Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet VOLKMAR

(getauft am 27.02.2017)

 

Die Entstehung eines Tiefdruckgebiets wurde am 27.02.2017 für den Folgetag auf der Südseite eines ausgeprägten Troges im 500 hPa Niveau, was einer Höhe von rund 5500 m entspricht, prognostiziert. Dieses Tief sollte auf den Namen VOLKMAR getauft werden.

Die Prognosekarte für den 28.02.2017 12 Uhr UTC, also 13 Uhr MEZ, verzeichnete das frisch getaufte Tiefdruckgebiet über Nordost-Frankreich mit einem Kerndruck, der zwischen 990 und 985 hPa liegen sollte. Von diesem Kern ausgehend wurde eine Warmfront in südwestlicher Richtung einen leichten Bogen beschreibend und bis nach Ungarn verlaufend dargestellt, wo sie in die Kaltfront des vierten Kerns des Tiefs UDO übergehen sollte. Die Kernregion war ebenfalls der Ausgangspunkt der zu Tief VOLKMAR gehörigen Kaltfront, die einen Bogen über Südfrankreich beschrieb, nördlich von Marseille die Pyrenäen überquerte und westlich der galizischen Küste mit der Warmfront des noch namenlosen, aber später auf den Namen WILFRIED getauften Tiefs über der Südspitze Grönlands verschmolz. Obwohl das Tiefdruckgebiet VOLKMAR auf der Berliner Wetterkarte nicht analysiert war, da diese Analysen um 00 Uhr UTC nutzt, brachte es im späteren Tagesverlauf dennoch leichte Niederschläge über dem Südwesten von Frankreich. In Toulouse fielen zwischen 12 und 15 Uhr UTC 3,0 l/m², während durch die Hebungsprozesse im Stau der Alpen deutlich höhere Niederschläge anfielen. So meldeten die Stationen Dorans, Besancon und Bourg-St-Maurice 24-stündige Niederschlagsmengen bis zum 6 Uhr UTC Termin des Folgetages in Höhe von 14,3, 14,7 und 18,9 l/m².

Am 01.03.2017 wurde die Zyklone VOLKMAR erstmalig auf der Berliner Wetterkarte analysiert dargestellt. Sie lag mit einem gestiegenen Kerndruck von etwas über 1000 hPa um 00 Uhr UTC bei Verona. Vom Zentrum aus verlief die Warmfront in nordöstlicher Richtung nur etwa bis Wien, da sie danach in die stetig den Frontencharakter wechselnde Kaltfront des Tiefs UDO überging. Die Kaltfront zog sich weiterhin westwärts über den Golf von Genua, nun südlich an Marseille vorbei über die östlichen Ausläufer der Pyrenäen und ging über der spanischen Region Aragon in die Warmfront des Tiefdruckgebietes WILFRIED über. Dies hatte zur Folge, dass in der Nacht über Norditalien stärkere Niederschläge zu verzeichnen waren. Die Stationen Vipiteno und Trento maßen Niederschlagsmengen von 20,8 und 23,6 l/m² innerhalb von 24 Stunden bis zum 00 Uhr UTC Termin. Die Station des Monte Cimone südwestlich von Bologna meldete im gleichen Zeitraum 14,6 l/m² in Form von zeitweilig starkem Schneefall, der einen Anstieg der Gesamtschneehöhe von 76 cm auf 97 cm bewirkte.

Innerhalb von 24 Stunden verlagerte sich die Zyklone VOLKMAR über den gesamten Balkan. Die stärksten Niederschläge fielen dabei in der Nähe der Adria. Von 06 bis 18 Uhr UTC fielen im bosnischen Mostar 23,0 l/m² sowie16 l/m² im kroatischen Daruvar. Ausläufer des Niederschlagfeldes des Tiefs VOLKMAR erreichten sogar die Westtürkei, sodass beispielsweise in Aydin innerhalb von 12 Stunden bis um 06 Uhr UTC des Folgetages rund 14 l/m² bei zum Teil gewittrigen Regenfällen fielen.

Der Wirbel VOLKMAR befand sich schließlich um 01 MEZ des 02.03.2017 über Bulgarien kurz vor der Westküste des Schwarzen Meeres. Der Kerndruck hatte sich weiter abgeschwächt und betrug nun über 1005 hPa. Das Frontensystem verlief nahezu in Nord–Südrichtung entlang des Kerns. Die weiterhin kurze Warmfront erstreckte sich nordwärts in Richtung Kiew, ging aber zwischen Kiew und den äußeren Ostkarpaten in die Kaltfront des östlichen Kerns des Tiefs UDO über. Die Kaltfront verlief südwärts über die Ägäis, beschrieb dann einen westwärts gerichteten Bogen, führte zwischen dem Peloponnes und Kreta aufs Mittelmeer und erstreckte sich dann bis fast nach Libyen. Im Laufe des Tages verlagerte sich Wirbel VOLKMAR bis über die zentrale Türkei. Während dies Istanbul nebliges, aber ansonsten trockenes Wetter bescherte, wurde es in südöstlicher Richtung immer feuchter, da sich das Tief VOLKMAR über dem Mittelmeer mit feuchter Luft anreichern konnte. Dies führte zu Niederschlägen im türkischen Raum. So fielen in den nördlich gelegenen Stationen Bilecik und Kirkkale innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des Folgetages Niederschlagsmengen in Höhe von 5,6 l/m² bzw. 14,5 l/m². Mit der doppelten Menge, also 29 l/m² an der Station Isparta waren die fast monsunartigen Niederschläge von 74 l/m² in nur 12 Stunden mit nahezu permanenten Gewittern in der Küstenstadt Mersin kaum vergleichbar. Insgesamt fielen in der Tagessumme 82,1 l/m².

Der 03.03.2017 war dann schließlich der letzte Tag an dem die Zyklone VOLKMAR auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte. Ihr Kern befand sich um 00 Uhr UTC mit ca. 1015 hPa über Ankara. In nördlicher Richtung bis zur ukrainischen Schwarzmeerküste verlief die Warmfront, dort ging sie in die Kaltfront eines an die Barentssee angrenzenden Tiefs über. Die Kaltfront zog sich in einem Bogen entlang der Mittelmeerküste Syriens und Libanons, kreuzte das israelisch-ägyptische Grenzgebiet, passierte Kairo nördlich und endete schließlich über der libyschen Sahara. In Mersin fielen nun deutlich weniger Niederschläge als Tags zuvor, nämlich in 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des folgenden Tages nochmals 9,5 l/m², die gänzlich auf die erste Tageshälfte zurückzuführen sind. Etwas weiter südlich im israelischen Har-Knaan wurde die gleiche Niederschlagsmenge gemeldet. Das schwächer werdende Niederschlagsgebiet zog weiter ostwärts über die Türkei und brachte zum Beispiel in Diyarbakir noch 8 l/m² innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC. Sich immer weiter ostwärts verlagernd erreichte das Tief VOLKMAR den Kaukasus und war am 04.03.2017 bereits aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte verschwunden und wurde schließlich auf dieser nicht mehr verzeichnet.


 

Geschrieben am 29.04.2017 von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte : 01.03.2017

Pate: Volkmar Kein