Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
WILMA
(getauft
am 26.10.2012)
Am
26.10. entstand an der Ostseite eines Troges, d.h. eines
Kaltluftvorstoßes in ca. 5,5 km Höhe, im Bodenniveau ein
zugehöriges Tief, welches noch am selben Tag in der Prognose für den
Folgetag auf den Namen WILMA getauft wurde.
Am
nächsten Tag lag der Wirbel über der nördlichsten Spitze von
Island und besaß einen Kerndruck von ca. 1015 hPa. Südlich des Kerns
reichte eine Warmfront in einem leichten Bogen über Reykjavik und noch
einige Hundert Kilometer auf den Atlantischen Ozean hinaus. Die Kaltfront
erstreckte sich nordwestlich des Kerns bis zur Küste Grönlands.
Reykjavik lag an diesem Tag im Warmsektor, damit ist der Bereich zwischen Warm-
und Kaltfront gemeint, in dem die Temperaturen in der Regel höher sind als
außerhalb. Am Vortag betrug die Maximaltemperatur in Reykjavik 2°C,
an diesem Tage erreichte sie 7°C. Aber auch das Wetter änderte sich,
so regnete es am Vortag noch in Reykjavik, während es an diesem Tag
wolkenlos war, was wiederum typisch für das Wettergeschehen im Warmsektor
ist. Bis zur Nacht zum 28.10. zog Tief WILMA weiter nach Südosten und lag
mittig zwischen Island und Großbritannien. Dabei hatte sich der Kerndruck
auf etwa 1005 hPa verringert. Östlich des Kerns verlief eine sehr kurze
Warmfront, die fast umgehend in eine Kaltfront überging. Die Kaltfront
gehörte zu einem zweiten Kern des Systems WILMA, von ihm erstreckte sich
eine weitere Warmfront in einem südwestlichen, großen Bogen bis nahe
der Küste Grönlands. In der Nacht zu diesem Tag meldete eine Station
im Seegebiet zwischen Island und Großbritannien, welche im Warmsektor
lag, eine Temperatur von 10°C, während die Stationen vor der
Warmfront, bzw. hinter der Kaltfront nur Werte um 5°C meldeten.
Im
Tagesverlauf verlagerte sich die Zyklone WILMA nach Südosten und lag in
der Nacht zum 29.10. vor der Küste Norwegens etwa bei Bergen. Das Tief
hatte sich dabei nochmals leicht verstärkt, der Kerndruck betrug nun etwa
1000 hPa. Eine Okklusionsfront entsteht dadurch, dass die schnellere Kaltfront
die langsamere Warmfront einholt und sich beide Fronten vereinen. Daher besitzt
die Okklusionsfront auch Eigenschaften von Warm- und Kaltfront. Die
Okklusionsfront verlief nach Süden und spaltete sich schon nach ca. 100 km
an der südlichsten Stelle Norwegens in Warm- und Kaltfront auf. Die
Warmfront erstreckte sich in einem leichten Bogen bis über Frankreich und
endete südwestlich von Paris. Die Kaltfront reichte nach Südwesten über
England bis weit über den Atlantischen Ozean. Vom Kern des Tiefs WILMA
ausgehend zog sich noch eine Okklusion mit Kaltfrontcharakter nach Westen
über Schottland und Irland bis ca. 200 km westlich von Dublin. In
Großbritannien sorgte Tief WILMA an diesem Tag vielerorts für Regen,
aber auch milde Temperaturen. In London fielen 2 mm innerhalb von 24 Stunden
bei einer Maximaltemperatur von 13°C. In Plymouth, welches im
Südwesten von England liegt, wurden sogar 12 mm Niederschlag im selben
Zeitraum gemessen. Bis zur nächsten Nacht zog die Zyklone WILMA weiter
nach Osten und lag am 30.10. mit einem Kerndruck von 995 hPa über dem
südlichen Grenzgebiet zwischen Norwegen und Schweden. Die Okklusionsfront
begann nördlich des Kerns und beschrieb einen engen Bogen um das Zentrum,
bis sie nach Süden drehte und sich dann über Kopenhagen in Warm- und
Kaltfront spaltete. Die Warmfront verlief weiter nach Süden und erstreckte
sich bis Frankreich, während die Kaltfront einen leichten Bogen nach
Südwesten beschrieb und über dem Golf von Biskaya endete. Im
Tagesverlauf zogen die beiden Fronten über Norddeutschland hinweg und
brachten vielerorts Niederschlag. In Berlin-Tempelhof wurden 2 mm innerhalb von
24 Stunden gemessen und in Potsdam 3 mm. Sonst fielen meist weniger als 1 mm im
gleichen Zeitraum, in Hamburg waren es zum Beispiel 0,6 mm. Die Temperatur lag
dabei bei Werten um 7°C bis 10°C. Am wärmsten war es in
Lübeck mit 10°C. Bis zur Nacht zum 31.10. zog das Tief WILMA weiter
nach Norden und lag schließlich vor der norwegischen Küste, etwa auf
der Breite der Lofoten. Das Tief hatte zu diesem Zeitpunkt einen Kerndruck von
990 hPa und wurde langsam vom Tief XANTHIPPE, das über Nordschottland lag,
verdrängt. Die Okklusionsfront verlief südlich um den Kern, weiter
über Norwegen bis nach Mitteldeutschland. Im Tagesverlauf wurde der Wirbel
WILMA jedoch in die Zirkulation der Zyklone XANTHIPPE aufgenommen und konnte
daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben von: Maria Frädrich
Berliner Wetterkarte: 29.10.2012
Pate: M. Bagozzi