Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
VOLKRAT
(getauft
am 15.07.2009)
Am Abend des 14.07.2009 entwickelte sich über
den Azoren ein noch kleines Tief mit einem Kerndruck von 1020 hPa, das am 15.
Juli auf den Namen VOLKRAT getauft wurde.
Dieses Tief zog am Tage des 16. Juni mit
seinem Kern über die Bretagne und vertiefte sich dabei auf 1010 hPa.
Am Mittag des 17. Juni zog Tief VOLKRAT
weiter nach Nordostengland und vertiefte sich weiter auf 1000 hPa. Auf der
Vorderseite von VOLKRAT konnte sehr warme subtropische Luft nach Norden strömen,
sodass die Temperaturen im Warmsektor des Tiefs am Mittag im Berliner Raum
erstmals im Jahre 2009 über 30°C steigen konnten. Eine der Kaltfront von VOLKRAT
vorgelagerte Konvergenzlinie beendete das hochsommerliche Wetter im Berliner
Raum jedoch schon in den Nachmittagsstunden. Bei kräftigen Gewittern mit
Windböen der Stärke 7 bis 8 Beaufort im Stadtgebiet fiel in Berlin-Dahlem
zwischen 16:30 Uhr MESZ und 17:00 Uhr allein 5,6 mm Niederschlag. Die
eigentliche Kaltfront hatte am Nachmittag dem Südwesten Deutschlands ergiebige
Niederschläge gebracht. So meldete, Freiburg im Breisgau 22 mm in 6 Stunden.
Aber auch in Küstennähe gab es vereinzelt mehr als 10 mm im selben Zeitraum.
In der Nacht zum 18. Juli verlagerte sich
das Tiefdruckgebiet VOLKRAT unter Verstärkung mit seinem Zentrum weiter zur
Nordsee. Bis zum Morgen hatte die Kaltfront Deutschland weitgehend ostwärts
überquert. Vor Mitternacht fielen die größten Regenmengen in Bayern: in 6 Stunden
verzeichnete Nürnberg 26 mm. Am Mittag wurden dann hinter der Kaltfront im
Voralpenland kaum 10°C und im Norddeutschen Tiefland etwa 20°C gemessen.
Am 19. Juli verlagerte sich VOLKRAT nur
langsam weiter nach Norden zur nördlichen Nordsee. Auf seiner Rückseite
erfolgte ein Vorstoß kühler Meeresluft subpolaren Ursprungs über die Alpen
hinweg weit südwärts bis zur libyschen Küste. Auf der Vorderseite gelangte
heiße, zum Teil auch feuchte Luft tropischen Ursprungs in die Ukraine und den
Süden Russlands, so dass dort die Temperatur gebietsweise über 35°C stieg. An
einer scharf ausgeprägten Grenze zu der von Westen heranströmenden kühleren
Meeresluft entstanden an der baltischen Ostseeküste Gewitter, die in Lettland
innerhalb von 6 Stunden bis zu 42 Liter Regen pro Quadratmeter brachten. In
Deutschland wurde am Rande des Nordseetiefs eine Okklusion über hinweg nach
Osten gesteuert, die am 20. Juli vor allem dem Westen gebietsweise schauerartig
verstärkten Regen brachte. So gab es bis zum Mittagstermin auf dem Kahlen Asten
eine 6-stündige Niederschlagshöhe von 10 mm und in Werl von 13 mm.
Am 20. Juli bildete das Tief VOLKRAT zwei
deutliche Kerne, einen von nördlich Schottland und einen über der mittleren
Ostsee. VOLKRAT I wies dabei einen Kerndruck von 998 hPa, VOLKRAT II einen
Kerndruck von 1003 hPa auf.
Einen Tag später schwächte sich
Tiefdrucksystem VOLKRAT I und II nur wenig ab, behauptete sich auf seinen
beiden Positionen und bildete kräftige Okklusionsfronten aus. So erstreckte
sich ein Streifen mit Starkregen von der mittelnorwegischen Küste über Mittelschweden
hinweg bis zum südlichen Karelien. Im Ostteil dieses Niederschlagsstreifens
lagen die Regenhöhen meist nur wenig über 10 mm innerhalb von 24 Stunden, im
Westen also hautsächlich in Norwegen wurden 30 mm in diesem Zeitraum häufig
überschritten. Niederschlag über 50 mm gab es beispielsweise im
mittelschwedischen Krangede mit 54 mm und an einer Messstation im norwegischen
Trondheim, wo 68 mm Niederschlag fielen.
Der letzte Tag für Tief VOLKRAT I schlug am
22. Juli, da es in das Tief WOLFGANG nördlich von Schottland aufging. VOLKRAT
II, das fortan nur VOLKRAT genannt wurde, verlagerte sich nach Nordosten in
Richtung Weißes Meer und schwächte sich weiter ab.
In der Nacht zum 23. Juli befanden sich die
Reste von Tief VOLKRAT noch über Nowaja Semlja und wiesen einen auf der
Isobarenkarte kaum noch sichtbaren Kerndruck von 1015 hPa auf. Am folgenden Tag
löste sich VOLKRAT endgültig auf.
Geschrieben am: 21.08.2009 von Marc Mühling
Wetterkarte: 17.07.2009
Pate: Volkrat Schmidt