Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
WERNER
(getauft
am 01.10.2013)
Ende September verlagerte sich ein Tiefdruckgebiet
südöstlich von Neufundland über den Atlantik nach Osten. Diese, sich stetig
intensivierende Zyklone wurde am 01.10.2013 auf den Namen WERNER getauft.
Am Tauftag wurde das Tief WERNER auf der
Bodenkarte von 02 Uhr MESZ mit einem Kerndruck von ca. 985 hPa über dem
Atlantik, einige Hundert Kilometer westlich vor Europa, analysiert. Nördlich
vom Kern ausgehend verlief eine Okklusion nach Südosten über den Atlantik und
Irland bis nach Südfrankreich. Bei einer Okklusion handelt es sich um eine Mischfront,
welche Warm- und Kaltfronteigenschaften besitzt.
Südlich von Frankreich ging die Okklusion in eine Kaltfront über, welche
bogenförmig über das Mittelmeer verlief und über Spanien in die Warmfront eines
anderen Frontensystems überging. Darüber hinaus lag südöstlich des Kerns eine
Höhenokklusion, welche bogenförmig nach Südwesten über den Atlantik verlief. Eine
Höhenfront ist hierbei ein Frontentyp, dessen Eigenschaften nur in der Höhe und
nicht am Boden analysiert werden können.
Am darauffolgenden Tag hatte sich das Tief
WERNER nur wenig Richtung Nordosten verlagert und befand sich mit einem
Kerndruck von ca. 990 hPa einige Hundert Kilometer vor Irland. Einen Halbkreis
beschreibend reichte eine Kaltfront westlich von Irland ausgehend, über
Südwestengland, dem Nordwesten Frankreichs und Portugal bis über den Ostatlantik.
Aufgrund der Kaltfront kam es bis 08 Uhr MESZ innerhalb von 24 Stunden in
Plymouth zu 16 mm und in Brest zu 4 mm Niederschlag. Von der Kaltfront
ausgehend spaltete sich nördlich der Bretagne eine Warmfront nach Südosten ab.
Durch den Durchzug der Warmfront stieg die Temperatur in Bordeaux auf
sommerliche 27°C.
Bis zum Folgetag spaltete sich das Tief in
zwei Zentren auf. Der Wirbel WERNER I befand sich mit seinem Zentrum und einem
Kerndruck von etwa 995 hPa ca. 200 km westlich von Irland. Die Okklusion des
Wirbels WERNER I verlief, vom Zentrum ausgehend, in einem Bogen über den
Atlantik und Großbritannien in Richtung Südosten bis zum Okklusionspunkt,
welcher über der Seinebucht lag. Am Okklusionspunkt spaltet sich die Okklusion
in Warm- und Kaltfront, die Warmfront verlief in West-Ost-Richtung über
Frankreich und endete knapp westlich von Genf. Gleichzeitig verlief vom
Okklusionspunkt ausgehend eine Kaltfront in Richtung Südwesten. Diese reichte
ebenfalls über Frankreich und verband sich über dem Golf von Biscaya mit der
Warmfront des Wirbels WERNER II. Der Wirbel WERNER II, mit einem Kerndruck von
ca. 1000 hPa, lag mit seinem Zentrum westlich von Portugal über dem Atlantik.
Er bestand aus einer Okklusion, welche bogenförmig bis über den Golf von
Biscaya reichte und sich dort am Okklusionspunkt in eine Warm- und eine
Kaltfront aufspaltete. Die nach Süden verlaufende Kaltfront reichte bis nach
Malaga. Des Weiteren bestand das Tief WERNER II aus einer Höhenokklusion,
welche vom Zentrum des Wirbels bis nach Lissabon reichte und dort in eine
Kaltfront überging, welche sich bis zu den Kanaren erstreckte. Das
Frontensystem des Tiefs WERNER I brachte in Großbritannien anhaltenden Regen.
