Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet WALTRAUD
(getauft am 18.07.2016)
Im Laufe des 17.07.2016 verstärkte sich ein über Nordamerika
entstandenes Tiefdruckgebiet mit einem minimalen Kerndruck von 1005 hPa. Das
Tiefzentrum lag zu Beginn des Tages etwa 500 Kilometer südlich von Grönland und
verlagerte sich weiter nach Osten. Dabei hatten sich zwei vorlaufende
Warmfronten gebildet, wobei sich die eine vom Tiefzentrum ausgehend nach Osten
und die andere nach Süden erstreckte und eine nachfolgende Kaltfront, die sich
ebenfalls nach Süden zog.
Aufgrund der Wetterwirksamkeit für Europa wurde dieses Tiefdruckgebiet
in der Analyse der Berliner Wetterkarte vom 18.07.2016 auf den Namen WALTRAUD
getauft. Zu diesem Zeitpunkt lag der Tiefdruckwirbel mit einem Kerndruck von knapp
über 1000 hPa etwa 600 Kilometer südwestlich der isländischen Küste. Zudem
hatte sich bereits eine Okklusionsfront um das Tiefdruckzentrum entwickelt, die
sich durch wärmere Luftmassen in höheren Schichten und kältere Luftmassen in
niedrigeren Schichten der Atmosphäre auszeichnet. Sie entsteht, wenn die
nachfolgende Kaltfront die vordere Warmfront im Okklusionspunkt eingeholt hat
und somit die wärmeren Luftmassen zum Aufsteigen gezwungen werden. Zudem zog sich vom Okklusionspunkt eine Warmfront nach Osten bis
zur Nordküste von Schottland sowie eine Kaltfront nach Süden über den
Nordatlantik. Im weiteren Tagesverlauf des 18.07.2016 sorgte die Zyklone
WALTRAUD in der isländischen Hauptstadt Reykjavik sowie in dem westisländischen
Ort Gufuskálar über den ganzen Tag verteilt für
maximal 0,2 mm Regen. Anders sah es jedoch auf der im Norden von Schottland
gelegenen Insel Fair Isle sowie auf dem etwas südlicher befindlichen Flughafen
Kirkwall Airport aus. In den 12 Stunden bis 24 Uhr UTC, was einer Zeit von 14
Uhr MESZ entspricht, fielen 11 mm bzw. 6 mm an überwiegend flüssigen, aber auch
festen Niederschlägen. Diese Niederschläge wurden durch die Warmfront
verursacht, die sich in der zweiten Tageshälfte über diese Regionen verlagerte.
In dem im Osten Schottlands liegenden Ort Inverbervie
wurden zudem um 16 Uhr UTC maximale Windböen von bis zu 50 km/h erreicht. Somit
sorgte der Wirbel WALTRAUD für starke bis stürmische Windböen der Stärke 7 auf
der Beaufortskala.
Bis zum 19.07.2016 verlagerte sich das Tiefdruckgebiet WALTRAUD nur
minimal in Richtung Osten mit einem unveränderten Kerndruck von knapp unter
1005 hPa. Somit befand sich das Zentrum von Tief WALTRAUD weiterhin ca. 550
Kilometer südwestlich von Island. Die Okklusion erstreckte sich vom Zentrum
nach Süden und vom Kern nach Nordosten bis etwa 200 Kilometer südlich der
isländischen Küste, wo sie sich teilte. Die Warmfront zog sich über die Nordsee
bis nach Dänemark und eine Kaltfront erstreckte sich parallel zur Okklusion
nach Süden. Im Tagesverlauf überquerte die Warmfront den Süden von Norwegen und
sorgte in dem Ort Fossmork innerhalb von 12 Stunden
bis 18 Uhr UTC für 24 mm Regen. In dem in der Nähe liegenden Ort Evanger wurden im gleichen Zeitraum bis zu 18 mm Regen
gemessen. Auf der westlichen Insel Fedje wurden um 12
Uhr UTC auch starke Böen der Stärke 6 auf der Beaufortskala registriert. Die
Okklusion zog sich am Ende des Tages über Island und sorgte erneut in Reykjavík
für maximale Niederschlagsmengen von bis zu 2,2 mm in 6 Stunden bis 24 Uhr UTC.
Bis zum Folgetag verlagerte sich die Zyklone WALTRAUD nur geringfügig in
östliche Richtung und lag mit einem weiterhin minimalen Kerndruck von knapp
unter 1005 hPa ca. 600 Kilometer südlich von Island. Die Okklusion erstreckte
sich ausgehend vom Zentrum des Tiefs WALTRAUD über den Norden von Island und
teilte sich über dem Osten Islands in eine über das Europäische Nordmeer bis
nach Norwegen reichende Warmfront und in eine über dem östlichen Nordatlantik
befindliche Kaltfront auf. Die Kaltfront überquerte zu Beginn des Tages das
irische Festland. Auf der im Westen Irlands gelegenen Insel Valentia Island
fielen in 12 Stunden bis 12 Uhr UTC nur 0,3 mm. Das irische Tagesmaximum von
maximal 1,1 mm wurde erneut in Reykjavík gemessen.
Am 21.06.2016 befand sich das Tief WALTRAUD etwas weiter nördlich, ca.
450 Kilometer südlich der isländischen Küste, mit einem unveränderten
Kerndruck. Die Okklusion ging südlich vom Kern aus nach Norden und teilte sich über
der südlichen Küste von Island in eine Warmfront und eine Kaltfront auf. Die
Warmfront zog sich dabei vom Okklusionspunkt über das Europäische Nordmeer bis
nach Zentralschweden, die Kaltfront reichte nach Süden bis Schottland und ging
in ein Frontensystem eines anderen Tiefdruckgebietes über. In der ersten
Tageshälfte bis 12 Uhr UTC sorgte die Warmfront in dem norwegischen Ort Tjotta für 0,3 mm Regen. In dem im Osten von Island
liegenden Ort Dalatangi wurden in 6 Stunden bis 06
Uhr UTC sogar bis zu 25 mm Regen gemessen. Diese Mengen wurden durch das
Überqueren des Okklusionspunktes in dieser Region verursacht, in dem oftmals
die höchsten Niederschlagsmengen registriert werden.
Unter weiterer Verlagerung nach Norden lag die Zyklone WALTRAUD mit
einem abgeschwächten Kerndruck von 1010 hPa am folgenden Tag ca. 150 Kilometer
südöstlich von Island. Das Frontensystem bestand aus einer Okklusionsfront, die
sich ausgehend vom Zentrum des Tiefs WALTRAUD um Island zog und 150 Kilometer
nördlich von Island in die Warmfront überging, die über die Insel Jan Mayen
reichend in der nördlichen Region des Europäischen Nordmeers endete. An diesem
Tag konnten keine wesentlichen Niederschlagsmengen mehr verzeichnet werden. Im
weiteren Tagesverlauf zog von Süden her ein intensiveres Tief auf, so dass sich
das Tiefdruckgebiet WALTRAUD allmählich auflöste und am Folgetag nicht weiter
auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 18.08.2016 von Florian Ruff
Berliner
Wetterkarte: 19.07.2016
Pate:
Dr. Ute Gnauck