Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
WOLFGANG
(getauft am
26.07.2019)
Das
Tiefdruckgebiet WOLFGANG wurde am 26.07.2019 anhand der Prognosekarte für 12
Uhr UTC des folgenden Tages getauft. Zu diesem Zeitpunkt sollte es sich,
nachdem es sich an Neufundland vorbei bewegt hatte, über dem zentralen Nordatlantik
befinden. Laut Prognose sollte der Kerndruck knapp unter 1015 hPa liegen und
Zyklone WOLFGANG eine in Richtung Bermudas laufende Kaltfront sowie eine einen
leichten Bogen ostwärts beschreibende Warmfront aufweisen, welche beide jeweils
in die Warm- und Kaltfronten eines vorlaufenden beziehungsweise nachfolgenden
Tiefs übergingen.
Um 00 Uhr UTC
des 27.07. befand sich der Wirbel WOLFGANG unwesentlich nordwestlich des tags
zuvor prognostizierten Aufenthaltsortes.
Zudem lag der Kerndruck etwas über dem prognostizierten Wert mit minimal
unter 1020 hPa, während sich die Fronten wie vorhergesagt verhielten.
Am 28.07.
hatte es den östlich Atlantik erreicht, der Kern lag um 00 Uhr UTC zwischen den
Azoren und Irland mit einem nun auf unter 1010 hPa gefallenen Kerndruck. Neben
der Warm- und Kaltfront hatte das Tief WOLFGANG nun auch eine Okklusionsfront
ausgebildet – darunter wird eine Mischform der Warm- und Kaltfront verstanden,
die die Eigenschaften beider Mutterfronten in sich vereint und durch deren
Vereinigung aufgrund unterschiedlich hoher Verlagerungsgeschwindigkeiten im
Okklusionspunkt entsteht. Die kleinräumige Warmfront verlief in einer
Wellenform südwärts und ging auf Höhe der Azoren in die Kaltfront eines sich
über Portugal befindlichen Tiefs über, während die Kaltfront etliche tausend
Kilometer in westlicher Richtung über den Atlantik reichte.
Mit dem
29.07. hatte sich der Wirbel WOLFGANG bis zur westlichen Biskaya südlich von
Irland verlagert. Dabei hatte sich die tags zuvor entstandene Okklusionsfront
in ihrer Ausdehnung vergrößert und wand sich einem Schneckenhaus gleich um den
Kern, dessen Druck nochmals gesunken war und nun 995 hPa knapp unterschritt.
Die Warmfront führte einem leichten Schwung folgend südwärts teilweise über,
teilweise westlich an Portugal vorbei. Die Kaltfront hingegen erstreckte sich
westwärts, abermals weite Strecken des Atlantiks überquerend, bis über dessen
westliche Hälfte. Mit dem erstmaligen Auftreffen auf europäisches Festland
gingen auch erste leichte Niederschläge einher, in San Sebastián wurden
beispielsweise 6,5 l/m² erfasst innerhalb von 24 Stunden bis zum 06-Uhr-UTC-Termin
des folgenden Tages, durch die Station von Punta Galea im gleichen Zeitraum 5,6
l/m². Dagegen brachte das Tief WOLFGANG der französischen Küste eher Sturmböen
als Niederschlag; die Stationen von Quessant-Stiff, Pointe du Raz und Brest
wiesen Sturmböen mit 104,5, 103,8 und 100,9 km/h respektive auf.
Bis zum
30.07. war das Tiefdruckgebiet WOLFGANG fast stationär, es erreichte mit seinem
Kern nur den Einzugsbereich des Ärmelkanals. Es hatte sich dabei minimal
abgeschwächt was sich in einem Anstieg des Kerndrucks auf knapp unter 1000 hPa
widerspiegelte. Gleichzeitig war sein gesamtes Frontensystem zu einer einzigen
Okklusionsfront durchokkludiert, die sich vom Kern zuerst in nordöstlicher
Richtung über Süd-Wales, an London vorbei, über Paris, über die Pyrenäen, an
Madrid vorbei, über Sevilla hinaus auf den Atlantik erstreckte, wo sie südlich
an Madeira entlang reichte und südlich der Azoren in die Warmfront eines
folgenden Tiefs überging. Trotz der Frankreich und Spanien überquerenden Front
blieb es dort vornehmlich trocken; den mit Abstand höchsten Niederschlag
erfasste die Station von San Sebastián Fuenterrabía
mit 4,0 l/m² innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC. Anders sah es da in
Südengland aus: Liscombe in Cornwall registrierte innerhalb von 12 Stunden bis
um 18 Uhr UTC 27,0 l/m² und 33,4 l/m² in 24 Stunden und in Larkhill in der Nähe
von Stonehenge innerhalb von 12 Stunden auch 24 l/m².
