Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet VOLKER

(getauft am 10.02.2019)

 

Zu Beginn der zweiten Februardekade 2019 bildete sich über dem zentralen Nordatlantik im Bereich der Kaltfront eines Tiefs südlich von Grönland eine Wellenstörung aus, die zu einer Zyklone heranreifte. In der Prognose für den 11.02. wurde dieses Tiefdruckgebiet auf den Namen VOLKER getauft.

An diesem Tag um 01 Uhr MEZ lag der Kern des Tiefs VOLKER mittig über dem Nordatlantik. Bei noch geringer Ausprägung betrug der Luftdruck dort etwa 998 hPa. Als Verlängerung der Kaltfront eines Wirbels bei Grönland erstreckte sich die kurze Warmfront des Tiefdruckgebietes VOLKER vom Kern aus nach Nordosten. Die langgestreckte Kaltfront verlief leicht bogenförmig nach Südwesten über den Nordatlantik. Zusammen mit der Kaltfront eines unbenannten Tiefs etwas weiter südlich brachte die Kaltfront der Zyklone VOLKER den Azoren bereits an diesem Tage einige Niederschläge. So fielen innerhalb von zwölf Stunden bis 19 Uhr MEZ 4 l/m² Regen auf der Azoren-Insel Flores oder 7 l/m² in Lajes auf Terceira.

In den nächsten Stunden hatte sich die Zyklone VOLKER verstärkt und bis zum darauffolgenden Tag Richtung Nordosten verlagert. Am 12.02. um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum des Tiefs südlich von Island, wo ein Druck von knapp 990 hPa gemessen wurde. In diesem Bereich lag auch die kurze Okklusions- oder Mischfront, die sich dort in Warm- und Kaltfront trennte. Die Warmfront erstreckte sich sichelförmig von der Südküste Islands über die Färöer-Inseln bis zum Ärmelkanal. Etwas weiter dahinter bildete sich eine zweite Warmfront aus, die parallel zur ersten Front verlief. Die Kaltfront erstreckte sich vom Kern aus nach Süden über den Nordostatlantik. Im 24-stündigen Zeitraum ab 07 Uhr MEZ fielen auf den Britischen Inseln nur geringe Regenmengen, zum Beispiel 3,2 l/m² am Vyrnwy-Stausee in Wales, 6,8 l/m² in Eskdalemuir im Süden Schottlands und 8,8 l/m² an der walisischen Station Capel Curig. Im Südwesten Skandinaviens kam durch zusätzliche Hebung der Luftmassen an den Ausläufern des Skandinavischen Gebirges deutlich mehr Niederschlag zusammen, sowohl als Regenschauer als auch als Schneeregen und Schnee. Die Spitzenwerte lagen hier bei 33,5 l/m² in Voss, Norwegen, oder 33,8 l/m² an der Station Fjærland. Dabei stieg die Temperatur auf beispielsweise 9,2°C in Lerwick oder 12,5°C in Dublin. Vor Durchzug der Front war es in einer maritimen Polarluftmasse mit beispielsweise 6,2°C in Bergen etwas kühler. Im Rahmen der Frontendurchgänge kam es vor allem in Schottland zu Sturmböen. Auf den Shetland-Inseln traten gegen Abend verbreitet sogar schwere Sturmböen und einzelne orkanartige Windböen auf.

Durch Streckung der Mischfront bildeten sich zum Folgetag zwei Tiefzentren aus. Die Okklusionsfront verlief vom Tiefkern VOLKER I über dem Norden Islands ostwärts über das Europäische Nordmeer durch das Zentrum VOLKER II, rund 400 km vor der norwegischen Küste, nach Skandinavien und anschließend in einem Bogen nach Süden bis über Südschweden, wo sich der Okklusionspunkt befand. Beide Tiefzentren hatten dabei einen Druck von knapp 980 bzw. 985 hPa inne. Die bogenförmige Warmfront verlief von Südschweden über Mecklenburg-Vorpommern bis über Westfalen. Mit einer ähnlichen Länge erstreckte sich die Kaltfront ebenfalls im Bogen vom Süden Schwedens über Dänemark bis über die Nordsee. Dort ging sie in die Warmfront eines unbenannten Tiefdruckgebietes über dem Atlantik über. An dieser Kaltfront schob sich die einfließende kalte Luft unter der vorlaufenden Warmluft, was zu Konvektionsprozessen und Wolkenbildung führte. Dennoch hatte die Niederschlagsintensität abgenommen. Nur noch vereinzelt kamen an der Okklusionsfront zwischen 7 und 19 Uhr MEZ beispielsweise 17 l/m² Niederschlag an der norwegischen Station Laksfors oder 7 l/m² an der Bergstation Tågdalen zustande. Im Einflussbereich der Warm- und Kaltfronten regnete es noch weniger. Spitzenwerte lagen hier bei 6 l/m² in der nordlitauischen Ortschaft Biržai und 5 l/m² im weißrussischen Lida. Dabei stieg die Temperatur auf Werte zwischen 5,4°C auf Hiddensee, 7,3°C im dänischen Vamdrup und 11,2°C in Rekdal zwischen Molde und Ålesund. Zwischen dem Tiefdruckkomplex VOLKER und dem Hoch DORIT über Mitteleuropa herrschte ein großer Druckunterschied, wodurch der Wind in Böen vereinzelt Sturmstärke in Südskandinavien erreichte.

Teiltiefs VOLKER I löste sich im Tagesverlauf wieder auf und so lag der einzige Kern des Wirbels VOLKER am 14.02. um 01 Uhr MEZ mit einem deutlich angestiegenen Druck von knapp 1010 hPa über dem Süden Finnlands. Die zum Tief gehörende Warmfrontokklusion verlief von Südfinnland bis über die Westukraine. Diese Front weist sowohl Warm- als auch Kaltfronteigenschaften auf und unterscheidet sich insofern von einer normalen Okklusionsfront, dass die Temperaturen bei Passage der Front ansteigen. In der arktischen Luft vor der Front herrschte Dauerfrost mit maximal -1,9°C in Gagarin oder -1,8°C in Roslawl. Hinter der Front wurden zum Beispiel 4,2°C in Tallinn und 6,6°C in Kaunas gemessen. In zwölf Stunden wurden bis 07 Uhr MEZ entlang dieser Front 3 l/m² in Suojarwi in Nähe der finnisch-russischen Grenze, 4 l/m² in Baranawitschy südwestlich von Minsk und 6 l/m² Niederschlag im nordwestukrainischen Sarny gemessen.

Da sich das Tiefdruckgebiet VOLKER nun in Bereichen von tendenziell höherem Luftdruck aufhielt und sich weiter abschwächte, löste sich die Zyklone bis zum 15.02. vollständig auf und erschien nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte.