Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet WANDA

(getauft am 27.10.2010)

 

Am 27. Oktober 2010 wurde ein Tiefdruckgebiet über dem westlichen Nordatlantik auf den Namen WANDA getauft. Es befand sich südöstlich der neufundländischen Küste und wies einen Kerndruck von ungefähr 1015 hPa auf.

Am nächsten Tag hatte sich das Tief schon weit nach Osten verlagert und mehr als die Hälfte des Atlantiks überquert. Mit einem Kerndruck von ca. 995 hPa intensivierte es sich und wurde zu einem Wirbel, bei dem deutlich eine Warmfront, bis vor die Südküste Irlands, und eine Kaltfront, die weit nach Westen über den Nordatlantik reichte, erkennbar waren.

Die Zyklone verstärkte sich zum 29. Oktober 2010 weiter und hatte sich zu einem Sturmtief entwickelt. Während im Kern westlich der Britischen Inseln ein Luftdruck von unter 975 hPa herrschte, lag der Luftdruck am Rand des Tiefs WANDA, beispielsweise in London, bei 1010 hPa. Durch die großen Luftdruckunterschiede auf recht kleinem Raum gab es an einigen Orten kräftigen Wind bzw. Sturm. An der Station Stornoway auf den zu Schottland gehörenden Äußeren Hebriden gab es morgens einen Mittelwind von 65 km/h, dies entspricht bereits der Windstärke 8, also stürmischem Wind. Dort wurde zur gleichen Zeit Regen, wie auch im irischen Shannon, gemeldet.

Bis zum Morgen des Folgetages kamen auf den Britischen Inseln gebietsweise beachtliche Niederschlagsmengen zusammen, wie in Shannon mit 21 Litern pro Quadratmeter und im schottischen Glasgow mit 23 l/m². Da über weiten Teilen Osteuropas das umfangreiche Hochdruckgebiet QUENTIN lag und die weitere Bewegung des Tiefs WANDA nach Osten blockierte, schlug dieses eine nördliche Zugbahn ein und befand sich mit seinem Kern, in dem der Druck weiter auf unter 965 hPa gesunken war, bei den Faröer-Inseln. Die Warmfront zog sich über Mittelskandinavien und die Ostsee bis nach Litauen. In den norwegischen Städten Oslo, Bergen und Trondheim wurde jeweils Regen als Folge der Warmfront registriert, in Helsinki in Finnland gab es Sprühregen. Die Kaltfront war im Vergleich dazu recht kurz und ging nördlich der zu Schottland gehörenden Shetland-Inseln in die Warmfront einer südlich gelegenen Wellenstörung über, die jedoch weiter mit dem Wirbel WANDA als steuernde Zyklone verbunden war. Die sich südlich anschließende Kaltfront, die somit auch zum Tief WANDA zuzurechnen war, reichte über Westeuropa und das westliche Mittelmeer bis nach Marokko und über den östlichen Atlantik bis vor die Kanarischen Inseln. In Frankreich führte die Kaltfront örtlich zu 10 l/m² Niederschlag und mehr, wie in Bordeaux mit 19 l/m². In weiten Teilen Deutschlands, zwischen Warm- und Kaltfront im sogenannten Warmluftsektor, gab es eine südwestliche Strömung, die zu milden Temperaturen besonders im Lee der Mittelgebirge führte. Im erzgebirgischen Aue stieg das Thermometer bis auf 20,4°C. Im Lee der Alpen gab es örtlich, wie im westösterreichischen Feldkirch mit 22°C, ebenfalls sommerliche Temperaturen.

Zum 31. Oktober hin hatte der Kern des Tiefdruckgebietes WANDA seine Position kaum verändert. Er lag mit ungefähr 970 hPa Luftdruck in der Nähe der Faröer-Inseln. Von dort erstreckte sich eine Okklusionsfront, also eine Mischung aus Warm- und Kaltfront, über das Europäische Nordmeer bis nach Nordskandinavien, von wo aus sich die Warmfront bis in die Gegend von Moskau und die Kaltfront bis in die Mitte Deutschlands zogen.

Am 1. November gab es zwei Kerne des Tiefs, und zwar WANDA I westlich der Küste Nordnorwegens mit etwa 975 hPa Kerndruck, und WANDA II über der Barentssee mit ungefähr 990 hPa Kerndruck, die sich am Folgetag schon wieder zu einem Kern verbanden. Mit einem Kerndruck knapp unter 980 hPa im Bereich des Nordkaps griff WANDA nicht mehr entscheidend auf die Wetterwirksamkeit in Europa ein und war folglich am 3. November zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen.

 


Geschrieben am 02.12.2010 von Heiko Wiese

Ausgewählte Berliner Wetterkarte: 30.10.2010

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