Lebensgeschichte
Tief WIMAR
(getauft am 12. 10. 2009)
Am 12. Oktober 2009 wurde ein Tiefdruckgebiet, das
sich über dem nördlichen Italien gebildet hatte, auf den Namen WIMAR getauft.
Es befand sich um 1 Uhr MEZ (Mitteleuropäischer Zeit, entspricht 2 Uhr Mitteleuropäischer
Sommerzeit MESZ) über der nördlichen Adria und hatte einen Kerndruck von ca.
1010 hPa. Am 13. Oktober bewegte sich das Tiefdruckgebiet WIMAR unter
Verstärkung auf einen Kerndruck von ca. 995 hPa nach Südosten Richtung
Albanien. Diese Verstärkung machte sich am Vorabend als Orkanböen bis 81 Knoten
(in Makarska, Kroatien) und Gewitter mit kräftigen Niederschlägen (33 Liter pro
Quadratmeter in 12 Stunden in Pisa, Italien, und 75 l/m² in 12 Stunden in
Ogulin, Kroatien) bemerkbar. In Serbien gab es in höher gelegenen Gebieten (über
1000 Meter) Schnee. Dagegen war es weiter östlich in Richtung Schwarzmeerküste
mit Werten von über 25 °C deutlich wärmer. Diese Temperaturunterschiede
zwischen der subtropischen Luftmasse und der Luft arktischen Ursprunges wurden
auch am 14. Oktober deutlich, als sich das Tiefdruckgebiet WIMAR mit einer
Verstärkung auf einen Kerndruck von ca. 990 hPa Richtung Ukraine / Weißrußland
bewegt hatte. Im weißrussischen Schlobin gab es eine Niederschlagsmenge von 50
Litern Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden, wohingegen in der
Ukraine bis zu 9 cm Schnee fielen (in der westukrainischen Stadt Wladimir). An
der polnischen Ostseeküste wurden die starken Luftdruckgegensätze in Form von
Sturmböen bis 41 Knoten (Windstärke 9 in Leba) registriert. Am 15. Oktober
befand sich der Kern des Tiefdruckgebietes WIMAR (1005 hPa) im Grenzgebiet
Polen / Weißrußland / Ukraine. Milde Luft aus Süden brachte in Moskau ein
Maximum von 17 °C, ein hoher Wert für den Herbst. In Simferopol am Schwarzen
Meer wurden 18 °C als Höchsttemperatur gemessen, allerdings war dies, dank der
einströmenden Kaltluft, 10 Grad kühler als am Vortag. In Berlin-Dahlem konnte
ein Temperaturrekord gebrochen werden. Die Höchsttemperatur lag mit 4,3°C
deutlich unter der bisherig gemessenen tiefsten Höchsttemperatur von 6,1°C (15.
Oktober 1925). Am 16. Oktober gab es weiterhin einen Zustrom kalter Luft aus
Norden, so daß bis zum Morgen im erzgebirgischen Zinnwald (882 Meter über NN)
28 cm Neuschnee fielen. Insgesamt wuchs die Schneedecke auf 42 cm, mehr als je
zuvor seit den regelmäßigen Messungen ab 1971. Bis zum 19. Oktober zog das
Tiefdruckgebiet nordwärts weiter nach
Skandinavien, wo es zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner
Wetterkarte zu erkennen war.
Geschrieben von Heiko Wiese am 3.12.2009
Wetterkarte: 14. Oktober 2009
Pate: Wimar Wysluch