Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet WOLFGANG
(getauft am 29.11.2005)
Am 28. November
2005 kam es vor der norwegischen Küste in etwa 5000 Metern Höhe zu einem
kräftigen Vorstoß arktischer Luftmassen (unter -40°C) in das Nordmeer. Infolge
dieses Kaltluftvorstoßes bildete sich am 29. November 2005 ein ‚Polar Low’,
welches am selben Tag auf den Namen WOLFGANG getauft wurde. WOLFGANG wies bei
seiner Geburt einen Kerndruck von weniger als 985 hPa auf.
Polar Lows und
damit auch WOLFGANG sind kleinräumige, aber recht wetterintensive
Tiefdruckgebiete, die ausschließlich aus arktischen Luftmassen bestehen und
somit im Anfangsstadium keine Fronten ausbilden. Im Satellitenbild der Berliner
Wetterkarte vom 30. November (Seite 6) ist WOLFGANG mit seinem kleinräumigen,
aber fast kreisrunden Wolkenschirm an der norwegischen Küste zu erkennen.
Aufgrund der Ähnlichkeit im Satellitenbild und den ähnlichen Eigenschaften
werden Polar Lows auch als Arktische Hurrikane bezeichnet.
WOLFGANG wanderte
die norwegische Küste nach Süden entlang und lag am 30. November mit einem
Kerndruck von weniger als 985 hPa vor Trondheim. Dort kam es infolge der sehr
kalten Luft in der Höhe und des relativ warmen Nordmeerwassers zu kräftigen
Schneeschauern. Innerhalb kürzester Zeit fielen mehr als 6 Liter pro
Quadratmeter als Schnee. Nach Durchzug von WOLFGANG ging die Temperatur in
Trondheim kräftig zurück. Lag die Höchsttemperatur am 29. November noch um den
Gefrierpunkt, wurden am 30. November kaum mehr als -7°C gemessen.
Am 1. Dezember wurde WOLFGANG in die westliche Höhenströmung
eingebunden und es bildete sich die typische Warm-, Kalt- und Okklusionfront
aus. An diesen Fronten, die von Südfinnland bis zum Balkan, bzw. bis zum
Schwarzem Meer verliefen, kam es zu leichten bis mäßigen Schneefällen, in
Südosteuropa auch zu Regen. Die Niederschlagsmengen betrugen dabei um die 5
Liter pro Quadratmeter (z.B. Minsk 5 Liter oder
Moskau 4 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden). In der Nacht
zum 2. Dezember begann WOLFGANG sich langsam abzuschwächen. Seine Fronten waren
vollständig okkludiert und der Luftdruck in seinem Zentrum stieg auf 1010 hPa.
An seinen Fronten kam es aber nach wie vor zu leichten bis mäßigen
Schneefällen.
Am 3. und 4.
Dezember wanderte WOLFGANG weiter zum Ural und löste sich schließlich auf.
Seine Fronten waren verschwunden und sein Kerndruck stieg auf mehr als 1020 hPa
an. Am 4. Dezember 2005 wurde WOLFGANG zum letzten Mal in der Wetterkarte
analysiert. Insgesamt legte WOLFGANG auf seinem Weg vom Nordmeer bis zum Ural
mehr als 500 km zurück. Durch seine Eigenschaft als Polar Low bildeten sich
kräftige Schneeschauer, bevor er in die Westwindzirkulation aufgenommen wurde
und sich schließlich abschwächte. Seine Lebensdauer betrug insgesamt sechs
Tage.
Geschrieben am 02.03.2006 von Thomas
Schartner
Wetterkarte: 30.11.2005
Pate: Rosemarie Sietz