Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet WALDEGUND

(getauft am 08.05.2014)

 

Unterhalb eines Kurzwellentroges, d.h. eines Kaltluftvorstoßes nach Süden in einer Höhe von etwa 5,5 km, befand sich am 08.05.2014 ein zugehöriges Tiefdruckgebiet, welches an diesem Tag auf den Namen WALDEGUND getauft wurde.

Es lag mit einem Kerndruck von etwas unter 995 hPa an seinem Tauftag um 02 Uhr MESZ auf der Schnittlinie von Angmagssalik in Grönland und Dublin über dem zentralen Nordatlantik. Das Tief besaß eine westlich des Kerns ausgehende Okklusion, also eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront, welche nach Nordwesten verlief und bis zu dem Zentrum eines Randtiefs innerhalb der Zirkulation des Wirbels WALDEGUND rund
800 km nordwestlich von Irland führte. Das Frontensystem dieses Randtiefs erreichte schon um 08 Uhr MESZ die Britischen Inseln. Im irischen Shannon fielen bis zu diesem Termin in 6 Stunden 10 mm Regen, in Chivenor, in Cornwall gelegen, waren es 7 mm Niederschlag. Auch an der Westspitze der Bretagne in Brest wurden bis zum Morgentermin noch 2 mm im gleichen Zeitraum registriert.

Der Tiefdruckkomplex WALDEGUND spaltete sich bis zum Folgetag in zwei Teile auf. Der Wirbel WALDEGUND I befand sich mit einem Kerndruck von etwa 1000 hPa um 02 Uhr MESZ nördlich von Irland. Vom Kern des Tiefs führte eine Okklusion über Schottland und die Nordsee bis zum Zentrum der Zyklone WALDEGUND II, welches sich aus dem Randtief vom Vortag entwickelt hatte und einen Kerndruck von
ca. 1004 hPa aufwies. Beim Zentrum dieses Tiefs über dem Nordwesten Deutschlands befand sich auch der Okklusionspunkt, wo sich die Okklusion in Warm- und Kaltfront aufspaltet. Von diesem verlief eine kurze Warmfront bis über Tschechien und eine Kaltfront nach Südwesten bis auf den Atlantik hinaus. Der Tiefdruckeinfluss erreichte bereits ab den Nachmittagsstunden des Vortages Deutschland und führte ab der Nacht zu gleichmäßigen Niederschlag mit Mengen von meist 2 bis 10 mm bis 08 Uhr MESZ. In den Staulagen der Mittelgebirge fiel teils etwas mehr Niederschlag, da die Wolken dort aufgrund der Gebirge aufsteigen müssen, um weiter ziehen zu können. Die aufsteigende Luft ruft verstärkten Niederschlag hervor. Die Regenmengen waren mit 19 mm in 12 Stunden auf dem Feldberg im Schwarzwald und auf dem Brocken im Harz nahezu doppelt so hoch wie jene im übrigen Deutschland. Hinter den Fronten floss vor allem in höheren Luftschichten kühlere Luft ein, die Schauerwetter auslöste. In Berlin-Tegel wurden in 12 Stunden bis 20 Uhr MESZ 8 mm Regen gemessen, an der deutschen Nordseeküste teils 10 mm, wie in Cuxhaven. In den Niederlanden registrierte der Flughafen in Rotterdam sogar 13 mm Niederschlag im gleichen Zeitraum. Neben Schauern traten auch Gewitter auf, die in Deutschland innerhalb von 30 Minuten bis 19 Uhr MESZ 3670 Blitze hervorriefen. Diese Ereignisse waren von zum Teil starkem Wind begleitet. In Gelsenkirchen und Unna wurde sogar Windstärke 10 gemessen. Auch die Okklusion, welche die beiden Teiltiefs verband, war wetterwirksam. So brachte sie in Teilen Großbritanniens noch Niederschläge bis zu 10 mm in 12 Stunden bis 08 Uhr MESZ, wie im nordschottischen Loch Glascanoch. In Malin Head im Norden Irlands waren es 9 mm Regen.

Das Tief WALDEGUND besaß am 10.05. wieder nur einen Kern und lag um 02 Uhr MESZ mit Zentrum über Südschweden. Westlich des Kerns existierte noch eine kurze Höhenokklusion, also ein Frontentyp, der nur in der Höhe analysiert werden kann, während sich östlich des Kerns die Okklusion am Okklusionspunkt über der mittleren Ostsee in eine nach Osten reichende und in die Kaltfront von Tief VICKY übergehende Warmfront sowie eine bis über die italienischen Alpen verlaufende Kaltfront aufspaltete. Auf der Rückseite kam es in der eingeflossenen kühlen Meeresluft auch in der Nacht noch zu schauerartigem Regen. Bis zum Morgen um 08 Uhr MESZ meldete der Düsseldorfer Flughafen in 12 Stunden 11 mm Niederschlag und das in der Nähe gelegene Lüdenscheid noch 10 mm. In Nordholz kam in 24 Stunden durch das Tief WALDEGUND sogar eine Niederschlagssumme von 35 mm zusammen. Aber auch außerhalb Deutschlands löste das Frontensystem des Tiefs verbreitet Niederschläge aus. Im südschwedischen Ronneby fielen in 24 Stunden 6 mm Regen, im tschechischen Brünn 5 mm und in Graz summierten sich die Niederschläge auf 11 mm auf. Aufgrund der starken Erwärmung durch die Sonne wurde die maritime Polarluft rasch erwärmt und führte somit nur zu einem geringen Rückgang der Höchsttemperaturen in Mitteleuropa. Im Bergland war der Rückgang am stärksten, auf dem Kleinen Feldberg fiel der Höchstwert von 13,5°C am Vortag auf 10,2°C und auf dem Brocken von 8,7°C auf 5,5°C. Aber auch im Bereich der Frontensysteme ging die maximale Temperatur zurück, wie in Warschau von 21°C am Vortag auf 15°C oder in Göttingen, wo sie von 18,8°C auf 13,9°C fiel.

Die Zyklone WALDEGUND verlagerte sich bis zum Folgetag um 02 Uhr MESZ weiter nach Nordosten, sodass sie sich nun über dem Finnischen Meerbusen mit einem Kerndruck von ca. 998 hPa befand. Sie wies eine nach Nordosten gerichtete Warmfront auf, die bis an das Weiße Meer reichte, sowie eine Kaltfront, die sich vom Zentrum aus bis an die Nordküste des Schwarzen Meeres erstreckte. In den Gebieten rückseitig des Frontensystems klarte es zum Teil stärker auf, sodass der Tiefstwert der Temperatur dort um bis zu 6 Grad niedriger ausfiel, als in der Nacht zuvor. So z.B. im litauischen Laukuva, wo ein Minimum von 6°C gemessen wurde. Im lettischen Daugavpils gab es in 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ 21 mm Regen, im estnischen Tartu waren es noch 18 mm und im ukrainischen Svitlovodsk 16 mm Niederschlag. Insbesondere in Weißrussland und in der Ukraine wurde es deutlich kälter als am Vortag. Während in Dnepropetrovsk am Tag zuvor mit 26°C noch ein Sommertag erreicht wurde, ging die maximale Temperatur nun auf 19°C zurück. Im weißrussischen Lepel fiel der Höchstwert um 5 Grad auf 18°C ab. In St. Petersburg wurde auch eine um 7 Grad niedrigere Höchsttemperatur von 13°C registriert.

Das Tiefdruckgebiet WALDEGUND lag am 12.05. um 02 Uhr MESZ mit einem Zentrumsdruck von etwa 992 hPa wenig südlich des Weißen Meeres. Die kurze Okklusion spaltete sich rasch in eine sich nach Südosten erstreckende Warmfront und eine bis nach Südwestrussland reichende Kaltfront auf. Während östlich der Kaltfront um 02 Uhr MESZ noch Temperaturwerte von 20°C auftraten und diese in der Nacht auf minimal 15°C zurückgingen, wie z.B. in Joskar-Ola oder in Tscheboksary, war es hinter der Kaltfront mit minimal 5°C in Maksatikha deutlich kühler. Auf der nordwestrussischen Halbinsel Kola trat in den frühen Morgenstunden bei einer Temperatur um 1°C sogar leichter Schneefall auf. Gemeinsam mit dem sich auffüllenden Tief VICKY gab es in Russland zum Teil zweistellige Niederschlagssummen. In 24 Stunden registrierten die Messgeräte bis um 08 Uhr MESZ 14 mm in Kalevala oder auch 13 mm im benachbarten Reboly. Während es auf der Nordseite des Tiefkerns an der Barentssee nur maximale Temperaturwerte wenig über dem Gefrierpunkt gab, wie z.B. in Kanin Nos, traten südlich schon deutlich mildere Werte von 19°C in Verhnjaja Tojma auf. Im Süden Russlands in Sarapul wurden am gleichen Tag sogar 35°C gemessen.

Bis zum Folgetag verlagerte sich der Wirbel WALDEGUND weiter nach Nordosten bis außerhalb des Darstellungsbereiches, sodass er nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 09.05.2014

Pate: Julien Walter (www.headmatch.de)