Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet XENA
(getauft am 09.05.2014)
Anfang Mai
entstand in einer straffen westlichen Strömung in ca. 5,5 km Höhe über dem
mittleren Nordatlantik ein Tiefdruckwirbel, der am 09.05. auf den Namen XENA
getauft wurde. Vom Zentrum des okkludierten Tiefs mit einem Kerndruck von 1000
hPa verlief eine Okklusionsfront, das heißt eine Mischfront mit den
Eigenschaften einer Warm- und Kaltfront, bis zum Okklusionspunkt. Von dort zog
sich die Kaltfront in einem Bogen nach Südwesten, die Warmfront wiederum
verlief in südöstliche Richtung und ging über dem Golf von Biscaya in die
Kaltfront des Wirbels WALDEGUND II mit Zentrum über Holland über.
Mit der
westlichen Höhenströmung verlagerte sich das Tief XENA nach Osten und lag am
Folgetag bereits einige Hundert Kilometer vor der Westküste Irlands. Die
Okklusionsfront verlief bis nach Nordirland, die Kaltfront des Tiefs zog sich
von Irland bis weit hinaus über den Atlantik, die östlich der Kaltfront
gelegene Warmfront erstreckte sich über Irland, Großbritannien bis zum Golf von
Biscaya. Die von Westen herannahenden Regengebiete des Sturmtiefs XENA führten
besonders in Großbritannien zu großen Niederschlagsmengen. Mit Durchgang dieses
hoch reichenden Tiefs wurden 24-stündig in Capel Curig in Wales 61 l/m2 Niederschlag bis
06 Uhr UTC, was 08 Uhr MESZ entspricht, gemessen, welche einhergehend mit
schweren Sturmböen waren. Über dem Ärmelkanal meldeten einige Schiffe Sturmböen
bis zu 55 kn, was in Beaufort der Windstärke 10 entspricht. Auch in Deutschland
griffen am Vormittag Regengebiete, die im Zusammenhang mit den Fronten des
Tiefs XENA standen, auf den Westen Deutschlands über. In einem Zeitraum von 6
Stunden fielen bis zum Mittag in Düsseldorf 4 l/m2, in Tönisvorst am
Niederrhein 5 l/m2. 24-stündig wurden im nordwestlichen
Schleswig-Holstein, aber auch auf den Berggipfeln teilweise über 20 l/m2
bis
06 Uhr UTC registriert. In Hamburg fielen in diesem Zeitraum 95 Prozent der
normalen Maisumme, in Düsseldorf waren es sogar 113 Prozent.
Am Folgetag lag
der Kern der Zyklone zum Höhepunkt seiner Entwicklung mit einem Kerndruck von
995 hPa über der Nordsee. Die Okklusionsfront des Wirbels XENA zog sich von den
Britischen Inseln, Dänemark bis Deutschland und ging über den Alpen in eine
Kaltfront über, welche sich über die Iberische Halbinsel bis hinaus über den
Atlantik erstreckte. Mit der von Nordwesten nach Mitteleuropa einströmenden
Meeresluft kam es in Deutschland zu Schauern und teilweise auch Gewittern.
Dabei fielen die größten Niederschlagsmengen im Nordwesten entlang der
Nordseeküste mit Mengen bis zu 19 l/m2. Bereits zwischen 06 und 12
Uhr UTC fielen in Schleswig 10 l/m2
und in St. Peter-Ording 13 l/m2.
Deutlich weniger
Niederschlag fiel südlich der Donau bis zu den Alpen. Bis 06 Uhr UTC des Folgetages
wurden meist weniger als 1 l/m2 registriert. Auch in den
Mittelgebirgen und den Alpen wurden größere Niederschlagmengen gemessen. Im
Harz traten 12 l/m2, im Schwarzwald 17 l/m2 und auf der
Zugspitze 15 l/m2 auf.
Das zum
Tiefdruckgebiet XENA gehörige Höhentief befand sich am 12.05. mit seiner Achse
über der östlichen Ostsee. Das Tiefdrucksystem hatte sich nun in zwei
Druckzentren geteilt. Der Wirbel XENA I lag mit dem Zentrum über Norddänemark,
von wo sich die Okklusionsfront bogenförmig über Skandinavien bis nach Russland
auf die Breite von St. Petersburg erstreckte. Dort ging die Okklusionsfront in
eine Kaltfront über, welche sich über Polen der Warmfront des Kerns XENA II
anschloss. Vom Kern des Wirbels XENA II über Polen verlief eine Kaltfront bis nach
Serbien.
Dabei blieb das
Zentrum der Zyklone zum 13.05. über Südskandinavien nahezu ortsfest, füllte
sich mit dem zugehörigen Höhentief aber etwas auf, die westliche Höhenströmung verringerte
sich an Stärke und die Windgeschwindigkeit nahm ab. In Schauernähe wurde nur
noch vereinzelt Windstärke 8 registriert. Vom Kern der Zyklone verlief die
Okklusionsfront bis zur Halbinsel Kola, dort teilte sich die Front in eine nach
Osten verlaufende Warmfront sowie eine nach Süden über Russland verlaufende
Kaltfront auf, welche in das System des Tiefs XENA II überging. Das Zentrum
XENA II wiederum verlagerte sich im weiteren Verlauf unter Verstärkung
nordwärts zum Baltikum. Die Warmfront verlief gen Norden, die Kaltfront
erstreckte sich in einem Bogen über Russland bis zum Schwarzen Meer. An der
Ostflanke des Wirbels wurde subtropische Warmluft nordwärts geführt, so dass
die Temperaturgegensätze zunahmen. In Moskau wurden 22°C gemessen, in Daugavpils in Lettland bei Dauerregen nur 10°C. In einem
Zeitraum von 24 Stunden fielen dort 33 l/m2.
Zum 14.05. füllte sich ein Kern der Zyklone
vollständig auf. Das Zentrum der Zyklone befand sich mit einem Kerndruck von
990 hPa über Südfinnland. Vom Okklusionspunkt einige Hundert Kilometer
nordöstlich des Kernes erstreckte sich eine Warmfront in nördliche Richtung.
Südlich der Warmfront lag die Kaltfront des Tiefs, welche sich in einem Bogen
im Uhrzeigersinn über Russland Richtung Südwesten erstreckte.
In der Nacht zum
15.05. verlagerte sich das Tiefdruckgebiet XENA weiter nach Nordosten, so dass
die Zyklone nun südlich der russischen Doppelinsel Nowaja
Semlja lag. Von dort zog sich eine Okklusionsfront bis nach Russland auf die
Breite von Archangelsk, die Kaltfront verlief weit über Russland in westliche
Richtung. Im weiteren Verlauf verlagerte sich das Tiefdrucksystem XENA weiter
Richtung Nordosten und konnte am Folgetag nicht mehr auf der Berliner
Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben
von Natja Ruth Bublitz
Berliner
Wetterkarte: 12.05.2014
Pate:
Saeed Corangi