Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet XAVER
(getauft am 22.11.2011)
Entlang eines ausgedehnten Langwellentroges im 500 hPa-Niveau, das entspricht
einer Höhe von ca. 5,5 km, war über dem mittleren Nordatlantik ein
Kurzwellentrog eingebettet. An diesem entstand am 22. November 2011 ein Tief,
welches in der Prognose für den nächsten Tag auf den Namen XAVER getauft wurde.
Am
23. November lag das Tief über dem Atlantik, auf
der Länge von Ostgrönland und der Breite der Azoren, mit einem Kerndruck von
ca. 1005 hPa. Zum Zeitpunkt der Taufe besaß der Wirbel eine kurze Warmfront,
die vom Kern bogenförmig nach Südosten reichte und eine Kaltfront, die sich
nach Südwesten zog und einige hundert Kilometer vom Kern in ein nachfolgendes
Frontensystem überging.
Bis zum nächsten Tag
Die Zyklone XAVER entwickelte sich im weiteren Verlauf zu
einem ausgedehnten Orkantief und befand sich am Morgen des 25. November mit dem
Zentrum südöstlich von Island. Weiterhin hatte der Wirbel begonnen zu
okkludieren. In einem Tiefdruckgebiet zieht die nachfolgende Kaltfront immer
schneller als die Warmfront davor vorwärts. Demzufolge holt die Kaltfront die
Warmfront langsam ein und es entsteht eine Okklusionsfront, also eine
Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften. Die Kaltfront erstreckte sich
in einem südwestlichen Bogen über die Britischen Inseln bis westlich der
Iberischen Halbinsel und ging dort in die Warmfront eines anderen
Tiefdruckgebietes über. Die Warmfront verlief in
Am 26. November lag der Wirbel mit einem Kerndruck von ca.
955 hPa vor der Nordwestküste Norwegens. Die Okklusion hatte sich ausgedehnt
und reichte nun vom Kern in einem Bogen über Nordnorwegen und teilte sich
westlich von Murmansk in eine Warmfront und Kaltfront. Die Kaltfront zog sich
in einem ausgedehnten Bogen über St. Petersburg, Warschau, Prag, das französische
Zentralmassiv und entlang der Nordküste der Iberischen Halbinsel bis auf den
Atlantik hinaus. Die Warmfront verlief ebenfalls bogenförmig über das Weiße Meer und Moskau bis zum
Dreiländereck Russland-Ukraine-Weißrussland. Vor der Warmfront schneite es
teils kräftig, dagegen blieb es im Warmsektor, also im Bereich zwischen Warm-
und Kaltfront, relativ mild. In Moskau blieb die Nacht durch den Einfluss von
Tief XAVER bei Werten knapp über dem Gefrierpunkt frostfrei, wohingegen im
Südosten des Landes noch strenger Frost mit Werten bis nahe -20°C herrschte.
Das Tiefdruckgebiet XAVER zog weiter in nordöstlicher
Richtung und befand sich am Morgen des 27. November mit seinem Zentrum über der
Barentssee. Es hatte sich leicht abgeschwächt und besaß nun einen Kerndruck von
ca. 960 hPa. Die Okklusion hatte mittlerweile den Charakter einer Warmfront.
Beim Okklusionsprozess trifft die vor der Warmfront liegende kalte Luft auf die
hinter der Kaltfront liegende kalte Luft. Ist die
nachfolgende Luft aber nur kühl und die davor liegende sehr kalt, spricht man
von einer Warmfrontokklusion. Diese Warmfrontokklusion verlief zunächst nach
Norden, mit Scheitelpunkt über Nowaja Semlja, dann weiter in einem südlichen
Bogen über Westrussland und das Schwarze Meer hinweg bis zum Marmarameer. Im
Bereich zwischen der Front und dem Uralgebirge kam es gebietsweise zu Schneehöhen
von über 25 cm.
Bis zum Folgetag verharrte das Tief stationär an seiner
Position über der Barentssee. Der Druck wies einen Wert von ca. 965 hPa auf. Im
Tagesverlauf wurde das Tief XAVER jedoch vom Wirbel YODA weiter nach Norden,
außerhalb des Analysebereiches der Berliner Wetterkarte, gedrängt und konnte
daher am 28. November 2011 das letzte Mal auf der Berliner Wetterkarte
analysiert werden.
Geschrieben am 10.01.12 von Sabrina Schmidt
Berliner Wetterkarte: 25.11.2011
Pate: Klaus David