Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet VOLKER
(getauft am 28.02.2013)
Ende
Februar entstand an der Ostflanke eines Troges, also ein Kaltluftvorstoß in ca.
5,5 km Höhe nach Süden, über Grönland ein zugehöriges Bodentief. Dieses sollte
das Wettergeschehen in Europa beeinflussen und so wurde es am 28.02. auf den
Namen VOLKER getauft. Auf der Berliner Wetterkarte
vom 01.03. für 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, lag das Zentrum des
Wirbels VOLKER mit einem Druck von 1020 hPa über der Irmingersee,
mittig zwischen Grönland und Island. Vom Kern zog sich zum einen eine Warmfront
nach Südosten, die sich mit einer nahe der schottischen Insel St. Kilda befindlichen Kaltfront des Tiefs UTTO verband. Weiterhin
ging vom Kern eine Kaltfront nach Südwesten aus, die im weiteren Verlauf in die
Warmfront eines über dem zentralen Atlantik liegenden Wirbels überging. Im Laufe
des Tages verlagerte sich der Tiefdruckwirbel VOLKER unter Verstärkung nach
Osten in Richtung Skandinavien.
Gegen
0 Uhr UTC des 02.03. lag das Zentrum der Zyklone
VOLKER mit einem Kerndruck von knapp unter 990 hPa etwas nördlich des
Polarkreises über dem Nordmeer, knapp 500 Kilometer westlich von Bodö. Vom Kern gingen zahlreiche Fronten aus. Eine
Warmfront lag nordöstlich des Zentrums und reichte bis über das Nordkap, eine
weitere Warmfront zog sich in südöstlicher Richtung über Skandinavien und
verband sich über der zentralen Ostsee mit der Kaltfront des Tiefs UTTO. Südöstlich
des Kerns verlief eine kurze Okklusionsfront, also eine Mischfront mit
Eigenschaften von Warm- und Kaltfront, wenige Hundert Kilometer bis sie sich
nordwestlich von Trondheim in Warm- und Kaltfront spaltete. Die Warmfront zog
sich entlang der norwegischen Westküste bis nach
Schottland, die Kaltfront verlief südlich an Island vorbei und ging in der Nähe
von Grönland in eine bis nach Neufundland reichende Warmfront über. Westlich
des Kerns endete auf halber Strecke nach Island über dem Nordmeer noch eine weitere
Okklusion, die am Boden Kaltfrontcharakter annahm. Bereits in der Nacht kam es
entlang der Küste Norwegens aufgrund von orographisch bedingten Aufgleitvorgängen zu teils ergiebigen
Niederschlägen. In Bergen ergaben Regen und Schneeregen in den zurückliegenden
12 Stunden bis 06 Uhr UTC dieses Tages 9 l/m2, in Trondheim fielen im gleichen Zeitraum 10 l/m2, in Takkle bis zu 18 l/m2. Beim Voranschreiten nach Osten wandelten sich die
Niederschläge aufgrund der verbreitet unter dem Gefrierpunkt liegenden
Temperaturen gänzlich in Schnee, zudem herrschte böiger Wind. Mit
Windspitzen von bis zu 58 km/h und Tageshöchstwerten um -1°C meldete Roros in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des nächsten Morgens
anhaltend mäßiges bis starkes Schneetreiben, die eine Niederschlagsmenge von 20
l/m2 mit sich brachten. In Finsevatn kamen
sogar 31 l/m2 zusammen. Der Wind erreichte
hier in Böen bis 68 km/h, was der Stärke 8 auf der Beaufortskala entspricht.
Auch in Schweden kam es zu teils kräftigen Schneefällen. Bei Tageshöchstwerten,
die -11°C kaum überschritten, fielen innerhalb von 24 Stunden in Tjakappe 12 l/m2,
in Jokkmokk 16 l/m2und in Vidsel 19 l/m2.
