Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet XAVER
(getauft am 04.09.2007)
Durch einen
Kaltluftvorstoß über die Alpen hinweg in Richtung Mittelmeer verbunden mit
einem Höhentrog, der sich Anfang September über Mitteleuropa intensivierte,
entstand am 03.09.2007 über dem Golf von Genua ein Tiefdruckgebiet. Am
04.09.2007, als es mit seinem Kern und einem Luftdruck von knapp 1014 hPa über
Norditalien lag, wurde dieses Druckgebilde auf den Namen XAVER getauft.
Mit viel
Wasserdampf aus dem warmen Mittelmeer voll gesogen machte sich XAVER in der
Folge zunächst südostwärts über die Adria hinweg zum Balkan auf und traf am
05.09. mit einem Kerndruck von 1005 hPa auf die Albanische Küste. Auf der
Nordseite seines Frontensystems transportierte XAVER maritim geprägte Polarluft
südwärts, während südlich davon subtropische Luftmassen lagerten. An der gut
entwickelten Luftmassengrenze bildeten sich kräftige Schauer und Gewitter, wie etwa
in Neapel, wo eine 24-stündige Niederschlagshöhe von 18 mm registriert wurde. In
der Folge drehte Tief XAVER nach Norden ab und überquerte am 06.09. Ungarn. Auch
Deutschland und vor allem der östliche Alpenraum wurde mit Regen und teilweise
sogar mit Schnee bedacht. Im Südosten, wo es dieser Tage meist bedeckt blieb
und unter dichter Bewölkung lang anhaltend regnete, kamen sehr große
Niederschlagssummen zusammen. In den Niederungen häufig zwischen 50 und 100
Litern pro m² und auf den Bergen weit über 100 Liter pro m², das alles
innerhalb von 3 Tagen. Auf der Zugspitze als Extrembeispiel fielen in dem Zeitraum
145 l/m², es bildete sich eine 1 m-dicke Schneedecke aus. Am 07.09. lag XAVER schon
über der Ukraine, die Okklusion reichte aber noch bis zu den Alpen, so dass
dort erneut und großflächig Summen von 50 l je m² und mehr innerhalb von nur 24
Std. zusammengekommen waren. Es war der niedrigen Schneefallgrenze zu danken,
die teilweise bei nur 1000m lag, dass große Teile des Niederschlags in fester
Form gebunden wurden. Dadurch kam es zu keinen größeren Überflutungen.
Zum 08.09. war
dieses Ereignis in Mitteleuropa überstanden. XAVER verblieb zunächst über der
Ukraine, vertiefte seinen Kerndruck auf 992 hPa und sorgte in der Region für
kräftige Gewitter, bevor er sich ab dem 10.09., als er wieder von dem nach
Osten drängenden Kurzwellentrog erfasst wurde, weiter in Richtung Uralgebirge
aufmachte. Nachdem er dieses am 12.09. unter Abschwächung erreicht hatte,
gliederte sich XAVER in eine andere, prächtig entwickelte Zyklone über Sibirien
ein und erschien nicht mehr als eigenständiges Tiefdruckgebiet auf der Berliner
Wetterkarte.
Geschrieben am
09.10.2007 von Andreas Blei
Wetterkarte: 06.09.2007
Pate: Fa. Masra,
a.s.