Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet WERNER

(getauft am 15.02.2019)

 

In der täglichen Prognosekarte der Berliner Wetterkarte wurde am 15.2.2019 für den 16.2. ein Tiefdruckgebiet über dem Atlantik auf den Namen WERNER getauft. Dieses Tief WERNER befand sich am 16.2. mit einem Kerndruck von 980 hPa auf halbem Wege zwischen Neufundland und Irland und war schon so weit ausgeprägt, dass es schon ein Frontensystem besaß, wobei innerhalb des starken Druckgefälles drei Tiefdruckkerne lokalisiert wurden. Der südlichste Tiefdruckkern besaß eine kurze Okklusion. Eine Okklusion ist eine Mischfront, die entsteht, wenn die schnellere Kaltfront die vorlaufende, langsamere Warmfront einholt und so die wärmere Luft aufsteigen lässt. Der Punkt an dem sich die Okklusion in Kalt- und Warmfront aufteilt, nennt man Okklusionspunkt. Die nördlicher gelegenen Tiefdruckkerne des Tiefdrucksystems WERNER waren durch ein großes Frontensystem verbunden. Dabei verlief die Okklusion durch beide Tiefkerne und hatte ihren Okklusionspunkt etwa 700 km westlich der Südspitze Irlands. Von dort teilte sich das Frontensystem in eine Warmfront bis zu den Azoren und eine Kaltfront bis über den zentralen Nordatlantik auf. Das Frontensystem ließ auf den Azoren typisches Frontenwetter verzeichnen. So wurde in 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ des 17.2. maximal 6,2 mm Regen und Böen von 64,8 km/h, Windstärke 8, gemessen.

Zum nächsten Tag hatten sich die drei Tiefdruckkerne zu einem intensivierten Kern vereint, das als Tief WERNER mit einem Kerndruck von 975 hPa südlich von Island analysiert wurde. Die Okklusion verlief nordwestlich des Kerns vorbei und der Okklusionspunkt befand sich rund 300 km westlich der Färöer-Inseln. Von dort erstreckte sich eine Warmfront weiter nach Osten, bis sie bei Oslo in die Kaltfront eines über dem weißen Meer gelegenen Tiefs überging. Außerdem verlief eine Kaltfront Richtung Süden über Dublin und südlich der Azoren entlang, bis sie über dem Atlantik in die Warmfront eines über Neufundland liegenden Tiefs überging. Dieses Frontensystem verursachte in ganz Großbritannien regnerisches Wetter, wobei in Stornoway ein maximaler Niederschlag von 10,6 mm in 24 h fiel. In Capel Curig wurden gegen 11 Uhr UTC, was 12 Uhr MEZ entspricht, maximale Böen von 103,8 km/h, Bft. 11, gemessen. Die Kaltfront sorgte innerhalb von 12 Stunden, von 12 bis 24 Uhr UTC, für 17 mm in La Coruña, Spanien.

Am 18.02. wurden in dem Tiefdruckgebiet WERNER wieder zwei Tiefkerne analysiert. Die Zyklone WERNER I befand sich mit einem Kerndruck von 985 hPa westlich von Schottland und besaß kein Frontensystem. Das Tief WERNER II lag zwischen den Färöer-Inseln und Island, auch mit einem Kerndruck von 985 hPa. Die Okklusion hatte ihren Ursprung im zweiten Kern und reichte dann nur kurz Richtung Nordosten, bis sich das Frontensystem in eine Warmfront nach Osten, über Trondheim und Stockholm bis Warschau, und in eine Kaltfront nach Süden, über die Nordsee, London und die Bretagne, aufteilte. Dabei wurden eineige Niederschläge in Norwegen registriert, wie beispielsweise mit 31 mm Niederschlag innerhalb von 24 Stunden in Takle, nördlich von Bergen, wovon 16 mm in den letzten 6 Stunden des Tages fielen. Am Leuchtturm Kråkenes wurde um 18 Uhr UTC eine Böe mit 104,5 km/h, Bft. 11, registriert.

Zum Folgetag verlagerten sich beide Tiefdruckkerne der Zyklone WERNER Richtung Nordosten und lagen westlich der norwegischen Küste. Das Tief WERNER I war dabei mit einem Kerndruck von 990 hPa etwas südlicher als das Tief WERNER II mit 980 hPa. Am Kern des Wirbels WERNER I hatte sich beidseitig nach Norden und nach Süden eine Okklusionsfront gebildet. Der Wirbel WERNER II besaß immer noch ein ausgeprägtes Frontensystem mit einer Okklusion mit Ursprung im Kern weiter nach Osten bis zum Okklusionspunkt südlich des Weißen Meers. Daraus erstreckte sich die Warmfront über das Baltikum weiter nach Süden bis an die rumänische Schwarzmeerküste. Die Kaltfront erstreckte sich vom Okklusionspunkt nur kurz weiter nach Südwesten, bis sie über der Ostsee in ein weiteres Frontensystem überging. An diesem Tag wurde aufgrund des Wirbels WERNER signifikantes Wetter in Finnland verzeichnen, so z.B. 12,4 mm Niederschlag in 24 Stunden in Salo und um 03 Uhr UTC eine Böe von 61,2 km/h, Bft. 7, auf der Insel Haapasaari.

Zum 20.2. befand sich der wieder zusammengefundene Kern des Tiefs WERNER mit einem Kerndruck von 985 hPa über Nordfinnland. Die Okklusion erstreckte sich von Stockholm über den Kern des Tiefs bis zum Weißen Meer, wo es sich in eine Warmfront nach Südosten und eine Kaltfront über Minsk bis südlich von Warschau aufteilte. Die Kaltfront verzeichnete in Slawharad, Weißrussland zu 21 Uhr UTC Böen mit 68,4 km/h, Bft. 8, und die Okklusion verursachte Windgeschwindigkeiten bis zu 104,5 km/h, Bft. 11, am Leuchtturm Kemi in Finnland.

Am 21.02. befand sich das Tief WERNER mit einem Kerndruck von 985 hPa zwischen Archangelsk und Perm. Das Frontensystem hatte sich etwas abgeschwächt und im Kern hatten nur noch eine Warm- und eine Kaltfront ihren Ursprung. Die Warmfront verlief vom Kern aus südöstlich über Perm. Die Kaltfront erstreckte sich über Moskau bis Kiew und ging dann nördlich von Warschau in die Warmfront des Tiefs XAVER über den Färöer-Inseln über. Durch die Kaltfront fielen in Moskau 3 mm Niederschlag in Form von Schnee und es wurden Windböen bis zu 54 km/h, Bft. 7, gemessen. Auch in Weißrussland, wiederum in Slawharad, wurden noch Böen mit 72 km/h, Bft. 8, verzeichnet.

Zum folgenden Tag trennte sich das Tief WERNER wieder in zwei Tiefdruckkerne, wobei das Tief WERNER I mit einem Kerndruck von 1010 hPa über der nordrussischen Stadt Workuta lag. Dieses Zentrum besaß eine Okklusion nach Süden, wo es über dem Ural zunächst in eine Kaltfront und dann westlich von Perm in die Warmfront des östlich von Moskau gelegenen Tiefs WERNER II überging. Die Zyklone WERNER II besaß einen Kerndruck von 1000 hPa und eine Okklusion, die sich bogenförmig westlich des Tiefs erstreckte und noch im Kern des Tiefs in die Warmfront nach Norden und eine Kaltfront bogenförmig nach Osten bis über das Schwarze Meer hinweg überging. Durch dieses Frontensystem fiel in Perm innerhalb von 24 Stunden noch 1,5 mm Niederschlag in Form von Schnee, in Moskau wurde eine maximale Windgeschwindigkeit von 57,6 km/h, was Windstärke 7 entspricht, erreicht.

Am 23.02. hatte sich die Zyklone WERNER I aufgelöst und es wurde nur noch ein Tief WERNER verzeichnet. Dieses befand sich mit einem Kerndruck von knapp 1015 hPa über Perm. Das Frontensystem bestand nur noch aus einer Okklusion, die aus dem Kern des Tiefs nach Osten und dann bogenförmig nach Süden aus dem Kartenausschnitt hinaus verlief. Das Tief WERNER hatte sich mittlerweile soweit abgeschwächt, dass es nicht mehr wetterwirksam wurde, d.h. keine signifikanten Wetterereignisse mit sich brachte.

Am nächsten Tag war das Tief WERNER nur noch eine schwache Druckstörung über dem nördlichen Ural, hatte einen Kerndruck von 1005 hPa und das Frontensystem bestand aus einer Warmfront nach Norden und einer Kaltfront nach Süden bis südlich von Perm. Auch hier waren nicht mehr viele signifikante Ereignisse zu verzeichnen, bis auf 4 mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden in Workuta.

Zum 25.02. hatte das Tief WERNER nach einer für ein Tief untypisch langen Bestandszeit von mehr als einer Woche schlussendlich den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte verlassen.