an dem das Tief VLADIMIR namentlich in der Berliner Wetterkarte gekennzeichnet war. Teile der Kalt- und Warmfront konnten am 15. Juli um 01 Uhr MEZ noch über Südwestpolen analysiert  werden.

Insgesamt legte das Tief VLADIMIR in seinen Lebenszyklus in knapp vier Tagen ca. 4500 km zurück. Dabei war das Tief VLADIMIR relativ kleinräumig und aufgrund schwacher Luftdruckgegensätze blieben stärkere Windböen aus. Jedoch wurden regional ergiebige Regenfälle im Bereich des Kerns gemessen.

 

 


Geschrieben am: 10.08.2015 von Dennis Schneider

Berliner Wetterkarte: 14.07.2015

Pate: Frederik Ventzke