So fielen innerhalb von 12 Stunden 24 mm Regen in Plymouth und auch in Glasgow
kamen innerhalb von 24 Stunden 26 mm Niederschlag zusammen. Innerhalb von 24
Stunden kam es bis zum Folgetag um 08 Uhr MESZ entlang der portugiesischen Küste
durch den Einfluss des Tiefs WERNER II zu starken Niederschlägen. So fielen zum
Beispiel in Porto 26 mm Regen.
Bis zum 04.10. um 02 Uhr MESZ hatten sich
die beiden Wirbel nach Norden verlagert. Tief WERNER I befand sich knapp südöstlich
von Island und besaß einen Kerndruck von ca. 995 hPa. Vom Zentrum aus verlief
eine rund 1500 km lange Kaltfront nach Süden über den Atlantik. Das Tief
bestand außerdem aus einer Warmfront, welche vom Kern in Richtung Nordosten bis
über das Europäische Nordmeer verlief und nördlich von Norwegen in die
Kaltfront eines anderen Frontensystems überging. Der Wirbel WERNER II befand
sich zu diesem Zeitpunkt mit seinem Zentrum zwischen Irland und Wales, knapp südlich
des Sankt-Georgs-Kanals. Vom Zentrum aus verlief eine
Okklusion bogenförmig nach Nordosten über die Grampian
Mountains im Norden Schottlands und weiter bis zur Nordsee, wo sie sich auf dem
Breitengrad von Hamburg am Okklusionspunkt in Warm- sowie Kaltfront aufspaltete.
Die Warmfront reichte bis über die nördliche Schweiz und die Kaltfront verlief
nach Südwesten über die Niederlande, Belgien, sowie Frankreich und ging über
den Pyrenäen in die Warmfront eines anderen Frontensystems über. Außerdem spaltete
sich über Schottland eine weitere Okklusion nach Norden ab.
Wie schon am Tag zuvor kam es in England zu
ergiebigen Niederschlägen. So fielen in Glasgow innerhalb von 24 Stunden bis 08
Uhr MESZ wie schon am Vortag 26 mm Regen. In Plymouth wurden im gleichen
Zeitraum sogar 28 mm Niederschlag registriert. Auch beim Durchzug der Kaltfront
des Tiefs WERNER II fielen in Rotterdam bis 08 Uhr MESZ innerhalb von 24
Stunden 12 mm Niederschlag. In Frankreich kam es entlang der Kaltfront
ebenfalls zu Niederschlägen. Durch das Heranführen von erwärmter maritimer Subpolarluft
kam es im Einflussgebiet der Zyklone WERNER II zu einem Temperaturfall. So gab
es an diesem Tag in Clermont-Ferrand eine
Höchsttemperatur von 17°C, während es am Vortag noch fast 24°C waren. Auch durch
den Einfluss der Warmfront kam es in der Nacht in der Westhälfte Deutschlands
zu Niederschlägen. Bis zum Morgen fielen am Flughafen Köln-Bonn 4 mm Regen. Des
Weiteren stieg durch den Fronteinfluss die Temperatur an, wodurch in Essen ein
nächtliches Minimum von 11,1°C erreicht wurde, während das Thermometer in der
Nacht zuvor noch auf 7,3°C gesunken war.
Bis zum Folgetag löste sich der Wirbel
WERNER II auf, woraufhin das Tiefdruckgebiet WERNER nur noch einen Kern besaß.
Dieser verlagerte sich nach Nordosten und lag nun mit einem Druck von 990 hPa südlich
der Insel Jan Mayen. Vom Zentrum verlief nach Osten eine Warmfront, welche über
das Europäische Nordmeer verlief und einige Kilometer nördlich des Nordkaps in
die Kaltfront eines anderen Frontensystems überging. Außerdem verlief vom
Zentrum ausgehend eine Kaltfront nach Süden bis sie 300 km östlich von
Sheffield über der Nordsee endete. Zwischen den beiden Fronten, dem sogenannten
Warmsektor lagen weitere Fronten, die sich von der Warmfront abspalteten und
ein komplexes Frontensystem bildeten, welches vom Nordkap bis Mitteldeutschland
reichte. Das am Vortag über Frankreich entstandene Regengebiet breitete sich in
der Nacht nach Nordosten aus und brachte somit ergiebigen Regen in Teile
Deutschlands. So fielen bis 08 Uhr MESZ in Andernach 32 mm Regen. Im Laufe des
Vormittages breitete sich das Regengebiet weiter nach Nordosten aus und so kam
es auch im Harz zu hohen Niederschlägen, wie zum Beispiel in Wernigerode, wo
bis 14 Uhr MESZ innerhalb von 6 Stunden
13 mm Regen fielen.
