Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet WILMA

(getauft am 14.08.2014)

 

Mitte August zog vom Nordwesten Nordamerikas her ein Tiefdruckgebiet Grönland passierend in Richtung Nordeuropa, welches am 14.08.2014 in der Prognose für den Folgetag auf den Namen WILMA getauft wurde.

Der Tiefdruckwirbel verlagerte sich bis 02 Uhr MESZ am 15.08. rasch nach Osten, so dass er dann bereits westlich von Island lag. Vom Tiefdruckzentrum, in dem der tiefste Druck des Druckgebildes von 1010 hPa vorherrschte, erstreckte sich eine Kaltfront bogenförmig gen Westen über die Südspitze Grönlands. Die Warmfront zog sich hingegen nach Süden über den Nordatlantik.

Unter Verstärkung zog der Wirbel bis zum 16.08. mit seinem Zentrum Richtung Südosten unterhalb eines ausgeprägten Troges, d.h. eines Kaltluftvorstoßes nach Süden in einer Höhe von 5,5 km, und nahm somit die Position des ehemaligen Tropensturms ex-BERTHA ein. Von seinem Zentrum südöstlich von Island verlief die Kaltfront in einem Bogen über den Nordatlantik bis an die Südspitze Grönlands. Die Warmfront wiederum zog sich nach Süden bis über Nordirland. Der Kerndruck des Tiefs WILMA lag bei 1000 hPa, im weiteren Verlauf vertiefe sich dieser jedoch noch weiter. Durch diesen ausgeprägten Trog mit dem eingelagerten Tief WILMA konnte in einem breiten Strom labil geschichtete Polarluft nach Mitteleuropa gelangen.

Zum Folgetag verlagerte sich unter Vertiefung auf 990 hPa das Zentrum der Zyklone WILMA langsam nach Osten Richtung Südskandinavien. Vom Tiefdruckzentrum nördlich der Britischen Inseln zwischen den Färöer und den Shetland-Inseln zog sich die neu entstandene Okklusionsfront des Tiefs WILMA bogenförmig bis einige Tausend Kilometer vor die Südsitze Norwegens. Eine Okklusionsfront entsteht, wenn die Warmfront von der nachfolgenden Kaltfront eingeholt wird. Dadurch bildet sich eine Mischfront mit Eigenschaften beider Frontentypen aus. Vom Okklusionspunkt westlich von Südnorwegen über der Nordsee, wo Warm- und Kaltfront aufeinandertreffen, verlief Letzteres in einem weiten Bogen über Großbritannien und Irland bis über den Atlantik zur Südspitze Grönlands. Die weiter östlich gelegene Warmfront erstreckte sich entlang der norwegischen Küste bis nach Dänemark.

Im Laufe des Vormittags des 17.08. griff die Okklusion des Wirbels WILMA auf den Norden und Nordwesten Deutschlands im Bereich der Nordseeküste über und brachte zeitweise Regen, wobei bis 11 Uhr MESZ in Leck bereits 4 l/m² registriert wurden, innerhalb eines Messzeitraumes von 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ des Folgetages waren es sogar 43 l/m². Helgoland und St. Peter Ording meldeten jeweils 47 l/m², Meierwik an der dänischen Grenze sogar 60 l/m² ebenfalls 24-stündig bis zum nächsten Morgen. Im Binnenland wurden dagegen geringere Niederschlagsmengen registriert, wie in Quickborn mit 5 l/m² und in Boizenburg mit 3 l/m².

Bis zum 18.08. verlagerte sich der Tiefdruckwirbel WILMA von der nördlichen Nordsee weiter nach Südnorwegen. Der Kerndruck schwächte sich dabei kaum ab. Vom Tiefdruckzentrum verlief die Okklusionsfront in einem Bogen über Skandinavien, der Ostsee, Polen, Deutschland bis nach Frankreich und ging über dem Atlantik in das Frontensystem eines unbenannten Tiefs über. Im Einflussbereich des Tiefs WILMA setzte sich das wechselhafte und kühle Schauerwetter in Deutschland fort. In der Nordhälfte kam es immer wieder zu Schauern und kurzen Gewittern, wobei nur Höchsttemperaturen von 17 bis 21 °C erreicht wurden. In Schauer- und Gewitternähe erreichte der Wind Maxima der Stärke 7 bis 8 auf der Beaufort-Skala. Örtlich wurden in Gewitternähe sogar schwere Sturmböen registriert, wie in Goldberg und am Darßer Ort in Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 49 Knoten. Die größten Niederschlagsmengen wurden im Nordwesten gemessen, wie in Leck mit 12 l/m², in Schleswig mit 14 l/m² oder auf Helgoland mit 15 l/m² bis 20 Uhr MESZ. Innerhalb von 8 Tagen sind dadurch in Leck 129 l/m² gefallen, der klimatische Durchschnitt für den August beträgt dort nur 80 l/m².

