Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet WOLFGANG
(getauft am 05.05.2013)
An der Vorderseite eines Troges über
Mitteleuropa, d.h. eines Kaltluftvorstoßes nach Süden in einer Höhe von ca. 5,5
km, bildete sich am 05.05. im Bodenniveau ein zugehöriges Tiefdruckgebiet, das
noch am selben Tag auf den Namen WOLFGANG getauft wurde. Am Tauftag lag der
Wirbel WOLFGANG mit einem Kerndruck von ca. 1010 hPa über dem Mittelmeer nahe
der libyschen Hauptstadt Tripolis. Vom Kern reichte eine Warmfront bis Sizilien
und eine Kaltfront erstreckte sich weit über das Landesinnere Libyens. Mit der
Höhenströmung verlagerte sich das Tief im Tagesverlauf nordwärts Richtung
Italien.
Um 02 Uhr MESZ des 06.05. befand sich der
Wirbel WOLFGANG mit seinem Kern zwischen Sizilien und dem italienischen Festland
und wies dabei einen Kerndruck von etwas unter 1015 hPa auf. Vom Kern ausgehend
verlief leicht bogenförmig eine Kaltfront in südlicher Richtung. In
entgegengesetzter Richtung die Adria überquerend reichte eine Warmfront in
nördlicher Richtung bis zur kroatischen Küste. Dort beschrieb die Front einen
ostwärts gerichteten Bogen und endete südöstlich von Budapest. Im Bereich des
dinarischen Gebirges brachte die Front neben Stauniederschlag auch leichte
Gewitter mit sich. Entlang der gesamten Adriaküste wurden innerhalb von 24 Stunden
bis um 08 Uhr MESZ des Folgetages zwischen 10 und 40 l/m² gemessen.
Beispielsweise fielen in Karlovac 11 l/m² und in
Split bei Gewitter 40 l/m². Selbst im Bereich auf der Rückseite des Gebirges,
wo sonst üblicherweise eine Wetterberuhigung eintritt, meldete die östlich von
Budapest gelegene Stadt Heves Hagel.
Der Kern des Tiefs WOLFGANG verlagerte sich
weiter nordwärts und erreichte am 07.05. um 02 Uhr MESZ Venedig. Zusätzlich
bildete sich an diesem Tag ein zweiter Kern, der sich über der Adriaküste
Albaniens befand. Beide Kerne wiesen einen Druck von knapp 1015 hPa auf. Vom
zweiten Kern ausgehend verlief eine Kaltfront in südlicher Richtung bis über
die Sahara und das Grenzgebiet zwischen Libyen und Ägypten. In nördlicher
Richtung erstreckte sich eine Warmfront, die bei Split in die Kaltfront der
Zyklone WOLFGANG überging. Dies führte in Split abermals zu Gewittern, die mit
Werten bis 8 l/m² aber deutlich weniger intensiv ausfielen als noch am Vortag.
Wie kroatische Medien berichteten kam es in Lepoglava
sogar zur Sichtung eines Tornados. Die Kaltfront schloss sich hingegen über den
nördlichen Ausläufern der Karpaten an die Warmfront des Teiltiefs an. Der
Frontendurchgang brachte in Wien in der Nacht zum nächsten Tag und auch im
Tagesverlauf mehrfach Gewitter und gewittrige Schauer mit sich. Im späteren
Tagesverlauf meldeten Amstetten und Pabneukirchen
Hagel mit Korngrößen von bis zu 3 cm.
Das Tiefdruckgebiet WOLFGANG passierte die
Alpen an ihren östlichen Ausläufern und erreichte bis um 02 Uhr MESZ die niederländische
Küstenregion bei Amsterdam. Der Kern des Tiefs wies auch weiterhin einen Druck
von rund 1015 hPa auf und war der nördlichste Kern einer Tiefdruckbrücke die
bis zur Sahara reichte. Vom Kern bis nach Hamburg zog sich eine
Okklusionsfront, dies ist ein Frontentyp, der die Eigenschaften der Warm- und
Kaltfront aufweist und sich durch die Vereinigung der beiden Fronten im
Okklusionspunkt ausbildet. Von diesem bei Hamburg befindlichen Okklusionspunkt
verlief eine Warmfront zunächst nach Nordosten über Rügen bis zur Danziger
Bucht. In südöstlicher Richtung führte die zugehörige Kaltfront bis zum
Dreiländereck zwischen Deutschland, Österreich und Tschechien, wo sie in die
Warmfront eines weiteren Tiefs der Tiefdruckbrücke überging.
Das Tief WOLFGANG brachte Deutschland mit
Ausnahme des Südwestens ganztägig bedeckten Himmel und zeitweise Schauer, die
bis zu 8 l/m² ergaben. In Hamburg gab es bis zum Mittag außerdem feuchten
Dunst, d.h. eine Sichtweite von weniger 8 km bei einer relativen
Luftfeuchtigkeit von mehr als 80%.
Im weiteren Verlauf wurde der Wirbel
WOLFGANG vom nachfolgenden Tief XAVER in die Zirkulation aufgenommen und konnte
daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben von Patrick Ilmer
Berliner Wetterkarte: 07.05.2013
Pate: Wolfgang Rodi