Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
VOLKER
(getauft
am 23.02.2015)
Am
21.02.2015 kam es auf der Rückseite eines Tiefdrucktroges über Mitteleuropa zu
einem Vorstoß maritimer Kaltluft über dem westlichen Teil des europäischen
Kontinents bis zum westlichen Mittelmeerraum. Dadurch bildete sich über dem
verhältnismäßig warmen Mittelmeerwasser am Abend des 21.02. über dem Golf von
Genua ein Tiefdruckgebiet, welches die Erscheinungsform einer sogenannten
Genuazyklone besaß. Von dieser gingen eine südwärts bis nach Tunesien reichende
Kaltfront, eine sich über Italien bis Griechenland ausdehnende Warmfront und
eine kurze vorgelagerte, über Norditalien und den Alpen liegende Warmfront aus.
Auf der Rückseite der Kaltfront kam es im Bereich der maritimen Polarluft am
italienischen Alpenrand und sogar bis in tiefere Lagen Nordwestitaliens,
beispielsweise bis in die norditalienische Stadt Turin, in den Frühstunden des
22.02. zu Schnee- und Schneeregenfällen. Über dem restlichen Italien, aber auch
dem westlichen Balkan und dem nördlichen Algerien und Tunesien regnete es
dagegen verbreitet stark und länger anhaltend. Innerhalb von 24 Stunden bis 06
Uhr UTC, also 07 Uhr MEZ, des 22.02. wurden so im italienischen Genua 59,8 mm
Niederschlag registriert, auf Sizilien an der Station Prizzi 58,0 mm und in der
kroatischen Stadt Dubrovnik 34,8 mm. Im Zentrum des Tiefs herrschte zu diesem
Zeitpunkt ein Luftdruck von ca. 997 hPa. Im Verlauf des 22.02. zog das
Tiefdruckgebiet südostwärts, erreichte mit seinem Kern zu Tagesbeginn des
23.02. südlich von Rom die italienische Küste und wurde nachfolgend auf den
Namen VOLKER getauft. Der zentrumsnahe Luftdruck war in etwa unverändert
geblieben und betrug immer noch ca. 997 hPa. Die an das Tiefzentrum gebundene
Kaltfront, an deren Vorderseite sich am Abend des 22.02. auch vereinzelte
Gewitter gebildet hatten, reichte südwestwärts bis Algerien, die Warmfront
erstreckte sich weit über Osteuropa bis südlich von Moskau, wo sie in die
Kaltfront des über Russland liegenden Tiefs THOMAS überging. Entlang der
Warmfront wurden vor allem in den Küstenregionen des Balkans und im Stau des
dinarischen Gebirges hohe Niederschlagssummen registriert, wie im kroatischen
Split mit 68,0 mm Niederschlag binnen 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des 23.02. oder
im bosnischen Mostar mit 35,2 mm. In den Morgenstunden des 23.02. erreichte die
Kaltfront mit Gewittern auch die griechische Insel Korfu, wo innerhalb
kürzester Zeit hohe Niederschlagssummen zusammenkamen, sodass 24-stündig 85,5
mm gemessen wurden.
Im
Folgenden verlagerte sich der Tiefdruckwirbel VOLKER unter fortsetzender Okkludierung
seines Frontensystems und unter deutlicher Abschwächung weiter südostwärts und
befand sich am 24.02. um 00 Uhr UTC vor der Südspitze der griechischen
Halbinsel Peloponnes. Zu einer Okklusion kommt es, wenn in einem
Tiefdruckgebiet die Warmfront von der nachfolgenden, schneller ziehenden
Kaltfront eingeholt wird und sich eine Mischform der beiden Fronten ausbildet.
Um den Kern des Tiefs VOLKER, welcher nur noch einen Druck von knapp 1005 hPa
aufwies, befand sich zu diesem Zeitpunkt lediglich noch eine schwache Okklusionsfront.
Jedoch war es im Bereich dieser Okklusionsfront am Vorabend und in der Nacht zu
stärkeren Niederschlagen und einigen starken Gewittern in Griechenland und der
westlichen Türkei gekommen, sodass bis zum 24.06. um 06 Uhr UTC in der
griechischen Stadt Chios im Osten des Landes 94,0 mm Niederschlag fiel, im
westtürkischen Cesme kamen sogar 168,5 mm zusammen, was in dieser Region ca.
ein Viertel des Jahresniederschlags entspricht.