Mit einem Druck von weiterhin 990 hPa lag das Zentrum des Wirbels
VOLKER um 0 Uhr UTC des 03.03. über der zentralen Ostsee, mittig zwischen
Stockholm und der estnischen Hauptstadt Tallinn. Nördlich des Kerns lag eine
Okklusionsfront, die sich spiralförmig über Tallinn und die litauische
Hauptstadt zunächst nach Süden zog, im Verlauf westwärts über Warschau reichte
und nahe der westfriesischen Inseln in den Charakter einer Kaltfront wechselte.
Diese verlief weiter bis über Großbritannien, wo sie in die Warmfront des bei
Island liegenden Tiefs WOLFGANG überging. Stark abgeschwächt verlagerten sich
die Schneefälle im Laufe der Nacht und des Morgens zunächst über den
baltischen- und später in den weißrussischen Raum. Größere Niederschlagmengen
wie zuvor über Norwegen und Schweden kamen jedoch nicht mehr zusammen. Die
Schneefälle, die innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC im lettischen Aluksne 4,3 l/m2 und
im estnischen Kihun 6 l/m2 brachten, fielen auf bereits vorhandene Schneedecken von 30
cm in Kihun bzw. 55 cm in Aluksne.
Im weißrussischen Vitebsk wurden im selben Zeitraum 8
l/m2 registriert, die mit den
bereits vorhandenen Schneemengen eine Gesamtschneehöhe
von 28 cm ergaben.
Zum 04.03. zog der Kern des Tiefdruckwirbels VOLKER, dessen Druck um
10 hPa auf 1000 hPa gestiegen war, nach Russland und
lag
gegen 00 Uhr UTC nahe Brjansk. Östlich vom Kern
ausgehend zog sich zum einen eine Warmfront nach Südosten in Richtung
Kasachstan, sowie eine Kaltfront in einem Bogen nach Westen über die Karpaten
bis Budapest. Zusätzlich ging westlich des Kerns eine Okklusionsfront aus, die
etwa bei der russischen Grenzstadt Smolensk endete. Das Schneefallgebiet
verlagerte sich in Richtung der Wolga, größere Niederschlagsmengen kamen
zumeist aber nicht mehr zusammen. In Wolgograd fielen innerhalb von 24 Stunden
lediglich 1,9 l/m2, zudem setzte bei Höchstwerten von knapp 4°C am Tage
Tauwetter ein, welches die Schneedecke von 9 auf 6 Zentimeter schrumpfen lies.
Im etwa 350 Kilometer weiter nördlich gelegenen Saratov
wurden bei Temperaturen, die -5°C nicht überschritten, bis zu 6 l/m2
gemessen.
Der 05.03. war der letzte Tag an dem Tief VOLKER auf der Berliner
Wetterkarte verzeichnet werden konnte. Sein Zentrum lag um 00 Uhr UTC mit einem
Druck von etwas unter 1010 hPa östlich der Wolga nahe Pugatschow. Vom Kern
verlief eine Okklusionsfront nach Nordosten, die ihren Okklusionspunkt nahe der
im östlichen Teil des europäischen Russlands gelegenen Stadt Ufa hatte. Von dort
zog sich die Warmfront zunächst nach Osten über die russisch-kasachische
Grenzregion und von dort den Kartenbereich verlassend nach Süden. Die Kaltfront
hingegen verlief über Tschetschenien, sowie Teilen Georgiens und endete über
dem Schwarzen Meer. Mit der Zugbahn des Wirbels verlagerte sich auch das
Wettergeschehen jenseits der Wolga, das sich zuvor abschwächende Schneefallgebiet
konnte sich zeitweilig sogar noch einmal etwas verstärken. So fielen innerhalb
24 Stunden in Ufa 4 l/m2 und in Sterlitamak l/m2. Dadurch summierte sich die Gesamtschneehöhe bis 06 Uhr
UTC auf 64 cm in Ufa beziehungsweise auf 68 cm in Sterlitamak.
Zunehmend abgeschwächt und sich nach Kasachstan verlagernd verließ
Tief VOLKER in der Nacht zum 06.03. den von der Berliner Wetterkarte analysierbaren
Bereich in Richtung Zentralasien.
Geschrieben
am 13.04.2013 von Christian Ulmer
Berliner
Wetterkarte: 02.03.2013
Pate: Volker
Platz