Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet XENA
(getauft am 08.05.2010)
Bereits am 08. Mai war ein vollständig entwickeltes Tief
vor der iberischen Küste auf der Wetterkarte zu sehen. Der Kern des Wirbels lag
mit einem Luftdruck von 1000 hPa etwas weiter westlich auf dem Atlantik.
Östlich des Kerns lag ein vollständig ausgebildete Frontensystem, das vor der
Portugiesischen Küste nach Süden abdrehte. Da das Tiefdruckgebiet für Europa
wetterwirksam zu werden schien, wurde es in den Prognosekarten des 08. Mai auf den
Namen XENA getauft.
Im Laufe des Tages erreichte das Tiefdruckgebiet die
Iberische Halbinsel und brachte dieser bereits leichten Regen. Der Kern lag im
Norden der Halbinsel, östlich verlief die Warmfront bis vor die Südfranzösische
Küste, südlich die Kaltfront bis vor die Marrokesische Küste. Westlich lief
eine Okklusionsfront (Kaltfront, die die Warmfront eingeholt hat, sodass der
Bereich warmer Luft den Boden nicht mehr erreicht) nach.
Am 09. Juni blieb der Kern von XENA, sowie dessen
Warmfront nahezu ortsfest. Die Kaltfront dagegen holte immer schneller auf,
sodass die Warmfront bereits teilweise okkludierte.
Der Kern des Wirbels verlagerte sein Zentrum im Verlauf
des 10. Juni weiter nach Osten bis nach Südfrankreich. Die Warmfront schloss
sich in einem großen Bogen über Mittel- und Osteuropa der Kaltfront eines
voranlaufenden, über Skandinavien liegenden Tiefs an und sorgte für einzelne
Schauer in den südlichen Alpen. Die Kaltfront dagegen zog sich in einem langen
Bogen über den Süden Spaniens bis auf den Atlantik.
Am Folgetag wanderte der Wirbel auf die Alpen zu und
spaltete sich dort auf. Der Tiefkern lief südlich der Alpen auf Italien zu.
Nördlich der Alpen bildete sich an der Okklusion ein zweiter, Kern. Das
Tiefdrucksystem nahm nun eine sehr komplexe Gestalt an.
Am Morgen des 12. Mai (00 Uhr UTC) hatte XENA einen Kern
in Süddeutschland, dem die Okklusion nachlief, jedoch eine neue Warm- und
Kaltfront ausgebildet hatte. Die Warmfront verlief nördlich über
Mitteldeutschland und Polen bis auf die Ostsee und brachte hauptsächlich Regen
mit sich, der es gebietsweise in 24 Stunden 18 Liter regnen lies. Die Kaltfront
verlief in einem Bogen östlich um die Alpen und schloss sich an die Warmfront
des zweiten Kerns, der über Südfrankreich lag, an. Dieser hatte ebenfalls eine
weitere Kaltfront, die vom Teilzentrum nach Südwesten lief. Beide Kerne
schwächten sich jedoch recht stark ab, sodass der Luftdruck beider auf über
1010 hPa anstieg.
Das System wurde am 13. Mai sogar noch komplexer. XENA I
wanderte in nördlicher Richtung und
überquerte dabei Deutschland und Polen, was für viele dichte Wolken und lang anhaltenden
Regen sorgte. Sowohl entlang der Warmfront über Schweden, der nördlichen Ostsee
und Finnland, als auch an der Kaltfront über Polen kam es zu Niederschlagsmengen
von knapp 20 Liter innerhalb von 24 Stunden. In der Kaltfront entstand nun ein
dritter, jedoch ebenfalls schwacher Kern von XENA. Südwestlich verlief die
Front weiter bis zum Kern über Norditalien und von dort weiter westlich bis
nach Spanien. Im Norden Italiens fielen teilweise sogar knapp 30 Liter Regen.
In Südfrankreich und Spanien kam es dagegen zu leichten Niederschlägen und es
wehte schwacher bis mäßiger Nordwestwind.
Am Morgen des 14. Mai (00 Uhr UTC) hatten sich die Kerne
XENA I und XENA III aufgelöst und waren nur noch als Isobarenausbuchtung zu
erkennen. XENA II verlagerte sich weiter nach Osten bis zu den Westkarpaten.
Die Kaltfront reichte entlang der südlichen Alpen bis nach Zentralspanien und
sorgte für viele Schauer und einige Gewitter in Norditalien und dem Nordbalkan.
Die Warmfront des Wirbels zog sich in einem Bogen nach Norden über die
Ostpolen, die Ostsee, entlang der Skanden bis auf das Weiße Meer, wo es an die
Kaltfront eines voranlaufenden Tiefs anschloss.
Auch am Folgetag blieb die Situation ähnlich. Dabei
verlagerte sich das Tiefdruckgebiet etwas weiter nach Norden, sodass das
Zentrum vor der polnischen Ostseeküste lag. Nach Osten entstand jedoch eine
Okklusionsfront, die für teils kräftige Schauer und einzelne Gewitter sorgte.
Am 16. Mai okkludierte XENA fast vollständig. Der
Tiefdruckkern wanderte nach Dänemark und verstärkte sich dabei wieder, sodass
der Luftdruck auf 1000 hPa abfiel. Die Okklusion reichte ostwärts bis nach
Zentralrussland, die Kaltfront schloss sich an ein dicht folgendes, südlich
gelegenes Tief an. Die Warmfront des Wirbels verlagerte sich an die Westseite
der Skanden und sorgte dort für leichten Regen und mäßigen Wind.
Der Wirbel setzte seine nordwärts gerichtete Bewegung
fort, sodass das Zentrum am 17. Mai vor der Westküste Norwegens lag. Dabei
schwächte sich dieser aber wieder leicht ab und der Druck stieg auf 1005 hPa.
Die Warmfront reichte in einem großen Bogen über dem Nordpolarmeer bis nach
Spitzbergen, die Kaltfront lag südöstlich des Kerns über der Ostsee und schloss
weiterhin an das nachfolgende Tief an.
Im Laufe des Tages wanderte die Zyklone bis vor die
Ostküste Grönlands und schwächte sich dabei weiter ab. Die Okklusion reichte
bis vor die Nordskandinavische Küste, teilte sich dort in die östlich und
später südlich verlaufende Warmfront über Finnland und die Kaltfront über
Nordschweden. Das System brachte seinem Einzugsgebiet jedoch nur viele Wolken
und einzelne wenige Schauer.
Am 19. Mai war XENA fast vollständig okkludiert. Der Kern
blieb dabei nahezu ortsfest, die Okklusion reichte in einem hohen Bogen über
den 80. Breitengrad hinaus und
drehte nördlich von Spitzbergen nach Südosten. Dabei stieg der Druck im Zentrum
weiter bis auf 1010 hPa.
Das Tiefdruckgebiet wurde dabei aber immer mehr von einem
ausgeprägten Hoch über Westskandinavien verdrängt, sodass am Morgen des 20. Mai
XENA nicht mehr auf der Wetterkarte als Tief geführt wurde.
Geschrieben am
28.06.2010 von Benjamin Siebert
Wetterkarte: 13.05.2010
Wetterpate:
Erlebnisgeschenk