Sich
nordostwärts verlagernd hatte der Kern der Zyklone WOLFGANG am 31.07. den Osten
Englands erreicht. Dabei hatte sich der Luftdruck abermals abgeschwächt, sodass
er im Kern nur mehr 1005 hPa betrug. Das Frontensystem der Zyklone bestand
weiterhin einzig aus einer Okklusionsfront die sich in einem weiten Bogen bis
fast nach Prag erstreckte, südlich an München vorbei über die Alpen in
südwestlicher Richtung führte und dort auch den Charakter einer Kaltfront
annahm, bevor sie in die Warmfront eines neu über Südspanien entstandenen Tiefs
überging. Diese Verlagerung bescherte nun vor allem der britischen Nordseeküste
vermehrt stärkere Niederschläge, in Flyingdales fielen innerhalb von 6 Stunden
bis 12 Uhr UTC 23 l/m², was sich im 24 stündigen Beobachtungsfenster nochmals
auf 25 l/m² erhöhte. In Redesdale sah es nahezu identisch aus, auch hier fielen
in 6 Stunden während des Frontendurchgangs 23 l/m² in 6 Stunden; dies änderte
sich aber im weiteren Tagesverlauf nicht mehr.
Gleichzeitig
brachte die Front über Deutschland Gewitter und streckenweise starke
Niederschläge mit sich, In Glücksburg/Meierwik fielen während über Stunden
anhaltenden Gewittern innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC 43 l/m² und 44,9
l/m² bis 06 Uhr UTC des folgenden Tages. In Berlin-Tegel fielen in 24 Stunden
mit 44,4 l/m² vergleichbare Mengen, während in Schwerin innerhalb von nur 3
Stunden 14 l/m² fielen reichte es in der Tagessumme für vergleichsweise geringe
27,8 l/m².
Sich
weiter abschwächend verlagerte sich das Tief WOLFGANG bis zum Tagesanbruch des
01.08. nur bis über die westliche Nordsee, mit einem Kerndruck von nun nur noch
1010 hPa. Ein Großteil des Frontensystems war weiterhin vollständig okkludiert,
und reichte vom Kern bis zum Okklusionspunkt in der Nähe von Katowice von dem
aus eine kurze Warmfront bis nach Lwiw (Lemberg) reichte, wo sie in die
Kaltfront eines Tiefs über dem Ural überging. Die vom Okklusionspunkt
ausgehende Kaltfront führte vorbei an Budapest entlang der Südseite der Alpen
zwischen zwei Hochdruckgebieten, einem unbenannten über Italien und dem Hoch
ZELLA über Süddeutschland. Das Tiefdruckgebiet WOLFGANG brachte nun nur noch
geringe Niederschlagsfelder zustande, am Flughafen Tegel in Berlin fielen
nochmals 0,2 l/m² innerhalb von 24 Stunden bis 06 Uhr UTC des nächsten Tages,
in Katowice blieb es trocken trotz teilweiser starker Bewölkung, einzig im
Südtiroler Sterzing konnten dank Hebungsprozessen entlang der Alpen nochmals 11
l/m² innerhalb von 24 Stunden bis um 00 Uhr UTC des 02.08. verzeichnet werden.
Der
02.08.2019 war der letzte Tag, an dem das Tief WOLFGANG verzeichnet wurde. Auf
der Berliner Wetterkarte um 00 Uhr UTC wies der Wirbel keine Fronten auf wobei
sein Kerndruck nochmals angestiegen war und nun 1015 hPa aufwies, und sich vor
der Küste der Niederlande befand. Auf den Karten des Deutschen Wetterdienstes
wurde die Zyklone WOLFGANG noch einige Zeit weiter verzeichnet wobei auch dort
ihr keine Fronten mehr zugeordnet wurden ehe sie auch dort gegen 21 Uhr UTC von
deren Karten verschwand und vom Hoch ZELLA vereinnahmt wurde. Dennoch war
gerade wegen der schwachen Druckunterschiede die Gewitteraktivität in
Deutschland an diesem Tag stark ausgeprägt, mit lokal stark schwankenden
Niederschlagssummen. Besonders einprägsam war dieser Tag für Berliner durch ein
starkes Gewitter über dem Bezirk Mitte. Die Station am ehemaligen Flughafen
Tempelhof meldete eine 6-stündige Summe von 35.3 l/m², während die Station am
Stadtrand in Buch den ganzen Tag über nur 1 l/m² maß.