Im weiteren Verlauf verlagerte sich das Tief WILMA mit seinem Zentrum nur geringfügig nordwärts. Dabei verstärkte sich das Tief wieder auf einen Kerndruck knapp unter 990 hPa. Vom Zentrum des Wirbels WILMA verlief die Okklusionsfront bis über den Norden des Bottnischen Meerbusens. Von dort erstreckte sich die Warmfront nach Osten bis südlich von Archangelsk, die Kaltfront verlief bogenförmig über Finnland, dem Baltikum, Polen bis über die Alpen nach Norditalien und erstreckte sich dort weiter nach Westen über Südfrankreich, die Iberische Halbinsel bis weit hinaus über den Atlantik, um sich dort mit der Warmfront eines unbenannten Tiefs zu verbinden. Am Rande des Höhenwirbels wurde sehr kühle Meeresluft arktischen Ursprungs nach Norddeutschland geführt, in der deutschen Bucht konnten jedoch trotz des sich ständig abkühlenden Nordseewassers noch 18 °C registriert werden. So kam es zu einer starken Labilisierung der Luftmassen und damit zur Bildung von Schauern und Gewittern. Bis zum Nachmittag gingen vor allem in Nordwestdeutschland die Temperaturen zurück, wie in Bremen auf 11,7°C. In Cuxhaven wurde eine 24-stündige Niederschlagshöhe von 25,7 l/m² registriert, davon sind allein in der Nacht 19 l/m² gefallen. Die Schauer und Gewitter schwächten sich mit einer Ostverlagerung ab, so dass in Neuruppin nur noch 6 l/m² gemessen werden konnten.

Die Zyklone WILMA zog bis zum 20.08. weiter nordostwärts. Von ihrem Zentrum mit einem leicht abgeschwächten Kerndruck von 995 hPa verlief um 02 Uhr MESZ eine Okklusionsfront gen Osten bis zum Okklusionspunkt nordöstlich der Halbinsel Kola. Die Warmfront des Systems erstreckte sich bogenförmig über Russland bis zum Ural. Die Kaltfront reichte hingegen über Russland, Polen, Ungarn und Norditalien bis über den Nordosten Portugals.

Am 21.08. um 02 Uhr MESZ lag das Zentrum des abgeschwächten Tiefs WILMA weiter südlich über dem Bottnischen Meerbusen. Von dort zog sich eine Okklusionsfront nach Norden und ging über dem Grenzbereich zwischen Finnland und Russland in die Okklusion einer unbenannten Zyklone über. Eine weitere Okklusionsfront erstreckte sich bogenförmig nach Osten bis über den Nordwesten Russlands. Die Warmfront verlief nach Osten, die Kaltfront des Systems folgte dem bogenförmigen Verlauf der Okklusionsfront über Russland bis über die westliche Ukraine.

Zum Folgetag hatte sich das Zentrum der Zyklone kaum verlagert. Vom Zentrum des Wirbels mit einem Kerndruck von nur noch 1005 hPa verlief eine Okklusionsfront nach Nordosten, änderte über Finnland ihren Charakter in den einer Warmfront und reichte bis zum Weißen Meer.

Tags darauf erstreckte sich vom weiterhin über dem Bottnischen Meerbusen befindlichen Zentrum des Tiefs WILMA eine Okklusion nach Nordosten. Der Kerndruck betrug unverändert etwa 1005 hPa.

Am 24.08. zog sich vom Zentrum der Zyklone WILMA eine Okklusionsfront bis auf Breite von Archangelsk über Nordwestrussland.

Das Tief WILMA schwächte sich in weiterem Verlauf zusehends ab und wurde bis zum darauffolgenden Tag in die Zirkulation des Wirbels XIOMARA aufgenommen und konnte somit nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 10.09.2014 von Natja Ruth Bublitz

Berliner Wetterkarte: 18.08.2014

Pate: Paul Eilfeld