Bedingt
durch einen erneuten Kaltluftvorstoß über West- und Mitteleuropa zum Mittelmeer
hin kam es über dem Golf von Genua zu einer erneuten Ausbildung eines
Tiefdruckgebiets mit einer kurzen, über Norditalien liegenden Okklusion, einer
kurzen bis ins nördliche Österreich reichenden Warmfront sowie einer
ausgedehnten und sich bis südlich der Kanaren erstreckenden Kaltfront. Der
Druck im Zentrum dieses Tiefdruckgebiets betrug ca. 1002 hPa. Im Verlauf des
24.02. zog das Tief vom Golf von Genua auf sehr ähnlicher Zugbahn wie zwei Tage
zuvor das Tief VOLKER südostwärts in Richtung Italien und verstärkte sich
dabei. Dabei weiteten sich auch die Niederschlagsgebiete, welche am Morgen noch
auf Norditalien und den Nordbalkan begrenzt gewesen waren, auf ganz Italien und
den Balkanraum aus.
Um
00 Uhr UTC des 25.02. gelangte das Tiefdruckgebiet, welches auf der
Analysekarte der Berliner Wetterkarte nun auf den Namen VOLKER II getauft wurde,
nahe der Stadt Neapel auf italienisches Festland. Der zentrumsnahe Luftdruck
hatte sich auf ungefähr 995 hPa verringert, das Tief war jedoch kaum weiter
okkludiert und wies dementsprechend stark ausgeprägte Warm- und Kaltfronten
auf. Die Kaltfront reichte vom Tiefzentrum südwärts bis nach Algerien, die
Warmfront nordwärts bis östlich von Warschau. Das ehemalige Tiefdruckgebiet
VOLKER, welches durch die Ausbildung des zweiten Tiefs nun mit dem Namen VOLKER
I bezeichnet wurde, hatte sich unter weiterer Abschwächung ostwärts bis zur
Südwestspitze der Türkei verlagert. Der Luftdruck im Kern war weiter gestiegen
und erreichte nur noch ca. 1007 hPa. Zudem verfügte das Tief VOLKER I über
keine erkennbaren Fronten mehr. Bis 06 Uhr UTC dieses Tages konnten auf der
italienischen Insel Capri 43,0 mm und in der kroatischen Stadt Ogulin 44,2 mm Niederschlag
registriert werden.
Bis
zum Nachmittag hatte sich der Wirbel VOLKER I komplett aufgelöst, weshalb das
Tief VOLKER II, welches nun eine südliche Zugbahn einschlug, nachfolgend
alleinig den Namen VOLKER trug. In den Frühstunden des 26.02. befand sich der
nun stärker okkludierende und schwächer werdende Tiefdruckwirbel VOLKER vor der
Westspitze Siziliens und erreichte noch einen Kerndruck von knapp 1004 hPa. Seine
nun deutlicher ausgeprägte Okklusionsfront ging vom Tiefzentrum aus östlich an
Sardinien vorbei, über Italien bis zur albanischen Adriaküste. Dort spaltete
sie sich in eine über Griechenland führende Kaltfront und eine kurze bis
Südungarn reichende Warmfront auf. Die stärksten Niederschläge traten in einem
Band von Tunesien über Sizilien bis zum Südbalkan auf. 24-stündig wurden in
diesem Gebiet bis 06 UTC in der tunesischen Stadt Beja 65,8 mm, in Sizilien
verbreitet 20 bis 30 mm und im kroatischen Dubrovnik 45,2 mm Niederschlag
gemessen. Im Tagesverlauf des 26.02. schwächte sich das Frontensystem des Tiefs
VOLKER zusehends ab, während sich das Tiefdruckzentrum nur langsam südostwärts
zur Südspitze Siziliens verlagerte. Bis zum Beginn des 27.02. waren in
Bodennähe keine Fronten mehr bestimmbar, lediglich eine in der Höhe
analysierbare Okklusion war übrig geblieben, welche von Sizilien bis Libyen
reichte. Jedoch kam es immer noch zu stärkeren Niederschlägen von 30 bis 40 mm
in Süditalien und dem westlichen Griechenland. Der Luftdruck im Zentrum des
Tiefs hatte weiter leicht zugenommen und betrug jetzt noch ca. 1005 hPa.
Im
Verlauf des Tages zog der Tiefdruckwirbel VOLKER weiter in Richtung Süden und
löste sich dabei südlich von Sizilien immer weiter auf, sodass er am 28.02.
nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 10.06.2015 von Maximilian Steinbach
Berliner
Wetterkarte: 25.02.2015
Pate:
Volker Franck