Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet WILMA

(getauft am 13.08.2012)

 

Ein unbenanntes Tiefdruckgebiet zog Mitte August, ausgehend von der Türkei in nördlicher Richtung über das Schwarze Meer. Am 13.08.2012 wurde der Wirbel, der mit einem Kerndruck von etwa 1000 hPa über der ukrainischen Halbinsel Krim lag, wetterwirksam und somit auf den Namen WILMA getauft.

Vom Kern ausgehend erstreckte sich die Warmfront etwa 800 km in nördliche Richtung. Westlich der Warmfront kam es zu Gewittern und Schauern. Die Kaltfront verlief vom Kern ausgehend etwa 900 km in östliche Richtung über das Schwarze Meer.

Bis zum 14.08. kam es zu einer erheblichen Verstärkung des nach Nordwesten ziehenden, eher kleinräumigen aber intensiven Tiefdruckgebietes WILMA, mit einem Kerndruck von ca. 991 hPa. Der Kern befand sich etwa 200 km östlich von Warschau. Die vom Kern ausgehende Okklusion, eine Mischfront, die sowohl Warm– als auch Kaltfronteigenschaften besitzt, verlief vom Kern aus etwa 100 km südlich von Minsk und hatte eine Länge von ungefähr 300 km bis zum Okklusionspunkt 200 km südöstlich von Moskau. Der Okklusionspunkt ist der Punkt, an dem sich die Okklusion in Warm– und Kaltfront aufspaltet. Die Warmfront verlief nordöstlich mit einer Länge von rund 600 km, während die Kaltfront ca. 700 km südöstlich verlief und sich bis über Wolgograd erstreckte. Zusätzliche Energie bezog die Zyklone aus den Temperaturgegensätzen zwischen dem südlichen Russland, mit einem Maximum von bis zu 40°C und der westlichen Ukraine mit maximalen Temperaturwerten von nur 14 bis 15°C.

Mit dem Tief WILMA ging ein umfangreiches Regengebiet einher, welches vor allem in der Grenzregion zwischen Weißrussland und der Ukraine eine 24–stündige Regenmenge von ca. 50 Litern pro Quadratmeter brachte. Beispielsweise fielen in Sarny im Laufe von 12 Stunden 45 l/m². In der Region Teterew ergab sich die größte Regenmenge mit 75 l/m². Der mittlere Gesamtniederschlag in der Ukraine im Juli beträgt zum Vergleich 88 l/m². Das Tiefdruckgebiet WILMA führte also dazu, dass in einem Zeitraum von 24 Stunden mehr als die Hälfte des Gesamtniederschlages des Monats in diesen Regionen fiel.

In der Nacht zum 15.08. verlagerte sich das Regengebiet westwärts. Die Vorderseite westlich des Tiefs WILMA, welches eine beeindruckende spiralförmige Wolkenstruktur besaß, erreichte gegen Morgen die Oder. Der Kern hatte einen Druck von 1000 hPa und befand sich über der Grenze von Weißrussland und der Ukraine. Die Okklusion erstreckte sich dabei spiralförmig über Warschau, entlang der polnischen Ostseeküste bis nach St. Petersburg und Moskau und der Okklusionspunkt befand sich etwa 100 km nordöstlich von Moskau. Die Warmfront verlief davon ausgehend einige Hundert Kilometer in Richtung Ost-Südost und die Kaltfront ähnlich lang in Richtung Süd-Südost.

In den nächsten Tagen verlagerte sich der Einflussbereich des Tiefdruckgebiets WILMA wieder zurück Richtung Nordosten. Am 16.08. lag der Kern im Vergleich zum Vortag etwa 100 km weiter südlich und der Kerndruck stieg auf ca. 1005 hPa an. Eine Okklusion zog sich vom Kern ausgehend in einem Bogen bis einige Hundert Kilometer nordöstlich von Riga und ging dann in die rücklaufende Okklusion eines voranlaufenden Tiefdruckgebiets über. Diese Okklusionsfront löste unter anderem in Nordwestrussland einige Gewitter aus, die mit mäßigem Regen von bis zu  12 l/m² in 6 Stunden einhergingen. Außerdem traten Böen der Stärke 5 auf, während sich die Zyklone im weiteren Tagesverlauf Richtung Uralgebirge verlagerte. Durch die zyklonale Drehung des Systems, also durch die Drehung gegen den Uhrzeigersinn, wurde auf der Rückseite des Tiefs WILMA kältere Luft aus dem Norden herangeführt. Aus diesem Grund kam es am 17.08. zu einem Temperaturrückgang in den vorhin erwähnten Regionen von 16 bis 18°C auf 12 bis 14°C.

Der Kern lag nun etwa 500 km nördlich der ukrainischen Halbinsel Krim, dem Gebiet der Taufe, und besaß einen Druck von etwa 1005 hPa. Die Okklusion verlief spiralförmig um den Kern herum, westlich des Kerns beginnend und nordöstlich endend, bevor die Front dann, wie am Vortag, in ein vorlaufendes System überging. Im Bereich westlich der Okklusion, in der Nähe von Moskau, kam es zu starker Bewölkung, südlich des Kerns sogar zu Gewittern. Dabei frischte der Wind immer wieder auf. In Gewitternähe erreichte er in Böen Stärke 6, vereinzelt auch 7. Außerdem kam es zu Niederschlägen, die in der 6-stündigen Summe etwa 8 l/m² ergaben.

Am 18.08. verlagerte sich das Tief WILMA mit einem konstanten Kerndruck von etwa 1005 hPa weiter nach Osten, sodass der Kern mit seinem gleichbleibend aussehenden Frontensystem nun rund 300 km nordöstlich von Wolgograd lag. Mit dem System gingen westlich der Okklusion weitere Gewitter und Schauer einher, die Böen der Stärke 5, vereinzelt 6 und etwa 10 l/m² in der 6-stündigen Niederschlagssumme mit sich brachten.

Im Laufe des 19.08. zog die Zyklone WILMA weiter nach Nordosten und lag knapp südwestlich von Perm vor dem Ural, am 20.08. befand sie sich bereits einige Hundert Kilometer nordöstlich des Urals, rund 300 km nordöstlich von Tobolsk in Sibirien. Der Kerndruck fiel dabei bis auf 990 hPa. Die Okklusion war in diesem Stadium vom Kern ausgehend etwa 300 km lang.

Das Tief WILMA befand sich bereits am Morgen des 20.08. sehr nah am Rand des Analysebereiches der Berliner Wetterkarte und zog schließlich im Laufe des Tages weiter nach Nordosten, sodass es am 21.08. nicht mehr analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 05.09.2012 von Bianka Warnke

Berliner Wetterkarte: 15.08.2012

Pate: Thorsten Piening (menswear.de)