Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet WILTRUD
(getauft am
16.06.2004)
Am 15.6. begann sich ein Tiefdruckgebiet an der Vorderseite eines von der Adria nach Algerien weisenden Höhentroges zu bilden, das am 16.6. auf den Namen WILTRUD getauft wurde.
WILTRUD, gelegen an einer
Luftmassengrenze zwischen warmer und kühlerer Luft, brachte bereits an diesem
Tag Algerien Schauer und Gewitter. Am 16.6. erreichten die Niederschläge auch
Tunesien. Diese waren weniger ergiebig, traten jedoch verbreitet auf:
stellenweise regnete es über 10 Liter pro Quadratmeter. In Bordj Bou Arreridj im Nordosten Algeriens wurden
sogar 24 mm Niederschlag gemessen.
Tief WILTRUD zog weiter in Richtung
Mittelmeer und erreichte in der Nacht zum 17.6. die Südküste Siziliens, der
Kerndruck war bereits auf etwas unter 1005 hPa gesunken. Die 24-stündigen
Niederschlagsmengen im Nordosten Algeriens und im Norden Tunesiens waren mit
teilweise über 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter besonders hoch: In Tunis wurde
ein 24-stündiger Niederschlag von 77 Liter pro Quadratmeter gemessen, der
bisherige Höchstwert einer 30-jährigen Beobachtungsreihe lag für den Monat Juni
bei 66 Liter. Auf der Insel Pantelleria in der Straße von Sizilien wurden
innerhalb von 12 Stunden 43 Liter Niederschlag gemessen, womit der bisherige
Niederschlags-Höchstwert auch hier übertroffen wurde. Bis zum Abend wurden hier
insgesamt sogar 99 Liter gemessen. Auch Sizilien erreichte eine ähnlich starke
Regenintensität: In Prizzi nahe der fast 1000 m hoch gelegenen Stadt Enna
wurden 81 Liter in 12 Stunden gemessen.
Zum 18.6. verlagerte sich WILTRUD
weiter nach Nordosten bis Osten und lag am 19.6. mit ihrem Zentrum über der
Ägäis. Rumänien und Bulgarien brachte sie zum Teil heftige Gewitter, wobei
örtlich mehr als 40 Liter Regen innerhalb von 12 Stunden fielen. Auf der Insel
Lebos kamen in der Nacht zum 19.6. 52 Liter Regen zusammen. Da an der Ostseite
von WILTRUD heiße tropische Luft nach Norden gelangte, lagen die
Nachttemperaturen an der Nordküste der Türkei zum Teil über 25°C.
WILTRUD zog unter leichter
Abschwächung in Richtung Kaukasus. In der Türkei traten noch Schauer und
Gewitter auf, wobei in der Nähe von Ankara sogar ein Tornado gesichtet wurde,
der auch große Schäden verursachte. In Ankara selber fielen jedoch nur 2 Liter
Regen pro Quadratmeter. Ergiebigerer regnete es in der Westtürkei. Hier fielen
innerhalb von 12 Stunden bis zu 29 Liter pro Quadratmeter. Letztmalig konnte
das Tief WILTRUD am 20.6. über dem östlichen schwarzen Meer auf unserem
Wetterkartenausschnitt analysiert werden, bevor es sich am Kaukasus auflöste.
Geschrieben am 07.06.2004 von T. Pagenkopf
Wetterkarte: 18.06.2004
Pate: Dr. Wiltrud Kalka-Moll