Bis zum 06.10. intensivierte sich der
Wirbel WERNER, wobei sein Zentrum mit einem Druck von ca. 980 hPa um 02 Uhr
MESZ über der Nordostküste von Jan Mayen lag. Vom Kern aus verlief eine
Okklusion nach Osten, welche sich 200 km nordwestlich von Norwegen am
Okklusionspunkt in eine Warmfront und eine Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront
reichte nach Südosten über das Nordkap und ging knapp westlich der
Kanin-Halbinsel in die Kaltfront eines anderen Frontensystems über. Die
Kaltfront reichte vom Okklusionspunkt aus weit nach Süden, bis sie über Gotland
in eine Okklusion überging. Entlang der Kaltfront kam es vielerorts zu Regen,
so fielen zum Beispiel in Uppsala innerhalb von 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ 11
mm Niederschlag.
Am 07.10. lag das Tief WERNER mit einem
Kerndruck von ca. 985 hPa weiterhin nordöstlich von Jan Mayen. Vom Zentrum aus
verlief eine Okklusionsfront nach Südosten und ging östlich von Murmansk in das
Frontensystem eines anderen Tiefs über. Von dieser Okklusion spaltete sich über
dem Norden Norwegens eine weitere Okklusion ab. Diese verlief nach Süden und
ging über Mittelschweden in eine Kaltfront über, welche nach Südwesten reichte
und über Schottland in die Warmfront eines anderen Frontensystems überging. In
Bergen fielen durch den Einfluss der Kaltfront innerhalb von 24 Stunden bis 08
Uhr MESZ 22 mm Regen.
Am Tag darauf befand sich das Tief WERNER
mit seinem Zentrum unverändert nordöstlich von Jan Mayen. Eine Okklusion
reichte vom Zentrum bis zum Nordkap, wo sie sich aufspaltete. Von diesem Punkt
aus verlief eine Warmfront nach Südosten bis nach Russland, wo sie rund 500 km nordöstlich
des Ladoga-Sees in die Kaltfront eines anderen
Frontensystems überging. Des Weiteren verlief eine Kaltfront nach Südwesten
über Skandinavien und das Europäische Nordmeer, bevor sie 200 km südlich von
Island endete.
Bis zum Folgetag verlagerte sich der Wirbel
WERNER etwas nach Nordosten und lag nun, mit einem abgeschwächten Kerndruck von
etwa 1000 hPa, über dem Seegebiet zwischen Jan Mayen und Spitzbergen. Vom
Zentrum aus verlief eine Okklusion bogenförmig an der Südküste Spitzbergens
vorbei über die Barentssee und spaltete sich südlich des Weißen Meeres über
Russland im Okklusionspunkt in eine Warm- und eine Kaltfront auf. Die Kaltfront
reichte ca. 200 km nach Südwesten und ging dort in die Warmfront des Tiefs
XENON I über. Die Warmfront verlief vom Okklusionspunkt nach Südosten,
nordöstlich an St. Petersburg vorbei bis Moskau. Entlang der Warmfront kam es
zu Niederschlägen, so wurde beispielsweise aus St. Petersburg um 08 Uhr MESZ
Sprühregen gemeldet.
Bis zum 10.10. schwächte sich der Wirbel
WERNER weiter ab und konnte somit an diesem Tag nicht mehr auf der Berliner
Wetterkarte als eigenständiges Druckgebiet analysiert werden.
Geschrieben am 03.11.2013 von Franziska Drathschmidt
Berliner Wetterkarte: 04.10.2013
Pate: Werner Broghammer