Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
WILFRIED
(getauft
am 30.04.2009)
Ein bevorzugtes Gebiet für die Entstehung
von Tiefdruckgebieten liegt vor der Ostküste der USA und Kanada, wenn subtropische
Luftmasse über dem Golfstrom auf polare Luftmassen treffen. So geschah es auch
am 29. April 2009. Zu diesem Zeitpunkt befand sich WILFRIED noch im
Anfangsstadium seiner Entwicklung mit einem Kerndruck von ca. 1007 hPa.
Innerhalb der folgenden 24 Stunden zog das
Tiefdruckgebiet mit der Höhenströmung weiter nach Nordosten und verstärkte sich
dabei rasant. In der Nacht zum 30. April wurde schon ein Kerndruck von weniger
als 980 hPa gemessen. Bei solchen rasanten Entwicklungen eines
Tiefdruckgebietes spricht man auch von einer rapiden Zyklogenese. Erst jetzt
wurde das neu entstandene Tiefdruckgebiet auf den Namen WILFRIED getauft, da
ein späterer Einfluss des Tiefdruckgebietes auf Mitteleuropa abzusehen war.
Somit erschien am 30. April erstmals das Tief
WILFRIED auf der Berliner Wetterkarte mit inzwischen ausgeprägten Frontensystemen.
Der Höhenströmung folgend wanderte WILFRIED weiter nach Nordosten und nahm Kurs
auf das Gebiet südlich von Island. Dabei sank der Kerndruck erneut um 10 hPa
auf unter 970 hPa. Die Fronten begannen vom Zentrum ausgehend langsam zu okkludieren. Inzwischen setzte sich die
Tiefdruckentwicklung bis in die obere Troposphäre durch, womit der Höhepunkt
der Entwicklung erreicht war.
Am Tage des 1. Mai trafen die
Frontensysteme erstmals auf Land, so dass zwischen der Bretagne, über
Großbritannien hinweg bis nach Norwegen Regen und Schauern auftraten. Am 2. Mai
wanderten die Ausläufer von WILFRIED weiter nach Osten und verdrängten einen
Tag später Hoch TERESA mit dichten Wolkenfeldern und vor allem an den Küsten
auch mit etwas Regen aus Mitteleuropa. Sehr deutlich ausgeprägt war der
Temperaturrückgang. Während am 3. Mai in den östlichen Landesteilen noch
frühlingshafte Temperaturen mit bis zu 23,5°C in Berlin gemessen wurden, „bibberten“
die nordwestlichen Regionen unter Wolken bei Mittagswerten von nur noch 15°C.
Am kältesten und richtig ungemütlich war es an der Nordseeküste mit einer
Maximaltemperatur von 10,7°C auf Sylt und starkem Wind aus westlicher Richtung.
WILFRIEDS Kerndruck stieg in der Folge auf
995 hPa an, womit ein deutliches Zeichen für die
stetige Auflösung von WILFRIED vorlag. So war er am 4. Mai über dem Nordmeer
östlich von Grönland das letzte Mal auf der Berliner Wetterkarte zu sehen und
löste sich innerhalb des nächsten Tages nahezu vollständig auf.
Geschrieben von Thomas Schubert am 03.06.2009
Wetterkarte: 02.05.2009
Pate: Wilfried Müller