Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet WIEBKE

(getauft am 06.03.2018)

 

Anfang März bildete sich über Nordafrika eine Wellenstörung aus, die auf der Vorderseite des Tiefdruckkomplexes ULRIKE - VERENA nach Norden zog und am 06.03.18 in der Prognose für den nächsten Tag auf den Namen WIEBKE getauft wurde.

Zum Zeitpunkt der Taufe war das Tief WIEBKE bereits vollokkludiert. Das bedeutet, dass die schneller ziehende Kaltfront die vorlaufende Warmfront bereits eingeholt und vom Boden angehoben hat. Die so entstehende Mischfront wird als Okklusion bezeichnet. Diese Okklusion verlief vom Böhmerwald im Bogen bis zur Adria, wo sich auch der Kern der Zyklone befand. Mit dem dort herrschenden minimalen Druck von 993 hPa erstreckte sich die Mischfront weiter nach Südosten bis nach Albanien. Daran schloss sich die Okklusion eines Tiefdruckgebiets über der Ägäis an. Entlang der beschriebenen Mischfront regnete es im Stau der Alpen, zum Beispiel in Kredarica nordwestlich von Ljubljana, in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ 10 l/m² oder in der slowenischen Hauptstadt selbst 17 l/m². Weiter südlich entlang der Adria kamen mit 27 l/m² an der Station Split/Resnik und in Podgorica mit 18 l/m² ähnliche Regenmengen zusammen. An der Adriaküste stiegen die Temperaturen auf 12,1°C in Sibenik, 14°C an der Messstation Dubrovnik-Gorica oder 15,6°C in Bar. Nur nördlich des Zentrums erreichten die Höchsttemperaturen wegen einer nordöstlichen Strömung 3,4°C in Budapest, 3,6°C in Graz und 5,2°C in Celje, östlich von Ljubljana.

Bis zum nächsten Tag zog die Zyklone WIEBKE weiter nach Nordwesten und befand sich mit dem Zentrum über Tschechien, wo ein minimaler Luftdruck von etwa 992 hPa registriert wurde. Die Okklusion erstreckte sich in einem Bogen über Ostdeutschland und anschließend südostwärts bis zur Krim. Bis 07 Uhr MEZ fiel im Bereich des Kerns der meiste Niederschlag. Bei Höchsttemperaturen zwischen 1,1°C in Waren/Müritz und 2,3°C in Coschen bei Guben war es vorwiegend Schnee. So waren es beispielsweise
3,8 l/m² Wasseräquivalent in Cottbus, 5,9 l/m² in Potsdam oder 9 l/m² in 12 Stunden in Zielona Gora. Bis 07 Uhr MEZ fielen 9 cm Neuschnee in Lehnin zwischen Brandenburg/Havel und Potsdam, 8 cm in Potsdam selbst und 7 cm in Jüterbog im Südwesten Brandenburgs. Weiter östlich kamen nur noch vereinzelt bis zu 4 l/m² Niederschlag im ukrainischen Uman in der Nähe der moldawischen Grenze oder 6 l/m² in Vasilevici im Süden Weißrusslands in der selben Zeit bei ähnlichen Höchstwerten zusammen.

Am 08.03.18 um 01 Uhr MEZ lag das Tiefdruckgebiet WIEBKE mit seinem Kern über der südlichen Ostsee und mit einem Druck von rund 996 hPa hatte es sich leicht abgeschwächt. Die bogenförmige Okklusion verlief vom Zentrum bis nach Kiew. An dieser Luftmassengrenze kam es zu Schnee und Schneeregen, wie in Hastveda im Süden Schwedens oder in Kaunas mit jeweils 5 l/m² im genannten Zeitraum. Im weißrussischen Lida fielen 4 l/m². Nördlich der Front stiegen die Temperaturen nur auf 0,8°C in Riga, 1,1°C in Roskilde oder 1,7°C in Visby auf Gotland. Über weiten Teilen Mittel- und Osteuropas wurde mit einer südlichen Strömung wärmere Luft herangeführt und es wurden maximal 9,3°C in Warschau, 8,6°C in Breslau sowie 11,2°C an der Station Dresden-Strehlen erreicht.

Unter weiterer Abschwächung zog das Tief WIEBKE nach Norden und befand sich am darauffolgenden Tag mit dem Zentrum nahe Stockholm. Bei einem Minimaldruck von 998 hPa hatten sich beide Luftmassen seitens der Temperatur angeglichen. Somit bildete sich eine kurze Höhenokklusion quer über der nördlichen Ostsee und dem südlichen Baltikum im Verbund mit einer Warmfront über Weißrussland. Diese wiederum ging in eine Kaltfront eines Tiefs nördlich des Kaukasus über. Entlang der schwach ausgeprägten Warmfront betrug die 12-stündige Niederschlagsmenge im Norden Weißrusslands 2 l/m² in Wizebsk oder 0,6 l/m² in Verhnedvinsk. Im Süden Finnlands gab es an der Mischfront Schnee oder Schneeregen mit einer Menge von 5 l/m² in Helsinki und 4 l/m² in Kotka, östlich der finnischen Hauptstadt. Dazu stiegen die Temperaturen auf 5,1°C in Ventspils, 3,0°C in Karlskrona oder 6,1°C in Klaipeda.

Bis zum nächsten Tag blieb vom Tief WIEBKE nur noch eine kurze Okklusion über Finnland übrig, die aber wegen der weiteren Abschwächung nicht mehr mit diesem Namen auf der Berliner Wetterkarte gekennzeichnet war und sich im Tagesverlauf auflöste.