Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  WALTRAUD

(getauft am 16.12.2008)

 

Die Geschichte des Tiefs WALTRAUD begann am 15.12., als sich ein von Südgrönland heranziehender kräftiger Tiefdruckwirbel über Island mit dem Tief URSULA zu einem neuen Tiefdruckwirbel vereinigte, welcher in den Morgenstunden des 16.12. auf den Namen WALTRAUD getauft wurde. Der Kerndruck dieses Sturmtiefs betrug zu diesem Zeitpunkt nur 967 hPa. Während sich WALTRAUD noch am Tauftag über das Europäische Nordmeer nach Jan Mayen verlagerte, folgte bereits der nächste Tiefdruckwirbel namens XHEVAHIRE über die Grönlandsee nach Island. Auch bei diesem Sturmtief betrug der Kerndruck nur 970 hPa.

An der Südflanke des Wirbels bildete sich entlang der Kaltfront ein kleines Wellentief nördlich von Irland aus, das mit den ursprünglichen Fronten des Tiefs WALTRAUD vor allem im Norden der Britischen Inseln für schauerartig verstärkte Niederschläge und kräftige Böen sorgte. In diesem Zusammenhang fielen beispielsweise in Stornoway auf den Äußeren Hebriden vor der Nordwestküste Schottlands bis zum Morgen des 16.12.    9 Liter Regen pro Quadratmeter bei einer mittleren Windgeschwindigkeit von 5 Beaufort.

In der Folge konnte das Tief WALTRAUD kaum zum Europäischen Kontinent vordringen, da das kräftige Russlandhoch PAOLINI die Westwinddrift blockierte. Somit blieb der Wirbel mit seinem Zentrum nahezu stationär, wobei die Frontensysteme zunehmend okkludierten, sich also Warm- und Kaltfront vereinten. Die Ausläufer der Front erreichten zum 17.12. die Norwegische Küste und der Okklusionspunkt lag dabei im Raum London, womit ein kleiner Warmsektor noch über Südengland, dem Kanal und der Bretagne vorhanden war. Bedingt durch die Stationarität und orographische Staueffekte fielen in Bergen binnen 24 Stunden 15 l/m², aber selbst im weiter nördlich gelegenen Spitzbergen reichte es bei zarten Plusgraden nur zu Schneeregen. In Schottland war unterdessen die Höhenkaltluft angelegt, so dass zahlreiche Regenschauer ausgelöst wurden.

Im Tagesverlauf erreichte das schmale Wolkenband der Okklusion auch die Benelux-Länder und den Nordwesten Deutschlands, wobei bei bedecktem Himmel meist leichter Sprühregen fiel. WALTRAUD ging in der Nacht zum 17.12. im nachfolgenden Tief XHEVAHIRE auf und verschwand somit wieder von der Berliner Wetterkarte.


Geschrieben am 22.1.2009 von R. Löwenherz

Wetterkarte: 16.12.2008

Pate: Waltraud Marbacher