Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
WANDA
(getauft
am 28.08.2018)
Am 28.08. wurde bei der täglichen
Prognose der Berliner Wetterkarte für den nächsten Tag ein Tief mit Zentrum
über Paris lokalisiert. Dieses Tief wurde aufgrund der bevorstehenden Einflussnahme
auf das Wetter Mitteleuropas auf den Namen WANDA getauft.
Am 29.08. erstmalig auf den
Analysekarten verzeichnet, befand sich das Tief WANDA mit einem Kerndruck von ca.
1015 hPa über dem Westen Frankreichs. Das Tief hatte schon ein Frontensystem,
mit einer Warmfront ausgehend vom Zentrum in Richtung Osten bis zu den Alpen
und eine Kaltfront, welche vom Tiefzentrum nach Südwesten über die Biskaya bis
nach Portugal reichte, entwickelt. Durch dieses Frontensystem wurden an vielen
Messstationen Frankreichs zwischen 10 und 20 mm Niederschlag in mehreren Stunden
verzeichnet. Dabei fiel das Maximum von 29,4 mm in Nordfrankreich in Abbeville
zwischen 0 und 15 Uhr UTC, also 2 bis 17 Uhr MESZ. Aber auch in Le Touquet
fielen 26,4 mm Regen zwischen 3 und 18 Uhr UTC. In Lyon wurden an diesem Tag
sogar zwei Gewitter gemeldet, um 15 und 18 Uhr UTC. Die stärksten Windböen
wurden in Avord gemessen, mit 61,2 km/h, was auf der Beaufort-Skala einer
Windstärke von 7 bis 8 entspricht. In Deutschland wurden in den letzten 9
Stunden des Tages 28 mm in Garmisch-Patenkirchen gemessen und in Altenstadt
gewitterte es und es kam gegen 19 Uhr UTC zu Sturmböen mit einer
Windgeschwindigkeit von 82,9 km/h, Bft. 9.
Zum 30.08. verlagerte sich das Tief
WANDA weiter nach Osten und konnte mit einem 1015 hPa starken Kerndruck über
Berlin analysiert werden. Über Hamburg befand sich der Verbindungspunkt
zwischen Warm- und Kaltfront. Die Warmfront verlief von dort bogenförmig nach
Norden über Dänemark hinweg, während die Kaltfront in Richtung Süden über
Deutschland, westlich an den Alpen vorbei, über Genf, weiter südlich über
Marseille verlief und nördlich von Madrid in eine Warmfront einer weiteren
Druckstörung überging. Die Analyse der Berliner Wetterkarte zeigte außerdem vom
Tiefzentrum ausgehend eine Konvergenzlinie, an der Gewitter durch die starken
Hebungsprozesse sehr wahrscheinlich werden. Diese Konvergenzlinie verlief vom Zentrum
nach Süden bis München. Auch an diesem Tag brachte die Zyklone WANDA weit
verbreitet Regen, in Deutschland waren es meist 5 bis 10 mm. Dabei trat der
maximal gemessene Niederschlagswert in Schönhagen auf, mit 38,1 mm zwischen 0
und 18 Uhr UTC, wobei davon alleine 28 mm innerhalb von 6 Stunden bis 12 Uhr
UTC fielen. In Westmarkelsdorf fielen über den gesamten Tag 37,1 mm. Die
Windgeschwindigkeit stieg auf dem Brocken auf maximale 75,6 km/h, Bft. 9, an. Aber
auch in Österreich brachte der Durchzug der Kaltfront Niederschläge. In Bruch wurde
so eine Niederschlagssumme von 28 mm und im Alpenzentrum Rudolfshütte 33 mm mit
Gewitter zwischen 6 und 18 Uhr UTC verzeichnet.
