Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet XENA
(getauft am 03.11.2018)
Am
03.11.2018 wurde das Wettergeschehen in Europa maßgeblich durch einen
weitreichenden Kaltluftvorstoß in einer Höhe von 5,5 km, welcher auch als Trog
bezeichnet wird, beeinflusst. Dieser Trog, welcher nahe Algier, der Hauptstadt
Algeriens, auch einen ausgeprägten Höhenwirbel aufwies, reichte vom Nordmeer
über Zentral- und Westeuropa bis zum westlichen Mittelmeer und weiter nach
Nordafrika. Mit dem Höhenwirbel korrespondierend befand sich im Bodenniveau das
Tief WENKE westlich von Sardinien. Im Laufe des Tages sollte sich jedoch von
Süden her eine weitere Zyklone über das westliche Mittelmeer verlagern und das
Tief WENKE in ihre Zirkulation aufnehmen. Aus diesem Grund wurde diese Zyklone
in der Prognose für den Folgetag auf den Namen XENA getauft.
Am
04.11. um 01 Uhr MEZ, was 00 Uhr UTC entspricht, konnte der Wirbel XENA mit
einem Kerndruck von ca. 1007 hPa über dem Süden Sardiniens analysiert werden. Das
zugehörige Frontensystem stellte sich dabei zu einem Großteil bereits
okkludiert dar, d.h. dass sich eine Okklusion gebildet hatte. Hierbei holt die
schneller ziehende Kaltfront Teile der vorlaufenden Warmfront ein und hebt die
Warmluft an. Dadurch entsteht am sogenannten Okklusionspunkt, wo Warm- und Kaltfront
aufeinandertreffen, ein neuer Frontentyp, welcher als Okklusion bezeichnet
wird. Je nachdem ob hinter der Okklusion relativ warme oder kalte Luftmassen
einfließen, kann sie auch als Kalt- oder Warmfrontokklusion spezifiziert
werden. Eine solche Okklusion führte bogenförmig um den Tiefdruckkern über
Sardinien bis nach Sizilien, wo die Luftmassengrenze den Charakter einer
Kaltfront annahm und sich weiter nach Süden bis über Libyen zog. Weiterhin
konnte noch die ehemalige Warmfront des Tiefs WENKE dem System XENA zugeordnet
werden. Diese verlief von den Balearen zunächst nach Norden bis zum Südosten
Frankreichs und erstreckte sich anschließend nach Nordosten über den Süden
Deutschlands und Polens, bis sie sich über dem Süden Weißrusslands mit den
Ausläufern eines unbenannten Wirbels verband.
Während
entlang der Warmfront in Bayern nur ein paar Tropfen fielen, traten in der
Nacht im Bereich des Tiefdruckkerns über Korsika und Sardinien sowie entlang
der Kaltfront über Süditalien kräftige schauerartig und mitunter gewittrig
verstärkte Niederschläge auf. Auf Korsika wurden dabei bis 07 Uhr MEZ innerhalb
von 12 Stunden 20 l/m² am Leuchtturm Pertusato und in
nur 6 Stunden sogar 30 l/m² in Solenzara gemessen. In
Sardinien und Süditalien konnten derweil noch 12-stündige Mengen von 14 l/m² in
Cagliari sowie je 18 l/m² an den sizilianischen Stationen in Catania/Fontanarossa und Ustica
registriert werden.
Im
Laufe des Tages setzte sich die Okkludierung des Frontensystems weiter fort,
wobei die Luftmassengrenze nur langsam Italien von West nach Ost überquerte.
Vor allem in höheren Lagen sorgte die erzwungene Hebung der überströmenden
Luftmassen für weitere, oftmals schauerartige Niederschläge und Gewitter.
Während im Süden Korsikas nochmals 35 l/m² bis zum Abend in Figari
zusammenkamen, intensivierte sich der Regen über Sardinien, wodurch in Cagliari
22 l/m² und in Decimomannu 32 l/m² in lediglich 6
Stunden bis 13 Uhr MEZ verzeichnet wurden. Auf dem italienischen Festland lagen
die Niederschlagsmengen sogar nochmals höher. An der süditalienischen Station Serralta di San Vito auf 996 m Höhe konnten bis 13 Uhr MEZ
41 l/m² registriert werden. In den folgenden 6 Stunden kamen sogar weitere 29
l/m² zusammen. Weiterhin fielen bis 19 Uhr MEZ 12-stündige Mengen von 30 l/m²
auf dem Monte Scuro östlich von Cosenza, 35 l/m² in Lamezia Terme und 45 l/m² in Ponza.
Das
Tief XENA blieb in der Folge mit seinem Zentrum stationär über dem westlichen
Mittelmeer und konnte somit am 05.11. um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von ca. 1006
hPa westlich von Sardinien analysiert werden. Von der Westküste Sardiniens aus
führte die Okklusion zunächst nach Westen und anschließend spiralförmig um den
Kern, wobei sie die Balearen, die Südküste Frankreichs und Italien überquerte.
An der italienischen Ostküste nahe Pescara änderte die Luftmassengrenze ihren
Charakter und erstreckte sich als Kaltfront weiter über Süditalien.
Die
dem Tief XENA zuzuordnenden Niederschläge schwächten sich in der Nacht leicht
ab. Dennoch konnten bis 07 Uhr MEZ erneut 19 l/m² am Cap Corse, 20 l/m² in
Venedig und 33 l/m² in Bergamo verzeichnet werden. Auch in der Schweiz hielt
der Niederschlag nun vereinzelt Einzug und führte in der Nacht in Binn zu 18 l/m² sowie an den Stationen Robièi
und Brugg-Wildegg zu je 27 l/m². Im Verlauf wurden im
Zuge weiterer Schauer und Gewitter bis 19 Uhr MEZ 12-stündige Mengen von 15
l/m² in Solenzara, 18 l/m² in Martina Franca und 26
l/m² in Latina südöstlich von Rom erreicht.
Das Tief XENA hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt bereits auf unter 1015 hPa abgeschwächt. Im weiteren Verlauf löste es sich schließlich über Italien auf und konnte daher am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden.