Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet WALTER
(getauft am 20.11.2011)
Am 19. November 2011 spaltete sich aus einem weit nach Süden
reichenden, ostatlantischen Höhentrog
Am 20. November wurde auf der Prognosekarte für den Folgetag diese
Zyklone auf den Namen WALTER getauft. Zwar befand sie sich sehr weit im Süden,
jedoch sollte sie laut Modellberechnungen sehr prägend für den westlichen
Mittelmeerraum werden. Um 00 UTC des 21. November,
was 01 MEZ entspricht, befand sich der Wirbel WALTER bereits mit einem
Kerndruck von rund 1007 hPa über der Nordostküste Marokkos. Dabei reichte eine
Okklusionsfront, eine Mischfront mit Warm- sowie Kaltfronteigenschaften,
südöstlich bis über die Sahara, hinaus aus dem Analysebereich der Berliner
Wetterkarte. Außerdem existierte eine rückläufige Okklusion, die rund 400 km
Nordwestlich bis über die Iberische Halbinsel reichte. Aufgrund der Entstehung
des Tiefs aus der Polarfront, führt es in der Höhe kalte Luftmassen mit sich.
Im Zusammenspiel mit warmer Luft im Bodenniveau, labilisiert dies die gesamte
untere, wetteraktive Atmosphäre. Dadurch kam es im südlichen Küstenbereich des
Mittelmeeres zu teils heftigen Schauern und Gewittern.
Am Hafen der algerischen Hauptstadt Algier wurde bis zum
Morgen des 22. November eine 24-stündige Regenmenge von 65 mm registriert. An
diesem Morgen befand sich das Tief WALTER mit einem Kerndruck von ca. 1005 hPa bereits
knapp südöstlich der Balearen. Seine Okklusionsfront verlief in einem östlichen
Bogen über Mallorca, Südsardinien und die Straße von Sizilien hinweg bis nach Tripolis
und weiter über die Sahara. An der Nordflanke der Zyklone, im Bereich der
Okklusion, kam es weiterhin zu recht kräftig ausgeprägten Hebungsprozessen,
welche starke Schauer und Gewitter auslösten. Im Laufe des Tages waren davon
vor allem der Nordosten Spaniens, die Balearen, die Inseln Korsika und
Sardinien, sowie erneut die Küstenregion von Algerien betroffen. Am Hafen von
Algier fielen bis zum Abend innerhalb von nur 12 Stunden weitere 46 mm
Niederschlag. Im spanischen Gerona verzeichnete die Wetterstation 24-stündigen bis
zum Morgen des Folgetages 53 mm Regen, in Olbia auf Sardinien wurden sogar 64 mm
beobachtet.
Am Morgen des 23. November hatte sich das Tief WALTER unter
leichter Abschwächung knapp südlich von Sardinien positioniert. Der Kerndruck
wies nun einen Wert von ca. 1010 hPa auf. Die Okklusionsfront erstreckte sich
über die Balearen, die Straße von Bonifacio und die Straße von Messina hinweg
bis vor die Küste Libyens. Da die Zyklone WALTER in der Höhe weiterhin recht
kalte Luft mit sich führte, labilisierte dies die Atmosphäre im gesamten
westlichen Mittelmeerraum. Hier kam es im Laufe des Tages verbreitet erneut zu
Schauern und heftigen Gewittern, die örtlich auch unwetterartig ausfielen. In
Algier kamen zu den bereits gefallen Niederschlägen der letzten beiden Tage
noch einmal 23 mm bis zum Morgen um 06 UTC hinzu. Damit ergab sich hier eine
Niederschlagsmenge von insgesamt 134 mm. Zum Vergleich, in diesem Ort fallen
normalerweise im gesamten November nur rund 93 mm Niederschlag. Der Süden
Italiens war jedoch am stärksten von den schweren Unwettern betroffen. Es kam
im 12-stündigen Messzeitraum bis zum Abend des 23. November zu beachtlichen
Niederschlagsmengen. In Kalabrien wurden Werte um 100 mm gemeldet. Die
Hauptstadt dieser Region, Catanzaro, verzeichnete sogar
131 mm, womit dort mehr als der normale Monatsniederschlag innerhalb von nur 24
Stunden niederging.
Unter erneuter Abschwächung verlagerte sich die Zyklone
WALTER mit ihrem Kern und einem Druck von leicht unter 1015 hPa bis
zum 24. November weiter nach Osten und befand sich nun über Sizilien. Eine
voranlaufende Okklusionsfront erstreckte sich in einem nördlichen Bogen über
Rom und Apulien hinweg bis zum nördlichen Teil des Ionischen Meeres. Von diesem sogenannten Okklusionspunkt aus,
dem Punkt, an dem sich Warm- und Kaltfront zu einer Okklusion vereinigen,
verlief die Warmfront nach Osten über Kreta hinweg bis vor die Küste Israels.
Die Kaltfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt ausgehend in südlicher
Richtung bis in den Norden Libyens. Außerdem bildete sich eine rückläufige
Okklusionsfront, die vom Zentrum ausgehend in einer westlich verlaufenden
Geraden an der algerischen Mittelmeerküste entlang reichte und dort in die
Okklusion eines sich westlich von Marokko befindenden Tiefdruckgebietes
überging. Im Tagesverlauf gab es im Bereich der Fronten weiterhin
Niederschläge, doch fielen diese deutlich geringer aus, da das
Kaltluftreservoir in der Höhe, welches als Energiequelle dieser Zyklone diente,
mittlerweile aufgebraucht war.
Die Zyklone WALTER verlor bis zum 25. November ihren Einfluss
auf das Wettergeschehen im Mittelmeerraum und konnte somit an diesem Tag nicht
mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am 22.01.12 von Sabrina Schmidt
Berliner Wetterkarte: 23. November 2011
Pate: Hans Heinrich
Schütte