Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet WENKE

(getauft am 30.10.18)

 

Südlich eines unbenannten Tiefs über der Biskaya entwickelte sich aus dessen Warm- und Kaltfront in den letzten Oktobertagen 2018 eine Zyklone über der Iberischen Halbinsel, die anhand der Prognosekarte für den 31.10.18 um 13 Uhr MEZ auf den Namen WENKE getauft wurde.

Das Zentrum des Tiefdruckgebietes befand sich an diesem Tag um 01 Uhr MEZ fast zentral über Spanien südlich von Madrid mit einem Druck von etwa 1001 hPa. Die s-förmige Okklusionsfront erstreckte sich nord-südwärts von Nordspanien bis über den Nordwesten Algeriens. In Nordspanien schloss sich nach Norden hin eine weitere Okklusion des Tiefs über der Biskaya an. Die höchsten Regenmengen im Einflussbereich des Wirbels WENKE wurden bis 07 Uhr MEZ im Nordosten Spaniens gemessen. Beispielsweise fielen innerhalb von einem halben Tag in Manresa 15,4 l/m², 21,8 l/m² in Barcelona oder 41,8 l/m² in Alforja. An der Ostflanke des Azorenhochs wurde zusätzlich maritim erwärmte Subpolarluft bis zur Iberischen Halbinsel transportiert. Die Höchsttemperaturen betrugen dadurch lediglich 7,9°C in Burgos, 10,8°C in Saragossa und 8,8°C in Albacete. Das warme Mittelmeer ließ die Temperatur an der Küste auf bis zu 18,5°C in Alicante oder 17,4°C in Cartagena steigen.

Bis zum nächsten Tag zog das Tiefdruckgebiet WENKE über das westliche Mittelmeer bis über Korsika. Dort wurde um 01 Uhr MEZ ein Luftdruck von ungefähr 1012 hPa gemessen. Der hohe Bodendruck rührt daher, weil das Tief vorwiegend in einer Höhe von ca. 5,5 km ausgeprägt war. Die Warmfront, an der wärmere Luftmassen langsam über eine vorlaufende kühlere Luftmasse aufstiegen, verlief entlang der Tyrrhenischen Meeresküste zwischen der Toskana und Neapel. Die Kaltfront zog sich von Sardinien bis Tunesien, wo sie wiederum in eine Warmfront überging. Mit Zugbahn über dem warmen Mittelmeer sog sich die Zyklone WENKE regelrecht mit Wasserdampf voll, sodass es zu unwetterartigen Regenfällen kam. Innerhalb von nur 6 Stunden kamen so bis 01 Uhr MEZ in Bastia auf Korsika 55 l/m², in Orange und Le Luc 35 l/m² und in Genua 30 l/m² zusammen. Ein weiterer Grund der enormen Regenmengen und Bildung von Gewittern mit Sturmböen war die recht scharfe Luftmassengrenze zwischen Subtropikluft im Warmsektor des Wirbels WENKE mit beispielsweise 23,0°C in Alghero auf Sardinien und 15,3°C in Pescara östlich der Warmfront.

Der Kern der Zyklone WENKE lag am 02.11.18 um 01 Uhr MEZ nur wenig südlicher über dem Mittelmeer zwischen Sardinien und Tunesien. Mit ungefähr 1014 hPa am Boden verlief die Warmfront dieses Höhentiefs vom Osten Sardiniens quer über Italien mittig zwischen dem Po und Rom bis zur Adria. Dort schloss sich eine bis zur Ostsee nach Norden verlaufende Kaltfront an. Die Kaltfront des Tiefs WENKE, an der die kühle Luft sich unter der vorlaufenden Warmluft schob, verlief vom Kern aus nach Süden über Tunesien. Ein Höhentief zeichnet sich dahingehend aus, dass sich mit der kalten Luft in der Höhe wegen verstärkter Konvektion enorm viel Niederschlag bildet. So auch in diesem Fall: In der Spitze waren es an der Warmfront in Udine 84 l/m² innerhalb von 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ mit einhergehenden Überschwemmungen und Sachschäden. Aber auch an der Station Ronchi dei Legionari zwischen Udine und Triest waren es im selben Zeitraum 47 l/m². Entlang der Kaltfront in Tunesien regnete es 24-stündig bis 07 Uhr MEZ in Tabarka 28 l/m² oder auf Djerba 16 l/m². Dazu stiegen die Temperaturen auf 17,8°C in Arezzo, 21,4°C in Ajaccio oder 22,1°C in Tunis.

Bis zum nächsten Tag verlagerte sich die Zyklone WENKE wieder leicht nach Norden und lag mit einem fast unveränderten Kerndruck über dem Nordwesten Sardiniens. Die Okklusionsfront, an der die kalte Luftmasse die wärmere komplett vom Boden gehoben hatte, lag zwischen den Balearen, Sardinien und der südfranzösischen Küste über dem Mittelmeer. Der Okklusionspunkt befand sich an der Côte d'Azur, von wo aus die Warmfront über der Poebene und der nördlichen Adria bis über den Osten Polens nach Nordosten verlief. An dieser Front schloss sich immer noch dieselbe Kaltfront wie am Vortag an. Die Kaltfront des Tiefdruckgebietes WENKE erstreckte sich bogenförmig von der italienischen Westküste bis über den Westen Siziliens. Dort ging sie in eine Warmfront über Nordafrika über. An der Warmfront wurden beispielsweise in zwölf Stunden bis 07 Uhr MEZ im tschechischen Budweis 11 l/m² oder 17 l/m² in Přibyslav im Zentrum Tschechiens gemessen. Im Einzugsbereich der Okklusion kamen aber auch 25 l/m² in Mondovì nördlich von San Remo sowie an der Kaltfront 35 l/m² an der römischen Station Fiumicino und am Flughafen Trapani im Westen Siziliens 31 l/m² zusammen. Im Warmsektor zwischen Warm- und Kaltfront herrschten subtropische Luftmassen vor. So erreichten die Höchstwerte der Temperatur zum Beispiel in Belgrad 23,3°C oder in Podgorica 25,6°C. Ansonsten erwärmte sich die polare Luft mithilfe des Mittelmeeres auf 17,4°C am Capo Carbonara auf Sardinien oder 18,7°C in Palermo.

Südlich des Tiefs WENKE formierte sich in der darauffolgenden Zeit die nordwärts ziehende Zyklone XENA, das in Verbindung mit dem Hochdruckgebiet ZOUHIR für die Auflösung des Wirbels WENKE sorgte.