Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
XAVER
(getauft am
17.08.2011)
In der Prognose vom
17.08.2011, für den nächsten Tag um 12 Uhr, zeichnete sich über dem Raum Nordfrankreich/Belgien
ein Tiefdruckgebiet ab, das auf den Namen XAVER getauft wurde.
Jedoch war auf der
Bodenwetterkarte vom 18.08.2011 von 02 Uhr zunächst nur eine Konvergenzlinie
über Frankreich zu sehen, aus der sich dann im Tagesverlauf das Tief XAVER
ausbildete und einen Druck im Zentrum von ca. 1010 hPa besaß. Die Zyklone zog
weiter über Nordfrankreich und am Mittag lag ihr Kern an der französischen
Küste nahe Rouen. Von dem Tief ging eine Okklusionsfront, d.h. eine Mischfront
mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, aus, die sich bis ca. 100 km östlich des
Kerns erstreckte. Dort spaltete sie sich in eine Warmfront, die weiter östlich über
Danzig reichte, und eine Kaltfront, die sich bogenförmig bis in den Süden
Frankreichs zog. Bis zur Nacht zum nächsten Tag zog das Tief XAVER weiter über
Belgien nach Nordwestdeutschland und brachte bis dahin Gewitter und Starkregen
mit sich. In Beauvechain, nahe Brüssel, wurden beispielsweise Sturmböen von 43
Knoten registriert, was Windstärke 9 auf der Beaufortskala entspricht. Auch an der
Station Zuid-Limburg wurden ebenfalls 43 Knoten und eine Niederschlagsmenge von
14 l/m² innerhalb von 24 Stunden erfasst. Auch im Norden Deutschlands wurden beachtliche
Niederschlagsmengen gemessen, die größte Menge fiel in Aachen mit 69 l/m²
innerhalb von 24 Stunden. In der Analyse des 19.08. 02 Uhr nachts lag das Tief
XAVER mit einem Kerndruck von etwa 1010 hPa über der westfriesischen
Nordseeküste. Östlich des Kerns verlief die Warmfront, die nahe dem polnischen
Bydgoszcz in das Frontensystem eines unbenannten Tiefs überging. Die Kaltfront
erstreckte sich südlich des Kerns und reichte bis nach Frankreich. Im
Tagesverlauf verlagerte sich das Tiefdruckgebiet weiter nordöstlich über
Südschweden hinweg und brachte auch hier teils kräftige Niederschläge mit sich.
Stockholm meldete eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 23 l/m². Auch in
Lettland sorgte das Tief XAVER für heftige Niederschläge, so wurde in Kolkar
eine Niederschlagsmenge von 57 l/m² gemessen. In der Nacht zum 20.08. lag die
Zyklone mit ihrem Kern über der Ostsee nahe Stockholm. Dabei hatte sich der
Druck im Zentrum auf etwa 1000 hPa vertieft. Vom Kern des Wirbels ging nun
wieder eine Okklusionsfront aus, die sich über Vilnius in eine Warm- und eine Kaltfront
spaltete. Die Warmfront verlief südlich bis nach Rumänien. Die Kaltfront
erstreckte sich in einem großen Bogen über Ungarn und Italien bis nach
Südfrankreich. Bis zum 21.08. verlagerte sich das Tiefdruckgebiet, unter
Druckerhöhung auf ca. 1010 hPa, weiter nach Moskau und sorgte abermals für ergiebigen
Regen. Moskau meldete z.B. eine Niederschlagsmenge von 32 l/m² innerhalb von 24 Stunden. Die
Okklusionsfront war nun weitläufiger, vom Kern ausgehend beschrieb sie einen
leichten Bogen und reichte bis zur ukrainischen Schwarzmeerküste, von wo aus
sie sich wieder in eine kurze Warmfront und eine Kaltfront spaltete. Die
Warmfront reichte auf das Schwarze Meer hinaus und die Kaltfront zog sich
bogenförmig bis in die Nähe der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Am 22.08. lag
der Kern mit einem Druck von etwas über 1005 hPa östlich der Linie
Moskau-Wolgograd. Im Verlauf hatte der Wirbel eine rücklaufende Okklusion
ausgebildet, die von der russisch-ukrainischen Grenze bis zum Kern reichte. Vom
Kern ausgehend zog sich die Warmfront nach Osten aus den Analysebereich hinaus.
Die Kaltfront verlief in einem Bogen nach Süden und ging in die Warmfront eines
unbenannten Tiefs über. Bis zum nächsten Tag verlagerte sich das
Tiefdrucksystem XAVER weiter nach Osten, außerhalb des Analysebereiches der
Berliner Wetterkarte.
Geschrieben am 01.09.2011 von Maria Frädrich
Berliner Wetterkarte: 18.08.2011
Pate: Jochen Schweizer