Zum nächsten Tag verlagerte sich das
Tief WANDA weiter nach Nordosten und befand sich um 00 Uhr UTC über Danzig,
Polen. Der Kerndruck betrug immer noch um die 1015 hPa. Das Frontensystem des
Wirbels WANDA hatte sich zu einer Okklusion weiterentwickelt. Eine Okklusion
ist eine Mischfront, welche entsteht, wenn die schnellere Kaltfront die
vorlaufende langsamere Warmfront einholt und so die wärmere Luft aufsteigen
lässt. Der Punkt an dem sich die Okklusion in Kalt- und Warmfront aufteilt,
nennt man Okklusionspunkt. Der des Tiefs WANDA befand sich nördlich von
Warschau. Vom Okklusionspunkt ausgehend verlief nur noch eine Kaltfront
Richtung Süden über Budapest und ging kurz hinter der ungarischen Hauptstadt in
die Warmfront eines weiteren Tiefs über, welches sich über Genua befand. Zu
diesem Tag hatte sich das Tief WANDA in Bezug auf das Wettergeschehen
abgeschwächt, sodass in Polen oftmals kein Niederschlag mehr gemessen werden
konnte. Maximal wurde in Darlowek eine Niederschlagsmenge von 15,4 mm zwischen
0 und 18 Uhr UTC erfasst. Auch der Wind schwächte sich etwas ab, ließ aber in
Kolberg, Darlowek und Swinoujscie noch Böen der Stärke 7, mit 54 km/h, messen.
In der Slowakei fiel auch nur wenig Regen, dort wurden 15 mm in den ersten 6
Stunden des Tages in Poprad gemessen und einige kleine Gewitter gemeldet.
Weiter entlang der Kaltfront wurden in Bruick, Slowenien, auch nur 21 mm
zwischen 6 Uhr UTC und 24 Uhr UTC gemessen.
Am nächsten Tag befand sich das Tief
WANDA mit dem Kern über der schwedischen Insel Gotland. Der Kerndruck hatte
etwas zugenommen und lag nun bei unter 1020 hPa. Die Okklusion verlief vom
Tiefzentrum bogenförmig über Riga hinweg und hatte den Okklusionspunkt über
Minsk. Von dort aus konnten eine kurze Kalt- sowie Warmfront analysiert werden.
Während die Warmfront kurz vor den Karpaten endete, ging die Kaltfront wieder
in die Warmfront des benachbarten Tiefs XENIA über Genua über. An diesem Tag
wurde aufgrund des Tiefs WANDA auch nicht mehr viel Niederschlag verzeichnet.
In Südschweden fielen maximal noch 12 mm zwischen 6 und 12 Uhr UTC in Orrefors
und in Rangedala nur 8,7 mm zwischen 0 und 6 Uhr UTC. Doch erreichten die
maximalen Böen in Farosund gegen 1 Uhr UTC noch 50,4 km/h, was noch einer
Stärke von 7 Bft. entspricht. Die Messstationen in Litauen, Lettland und
Finnland konnten keine nennenswerten Messwerte mehr vermelden. Auch in Estland
war nur noch geringer Niederschlag zu messen, mit 5 mm in 12 Stunden ab 6 Uhr
UTC in Ristna.
Am 02.09. befand sich das Tief WANDA
mit einem Kerndruck von etwa 1025 hPa über Helsinki. Die Okklusion verlief östlich
von St. Petersburg weiter nach Süden über Minsk, wo sie dann in die Warmfront
des Tiefs XENIA überging. In Finnland wurden aufgrund der Okklusion noch
maximale 6,1 mm innerhalb von 2 Stunden zwischen 10 und 12 Uhr UTC in Paljakka
gemessen. Die maximalen Böen erreichten noch 57,6 km/h, Bft. 7, in Kittila
Laukukero um 21 Uhr UTC. Im weiteren Einzugsgebiet des Wirbels WANDA wurden
keine weiteren wetterwirksamen Messwerte verzeichnet.
Zum 03.09. wurde das Tief WANDA vom
Hoch ORTWIN weiter nach Osten verdrängt und löste sich weitergehend langsam
auf. So wurde es als nicht mehr wetterwirksam für Europa eingestuft und daher
auch nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte erwähnt.